Sie werden alle noch sehen!

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Er kam mir immer und immer näher. Bald wird er vor mir stehen. Was soll ich denn machen, wenn er mich küsst? Mein Herz machte einen Satz und freut sich und meine innere Stimme sagt, nein du darfst ihn nicht küssen oder eher gesagt er darf mich nicht küssen! Das würde alles wieder ruinieren. Ich würde mir wieder Hoffnungen machen und worauf er aus ist, ist ja klar. Ich bin gerade auf einen guten Weg ihn zu vergessen und dann taucht er einfach wieder auf und bringt wieder alles aus den Fugen. Jetzt steht er vor mir und sieht mir in die Augen.

"Jetzt hör mir mal zu", sagte er ernst. Mein Herz und mein Verstand waren wieder verschiedene Meinungen. Ich will so gerne hören was er zu sagen hat. Vielleicht habe ich die ganze Situation nur falsch interpretatiert. Vielleicht ist alles anders als ich es angenommen habe. Ich sehe in seine Augen und am liebsten würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen und nie wieder los lassen. Ich würde ihn meine Gefühle gestehen. Ich habe sie immer für mich behalten, weil ich einfach Angst habe zurückgewiesen zu werden, weil ich so meine Probleme habe. Aber hat das nicht jeder? Niemand ist perfekt auch wenn ich denke, er ist es immer. Als ich nichts sagte fuhr er einfach fort.

"Mara, du hast alles falsch verstanden. Ich habe dich nie verarscht oder benutzt, geschweige denn angelogen. Das weißt du auch. Ich weiß ehrlich nicht was in dir gefahren ist, dir deine Haare blond zu färben aber wenn es dir gefällt, gefällt es mir natürlich auch. Aber du musst mir glauben. Ich wusste gar nicht wie mir geschieht als du einfach so den Kontakt abgebrochen hast. Ich wollte es akzeptieren aber es ging einfach nicht. Ich habe Angst dich als beste Freundin zu verlieren", sagte er und ab da hörte ich nicht mehr zu. Er sieht mich nur als Freundin. Die Aussage war so niederschmetternd, dass ich am liebsten anfangen würde zu weinen Aber ich und vor jemanden weinen? Nein kommt gar nicht in Frage. Ich weine nicht in der Öffentlichkeit, lieber wenn ich alleine bin und dann richtig. Aber was habe ich anderes erwartet? Das er Gefühle für mich hat? Ja habe ich, weil er es mir geschrieben hat. Aber ich habe es mal wieder ernst genommen. Geschriebenes bedeutet eben nichts. Schreiben kann man immer viel aber in der Tat umsetzen nur die Wenigsten.
Ich konnte ihn nicht mehr in die Augen sehen, also schaute ich auf meine Schuhe, die plötzlich ganz interessant wurden. Ich bemerkte, dass sie schmutzig waren. Ich könnte sie ja mal putzen. Dann würden sie bestimmt wieder aussehen wie neu. Nach einer Zeit wurde mein Kinn angehoben, sodass ich ihn wieder ins Gesicht schauen musste.

"Hörst du mir überhaupt zu?", fragte er mich dann.

"Ehmm natürlich", stotterte ich.

"Mara, wo bist du mit Gedanken. Ich erkläre es dir hier alles und du hörst mir nicht einmal zu", sagte er ernst.

"Weißt du wo ich in Gedanken die ganze Zeit bin?", entgegnete ich lauter als gedacht.

"Ja das will ich gerne wissen. Hast du einen anderen?", fragte er mich dann direkt.

"Das ist nicht dein ernst! Ich und einen anderen? Spinnst du! Du weißt genau, dass ich nicht so bin und ich muss die ganze Zeit nur an DICH denken. Wenn ich einschlafe bist du mein letzter Gedanke und wenn ich wieder aufwache bist du der erste Gedanke. Ich will das alles nicht. Ich will nicht ständig an dich denken müssen. Ich kann mich nicht einmal mit einen Jungen treffen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Obwohl ich es gar nicht haben brauche und als du gerade sagtest, dass du mich als BESTE FREUNDIN nicht verlieren möchtest, hast du mir mein Herz zum hundersten Mal gebrochen. Du sagtest mal ich muss selber wissen, was gut für mich ist und was nicht gut für mich ist und DU bist es nicht. Du tust mir nur weh und ich ertrage es langsam nicht mehr. Mein Leben ist auch so schon scheiße genug", sagte ich und mir rannte eine Träne die Wange hinunter. Ich habe ihn die ganze Zeit in die Augen gesehen und dennoch habe ich ihm alles ins Gesicht gesagt. Ich hätte mir es früher nie getraut aber die neue Mara hat neuen Mut. Früher hätte ich nie über meine Gefühle geredet. Er sah mich einfach nur an, er kann es bestimmt auch nicht fassen, was ich gerade gesagt habe. Das kennt er nämlich nicht von mir. Ich ging einige Schritte von ihm weg, weil ich seine Nähe nicht länger ertrug. Jetzt habe ich es endlich gehört. Ich habe Gewissheit, dass nie was aus uns werden wird. NIE! Jetzt kann ich entgültig damit abschließen. Okay ich werde mich wohl für immer an ihn erinnern. Immerhin hatte ich mir ihm mein erstes Mal, dass vergisst man nicht. Das erste Mal ist was besonderes und man sollte es nur machen wenn man sich dafür bereit fühlt und natürlich mit dem Richtigen. Als ich es mit ihm tat, war es richtig, bereuen tu ich es natürlich nicht. Es war wunderschön. Mein erstes Mal hätte ich mir mit keinem anderen vorstellen können. Meine Exfreunde, die ich vor ihm hatte, wollten alle nur das Eine. Mein erster wollte sogar schon beim ersten Treffen. So einer ist nicht der Richtige dafür. Er hat mir irgendwie das Gefühl von Geborgenheit gegeben. Ich fühlte mich auch irgendwie geliebt aber das war wohl nur Einbildung. Aber ich bereue es definitiv nicht. Er sah mich immernoch an und sagte nichts.

"Sag einfach nichts", sagte ich und ging aus dem Wohnzimmer.

"Kannst du mal hier bleiben. Wir reden jetzt darüber", erwiderte er daraufhin.

"Was gibt es da noch zu reden, Tobias", sagte ich ihn beim Namen. Zum ersten Mal seit langem sagte ich seinen Namen.

"Viel. Mara ich will dich echt nicht verlieren. Du bedeutest mir unglaublich viel", entgegnete er.

"Tobias, du musst es jetzt nicht sagen. Du brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu habe. Es ist alles gut. Ich werde drüber hinweg kommen auch wenn es länger dauern wird. Jetzt bitte ich dich aber zu gehen", sagte ich und ging einfach in mein Zimmer und schloss die Tür ab. Er soll jetzt einfach gehen und mich in Ruhe lassen. Ich ertrage es nicht länger, dass er hier ist. So nah an mir. Er soll doch einfach wieder gehen. Er hätte erst gar nicht herkommen sollen. Nach einiger Zeit klopfte es an meiner Tür und ich ahnte schon, dass er immer noch nicht gegangen ist.

"Schatz, ist alles okay bei dir?", fragte mich meine Mutter hinter der Tür und ich war erleichtert aber auch irgendwie enttäuscht. Tief in meinen Inneren habe ich gehofft, dass er wartet bis ich raus komme. So würde er mir zeigen, dass ich ihn wirklich wichtig bin, aber Fehlanzeige. Er hätte sich den Weg zu mir sparen können.

"Ja es ist alles gut", sagte ich angepisst.

"Hört sich nicht so an", erwiderte sie daraufhin.

"Ist es aber und jetzt lass mich in Ruhe", motzte ich sie an. Ich weiß ich sollte meine Wut nicht an meiner Mutter auslassen aber ich wusste einfach nicht wohin damit. Sie nimmt es mir bestimmt nicht böse.

"Ich erkenne dich einfach nicht mehr wieder Mara", sagte sie traurig und ging wieder. Meine Mutter übertreibt mal wieder nu,r weil ich mir die Haare gefärbt habe, erkennt sie mich nicht wieder. Das sind doch nur Haare und meine Art habe ich auch nicht so krass verändert. Außerdem kann man es doch gar nicht. Man kann sich vielleicht vor anderen verstellen aber das klappt auf Dauer auch nicht. Ich beschloss mir jetzt keine Gedanken mehr zu machen. Das ist schwer, da ich wieso eher eine Person bin, die zu viel nachdenkt als man sollte. Außer in der Schule, da schalte ich mein Gehirn einfach aus. Wer braucht auch schon Matrizenrechnung? Niemand also schalte ich mein Hirn aus und schalte es erst wenn es wichtig wird wieder ein.

Jetzt zog ich mir lieber den Schlafanzug und machte mich Bett klar. So lag ich im Bett und versuchte vergeblich einzuschlafen. Ich musste einfach die ganze Zeit an ihn denken. An Tobias. Jetzt ist es entgültig vorbei. Vorbei ist falsch ausgedrückt, wir waren ja nie zusammen. Sagen wir jetzt ist der Kontakt entgültig abgebrochen. Mein Herz schmerzt als hätte es jemand rausgerissen. Ich würde am liebsten weinen aber was bringt es mir? Stimmt nichts, davon wird nichts besser. Man bekommt höchstwahrscheinlich nur Augenringe und darauf kann ich gut verzichten, denn morgen werden meine Mitschüler die neue Mara kennenlernen. Ich bin schon ganz aufgeregt, wie sie reagieren werden. Ich war die längste Zeit das graue Mädchen. Jeder wird das zurück bekommen, was sie verdienen. Sie werden sich noch wünschen mich nie scheiße behandelt zu haben. Das Lachen wird ihnen noch vergehen.

Rache ist sexy Süßer!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt