,,Potter" schrie ich, als ich die Tür aufriss. Ich stürmte hinein und ließ meine Augen über die Klasse wandern. Es waren Gryffindor und Slytherin, die Zaubertränke bei Snape hatten. Die Gryffindors schauten ehrfürchtig zu mir, außer zwei bekannte Augenpaare. Ich setzte meinen Weg langsam fort und schritt bedacht durch die Reihen.
Plötzlich erhob Potter sich. Die ganze Klasse schwieg, bis sich Snape auf einmal räusperte: ,,Ms. White. Ich habe sie in der ersten Stunde in meinem Unterricht vermisst. Ich ignorierte seine Anmerkung und konzentrierte mich stattdessen voll und ganz auf Potter. Ich wandte den Blick nicht von seinen Augen ab, trotzdem konnte ich sehen, wie er seine Hand langsam in seinen Umhang rutschen ließ.
,,Stupor nuschelte ich und richtete meine Hand gegen ihn, bevor er vom Lichtstrahl meines Fluches überwältigt wurde und nach hinten flog, wo er gegen die Wand knallte. Die Schüler ums uns herum schrien auf und flüchteten sich aus dem Raum. ,,Accio" murmelte ich noch während er die Wand hinunter rutschte und sah meinen Zauberstab auf mich zufliegen. Mit geöffneter Hand fing ich diesen auf. Mein Blick glitt über ihn und ich durfte feststellen, dass er keinen Schaden angenommen hatte.
Plötzlich spürte ich eine Energiewelle von der Seite auf mich zukommen und richtete meine Hand gegen sie. Ich schaute zu meinem Angreifer und erkannte Snape, der einen Fluch auf mich losließ. Mit voller Kraft drückte ich meine Hand noch ein Stück weiter nach vorn, doch sein Zauber war stark. Allerdings nicht zu stark für mich, denn ich war so wütend wie noch nie. Alles in meinem Leben schien verflucht und zum Scheitern verurteilt zu sein.
,,Tajana stop" ertönte plötzlich eine Stimme neben mir. Es war die Stimme, die meine Sinne betäubte, doch auf eine gewisse Art und Weise stieg auch Wut in mir auf, als ich an heute Morgen die vorherige Situation dachte. Wer war bloß dieses Mädchen? Ich kam ins Wackeln und als hätte ich es vorausgesehen, lenkte ich den Zauber nach rechts, woraufhin Draco meinen Arm hinunter riss und mich zu ihm drehte. Ich schaute ihm genau in die Augen. ,,Du bist verletzt" wisperte er.
Ehrfürchtig warf ich einen Blick auf Snape. Es war, als wäre er in eine gewisse Starre gefallen, aber vorallem fiel mir sein ungläubiger Blick auf. Was er wohl dachte? Im Hintergrund nahm ich ein leises Rascheln wahr und als ich mich danach umdrehte, erkannte ich Potter, der sich langsam mit der Hilfe von Granger und Weasley aufrichtete.
,,Potter, Weasley und Granger verlassen Sie den Klassenraum und Mrs. White und Mr. Malfoy treffen mich in zehn Minuten in meinem Büro und keine Sekunde später" herrschte Snapes Stimme durch den Raum, bevor er diesen mit eiligen Schritten verließ. Kurz danach verließ auch das Trio den Raum, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Schließlich waren nur noch Draco und ich im Raum.
,,Was ist passiert?", fragte Draco, ,,Du hast dich heute Morgen so seltsam verhalten und bist mir aus dem Weg gegangen. Und das nächste Mal, wenn ich dich sehe, greifst du Potter blutüberströmt vor den Augen von Snape an". Seine Stimme war besorgt und auch sein Blick sprach Bände. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Es kam mir vor, als wäre die letzte Stunde nie passiert, als wäre es ein Traum gewesen.
Nach kurzem Zögern antwortete ich allerdings: ,,Sie haben einen Vielsafttrank gebraut. Potter und Weasley, meine ich. So haben sie sich gestern in Crabbe und Goyle verwandelt. Ich bin gerade in das Klo der maulenden Myrte gegangen, weil ich dachte der Trank wäre noch da, aber das war es nicht. Stattdessen habe ich ein Buch gefunden und alles was auf darauf stand war der Name Tom Marvolo Riddle. Dann kamen Potter und Weasley und haben mich angegriffen. Sie haben meinen Zauberstab und das Buch mitgenommen. Ich wollte es mir bloß zurückholen". Draco brauchte einen Moment, um zu verstehen, was ich gerade alles von mir gegeben hatte.
,,Warum hast du mir nichts gesagt? Ich dachte du vertraust mir, ich dachte wir können alles schaffen" flüsterte er und kam einen Schritt näher. Ich setzte zum Reden an, aber kein Wort kam aus meinem Mund. Stattdessen starrte ich in die Augen meines Gegenübers und spürte, wie sein heißer Atem an meinen Wangen abprallte. Seine Pupillen waren geweitet, seine Augen zogen mich praktisch in einen Bann. Mein Herz raste und ich fürchtete die Kontrolle über mich zu verlieren. Plötzlich griff er mit seiner Hand um meine und zog mich noch weiter an sich heran. Seine Lippen waren meinem Körper so nah, wie noch nie zuvor. Unsere Köpfe bewegten sich, wie von selbst und kamen sich näher. Kurz bevor unsere Lippen aufeinander trafen, räusperte ich mich und meinte: ,,Wir müssen zu Snape", bevor ich mich seiner Hand entzog und ihm den Rücken zukehrte.
,,Erzähle mir alles über Snape, ich muss wissen mit wem ich es zu tun habe" meinte ich, während ich mit Draco an meiner Seite den Korridor hinunterlief. Draco holte tief Luft. ,,Snape hat keine Frau, keine Kinder. Er ist seit ich denken kann ein Todesser" - "Bedeutet das, dass er das selbe Mal hat, wie ich?" unterbrach ich ihn. Er nickte. "Er ist äußerst manipulativ. Seine Herzlosigkeit ist eine Fassade und außerdem ist er loyal" beendete Draco seine Beschreibung. In der Tat war das ein wirklich interessanter Charakter. Loyal, aber manipulativ. Auf der dunklen Seite, aber ein Lehrer.
,,Ich habe Snape immer als eine Hülle gesehen, hinter der sich nichts befindet. Er ist wirklich schwer zu durchschauen, aber genau das verleiht ihm diese gewisse Autorität, denkst du nicht?" erklärte ich begeistert. Draco zuckte trocken mit den Schultern. "Ich kenne diesen Mann, seit ich in der Wiege lag. Glaub mir, wenn ich sage, dass ich ihn schon ganz anders erlebt habe. Ich habe ihn in seinen tiefsten Momenten erlebt". "Mein Beileid" lachte ich und verlangsamte meine Schritte, sobald wir seinem Büro näher kamen.
"Was glauben Sie, wer Sie sind, dass Sie in einen fremden Unterricht platzen und Ihren Mitschüler attackieren?" knurrte Snape. Seine Stimme klang wütend, doch sein äußeres Erscheinungsbild sah so langweilig aus, wie immer. "Man sollte nie urteilen, bevor man die ganze Geschichte kennt Professor Snape" entgegnete ich vorwurfsvoll und wartete gespannt auf eine Reaktion. Er ließ sich in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen und verschloss die Hände ineinander. "Dann lassen Sie mich doch gern an der ganzen Geschichte teilhaben" brummte er. Ich warf einen unsicheren Blick zu Draco, welcher den Kopf unauffällig schüttelte.
"Ich war im Bad des ersten Stockes, als Potter und Weasley plötzlich hineinkamen. Sie haben sich mit Myrte unterhalten und ich darf doch bitte zugeben, dass Potter und Weasley zu Unrecht in das Bad gekommen sind, immerhin ist es die Mädchentoilette. Ich kam aus der Kabine und das Einzige, das Potter sagte, war, dass er meinen Plan aufdecken würde. Dann hat er mich angegriffen und mich entwaffnet. Das ist die Wahrheit" erzählte ich. Offensichtlich musste ich gewisse Sachen auslassen, um nicht aufzufliegen.
"Äußerst interessant. Ich hätte da jedoch noch weitere Fragen an Sie" meinte er. Ich nickte und wartete, bis er weitersprach. "Wie kann es sein, dass Sie die Sprache der Schlangen beherrschen?" wollte er wissen. Die Frage verdrehte mir ein wenig den Magen, denn damit hatte ich ganz und gar nicht gerechnet, aber darüber hinaus war ich vielmehr überrascht, das Snape nicht weiter auf meine Rechtfertigung einging.
Unbeholfen bewegte ich meine Hand unter dem Tisch zu Draco und umgriff sachte sein Handgelenk. Es verlieh mir die Stärke und das Selbstbewusstsein, das ich brauchte um auf die Frage zu antworten: "Wissen Sie, wir haben mehr gemeinsam, als Sie denken. Beispielsweise haben wir viele Geheimnisse. Dunkle Geheimnisse. Aber im Gegensatz zu Ihnen, kenne ich Ihre". Seine Miene veränderte sich kein Stück. Meine Hand rutschte von Dracos Handgelenk hinunter in seine Hand, mit der er meine fest umschloss.
"Was spielen Sie hier?" fragte er. "Ich spiele gar nichts" erwiderte ich und schaute meinem Hauslehrer dabei direkt ins Gesicht. "Mr. Malfoy, ich möchte, dass Sie zukünftig Acht auf sie geben" meinte er ohne den Gegenblick von mir abzuwenden. "Bevor Sie gehen, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Sie in Ihrem Schlafsaal nicht länger erwünscht sind und deshalb in ein anderes verlegt werden und jetzt verschwinden Sie". schmunzelte er. "Das kann doch nicht Ihr Ernst sein" rief ich entzürnt aus. Diese miesen Ratten.
Bevor wir von unseren Stühlen aufstanden, ließ ich Draco Hand los. Mit einem kurzen Nicken verabschiedete er sich von Snape und dann wandten wir ihm den Rücken zu. Kurz bevor wir an der Tür angelangt waren, rief er noch: "Und melden Sie sich bloß im Krankenflügel".
Als die Tür ins Schloss fiel drehte ich mich zu Draco um und brummte: "Ich brauche keinen Babysitter, nur damit das klar ist und wir werden jetzt auch nicht in den Krankenflügel gehen".
DU LIEST GERADE
My Chamber Of Secret (Draco FF)
FanfictionNiemand war so sehr gefürchtet wie Tajana, denn sie trug ein dunkles Geheimnis in sich, welches niemand in der gesamten Zauberwelt für möglich gehalten hatte. Während sie ihre ersten elf Jahre im Waisenhaus verbrachte, genoss sie in Hogwarts ein wes...