,,Der Zug fährt vom Gleis 9 3/4". Die Worte des langbärtigen Mannes, der sich als Dumbledore vorstellte, klangen simpel, doch weit und breit war kein Schild mit dem Aufdruck ,,Gleis 9 3/4" zu sehen.
Angestrengt versuchte ich, nicht von der Menschenmasse umgerannt zu werden. Ich wollte etwas erkennen, um mich zurechtzufinden, doch um mich herum waren nur Menschen. Gerade so konnte ich die Schilder über mir erkennen. Gleis 8, 9 und 10.
Verwirrt schaute ich auf mein Ticket. 9 3/4. Nein, das konnte nicht stimmen. Wahrscheinlich wollte mich der alte Mann nur reinlegen, weil er mich für genauso wahnsinnig hielt, wie die anderen Waisenkinder. Schon in meinen jungen Jahren bemerkte ich, dass ich anders war. Ich hatte einen bedeutenen Einfluss auf Menschen, doch ich wusste nicht welchen.
Alles und jeder hielt mich für krankhaft verrückt und glaubte mir kein Wort. Ich wurde sofort verurteilt. Es gab keine Möglichkeit mich zu rechtfertigen. Doch niemand dachte auch nur eine Sekunde daran, dass nicht mal ich selbst wusste, was die Antworten auf die Fragen waren, geschweige denn was die Fragen waren.
Sie lachten mich aus, obwohl sie ganz genau wussten, dass die Konsequenzen schmerzhaft waren. Meistens wurde ich daraufhin in den Keller gesperrt. Einmal hatte ich in der Nacht ihre Schränke in Brand gesetzt, aber nicht bewusst.
Ich gebe zu, ich schlich nachts immer umher, weil ich einfach keinen Schlaf fand. Es war, als würde jemand meine Gedanken steuern, der meinen Schlaf verhindern wollte. Wie eine Stimme, deren Worte ich nicht hören konnte.
Leise schlich ich von einem Schlafzimmer in das nächste und beobachtete all die Kinder. Sie wirkten so unscheinbar, doch sie machten mir das Leben zur Hölle. Der Gedanke trieb eine heftige Wut in mir auf und ab dem Punkt befand ich mich wie in einem Bann. Im nächsten Moment brannten die Schränke lichterloh.Natürlich rannte ich in mein Zimmer nachdem sie aufwachten und zu schreien begannen. Auch wenn ich schnellsten wieder im Bett lag, wurde mir dennoch die Schuld zugewiesen. Mit der Zeit wurde es zur Normalität, dass ich für alles verantwortlich gemacht wurde, auch wenn ich etwas wirklich nicht getan hatte.
Offensichtlich war es für die anderen Waisen pure Unterhaltung zu sehen, wie ich für alles hinhalten musste. Doch kein Mal beließ ich es dabei. Es war ein niemals endener Teufelskreis.
Dann trat dieser Mann in mein Leben - Dumbledore. Mein erste Besuch seit 11 Jahren. Er gab mir die Hoffnung, dass alles anders werden würde. Im Moment war ich mir bloß nicht sicher, ob das nicht auch nur ein dummer Streich war.
,,Aber Mommy ich sehe kein Schild mit dem Gleis 9 3/4" hörte ich plötzlich eine Kinderstimme aus entfernter Nähe sagen. Augenblicklich drehte ich mich in die Richtung, um dem weiteren Gespräch zu lauschen. ,,Das stimmt mein Schatz! Es gibt nämlich einen Geheimgang, komm ich zeige ihn dir!" antwortete die Frau neben dem Mädchen, anscheinend die Mutter.
Wie vom Blitz getroffen drehte ich meinen Kofferwagen in die Richtung des Gesprächs und schob ihn vor mich her, während ich den beiden Personen folgte. Schließlich blieben sie vor einer Wand stehen.
,,Wann sind wir da Mommy?" fragte das Mädchen. ,,Gleich, wir müssen nur durch diese Wand laufen. Das habe ich dir doch Zuhause schonmal erzählt. Auf drei, okay?" erklärte die Mutter und zählte von 3 herunter, bis sie schließlich 0 erreicht hatte und mit ihrer Tochter an der Hand auf die Wand zulief.
Mit einem amüsanten Grinsen beobachtete ich die Szene. Ich würde auf keinen Fall den Krankenwagen rufen, weil die beiden blutig am Boden lagen.
Doch ich täuschte mich. Es war, als würde die Wand sie verschlucken.
Sie verschwand einfach.
Aber das war unmöglich...Zwar hatte mir dieser Dumbledore von meinen magischen Fähigkeiten und der Zauberwelt berichtet, jedoch entsprach das nicht meinen Erwartungen.
Ein bisschen neidisch war ich allerdings schon. Was die konnten, konnte ich auch.Also schon ich den Wagen in eine angenehme Entfernung von der Wand und musterte sie gründlich. Sie war in der Tat nicht auffällig. Jeder Backstein glich dem anderen, so wie es üblich war.
Wenn ich gegen diese Wand prallte, würde ich die gesamte Zauberwelt verfluchen, so viel war sicher.Ich atmete durch und umschloss den Griff des Gepäckwagens fest. Dann rannte ich los. Als die Wand zum Anfassen nah war, schloss ich die Augen. Ich erwartete einen schmerzhaften Aufprall, doch stattdessen schien ich weiter zu laufen.
Mit angstverzerrtem Gesicht sah ich auf und erblickte einen scharlachroten Zug, der so lang war, dass ich dessen Ende nicht sehen konnte. Hauptsächlich lag das aber auch an der endlosen Menschenmenge.
An der Spitze des Zuges entdeckte ich ein Emblem, das mit den Worten ,,Hogwarts Express" beschriftet war.Mit einem versteckten Grinsen lief ich zu der Sammelstellte der Gepäckwagen und stellte auch meinen dort ab, nachdem ich meinen Koffer auf dem Boden niedergelassen hatte. Ich umfasste den Griff meines Koffers und hob ihn mit Leichtigkeit an.
Es mochte womöglich komisch aussehen, dass ein kleines Mädchen, wie ich, so einen großen Koffer, wie diesen trug, doch der Grund war einfach. Ich besaß, als Waisenkind nunmal nicht so viele Klamotten. Mehr als die Hälfte meines Koffers war mit Luft befüllt. Nicht einmal meine neuen Hogwartskleidung, die ich erst vor kurzem mit Dumbledore in der Wendegasse oder so ähnlich besorgt hatte, konnte diesen leeren Platz füllen.
Ohne große Umwege drängelte ich mich durch die Menschenmasse zum Zug und stellte schnell fest, dass sich an der Front des Zuges ein Gepäckraum befand, der sich dadurch hervorhob, dass vor der Tür unzählige Koffer abgestellt wurden, die nach und nach in den Zug geräumt wurden. Misstrauisch stellte ich meinen Koffer daneben. Hoffentlich kam er auch wirklich in Hogwarts an, auch wenn ich nichts wertvolles besaß, doch es ging nunmal um das Prinzip.
Im nächsten Wagon stieg ich ein. Wenn ich hier kein freies Abteil finden würde, könnte ich immer noch innerhalb des Zuges den Wagon wechseln.
Ich warf ein Blick in jedes Abteil, an dem ich vorbeilief, doch in allen saßen bereits die unterschiedlichsten Schüler. Als ich am Ende des Wagons angelangt war, hatte ich die Hoffnung bereits aufgegeben und wollte schon in den nächsten Wagon durch die Tür gehen, als ich im Augenwinkel auf ein leeres Abteil aufmerksam wurde.Überrascht blieb ich stehen und warf einen genauen Blick hinein. Tatsächlich saß niemand in dem Abteil. Schnell riss ich die Tür auf und lief hinein. Dann drehte ich mich um und schloss die Tür wieder.
Ein ganzes Abteil nur für mich!
Erleichtert setzte ich mich und sah aus dem riesigen Fenster. Auf dem Bahnsteig standen noch weitere hundert Kinder, die sich von ihren Eltern verabschiedeten. Gott, wie erbärmlich...
Ich habe meine Eltern nie kennengelernt. Meine Mutter starb bei meiner Geburt, soweit ich weiß und mein Vater - ich hatte keine Ahnung. Wahrscheinlich lief er dort draußen irgendwo herum. Um ehrlich zu sein war es mir jedoch so ziemlich egal. 11 Jahre hatte er Zeit, um sich zu melden, doch noch nie habe ich etwas von ihm gehört.
Ich hatte noch nicht einmal eine Ahnung, wer meine Familie war. Der Nachname meiner Mutter war White. Das war alles, was ich wusste. Doch ich hatte ein merkwürdiges Zeichen auf meinem linken Unterarm. Es war eine schwarze Schlange. Ich vermutete, dass es bloß unser Familienmerkmal war, denn anders konnte ich es mir nicht erklären, doch trotzdem behielt ich es für mich.
Mit 3 Jahren war ich auf jeden Fall schon im Heim. An alles, was davor passierte, konnte ich mich nicht mehr erinnern.Plötzlich hörte ich meine Abteiltür aufgehen.
Instinktiv drehte ich meinen Kopf in die Richtung und entdeckte ein Mädchen. Ich schätzte sie auf mein Alter. Besonders ihre zierliche Figur und ihre weißblonden langen Haare stachen heraus.,,Hallo, ich bin Luna Lovegood! Darf ich mich du dir setzten?" fragte sie mit einem engelsgleichen Lächeln auf den Lippen.
Meine ausdruckslose Miene verwandelte sich in eine böse.
,,Nein, hau ab!" zischte ich.Mit einem traurigen Gesicht schloss sie die Tür und lief weiter. Ich hasste Kinder und so würde es auch immer bleiben!
DU LIEST GERADE
My Chamber Of Secret (Draco FF)
FanfictionNiemand war so sehr gefürchtet wie Tajana, denn sie trug ein dunkles Geheimnis in sich, welches niemand in der gesamten Zauberwelt für möglich gehalten hatte. Während sie ihre ersten elf Jahre im Waisenhaus verbrachte, genoss sie in Hogwarts ein wes...