Die Stunden vergingen und die Dunkelheit war hereingebrochen. Jordan war auf dem Sofa eingeschlafen und Rowan hatte von unten etwas Abendessen für alle geholt. Damit war sein Geld dann auch so gut wie aufgebraucht. Er hatte eine Menge Zeit gehabt nachzudenken, zumal Clara ebenfalls ziemlich schweigsam war, seit Jordan von seinem Zukunftsproblem berichtet hatte. Er fragte sich, ob sie nicht vielleicht einfach nur drei Kinder waren, die Probleme hatten, die größer waren als sie selbst, und ob sie nicht doch besser einfach zu irgendeiner Behörde gelaufen wären. Bei dem Weg zurück nach oben hatte er in einem Schaufenster ein Replikat gesehen, von dem Kelch, den sie stehlen wollten und er fragte sich kurz, ob sie den irgendwie gebrauchen konnten. Dabei war ihm unbegreiflich, wie Jordan nicht hatte wissen können, um welchen Kelch es ging, wo es sogar Touristenkinkerlitzchen davon gab. Allerdings sah der Laden auch ein wenig gruselig und schlecht besucht aus, also konnte es sich auch um einen Einzelfall und ein gescheitertes Geschäftsmodell handeln.
Schließlich ging es auf elf und die Straßen unten waren so still geworden, wie sie in dem Zentrum einer Stadt eben werden konnten. Vereinzelte Passanten kamen noch vorbei, aber das würde sich wohl auch nicht mehr ändern. Jordan hatte vor einer Stunde einen Anruf bekommen, der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte und war daraufhin ins Bad verschwunden, um ungestört zu telefonieren. Clara hatte indes den Fernseher angeschaltet und starrte gelangweilt auf das Bild. Rowan hatte sich auf die Bettkante gesetzt und betrachtete die Türme der Kathedrale, die sie von ihrem Fenster aus sehen konnten. Schließlich wurde ihm das Schweigen zu viel. „Was machen wir eigentlich, wenn wir nicht die Ersten sind, die hier sind?", fragte er Clara, die vom Fernseher aufsah, als er sie ansprach.
Sie presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie weiß wurden. „Dann werden sie uns auflauern und dann haben wir ein Problem", stellte sie dann fest. „Ich möchte nicht darüber nachdenken, Rowan." Sie schüttelte sich.
„Wenn Jordan einen Tag gebraucht hat, um rauszufinden wo dieser Kelch ist, könnten sie ihn aber doch auch gefunden haben" Er runzelte die Stirn. „Es kommt mir nicht schlau vor einfach loszurennen und zu glauben, dass schon alles gutgeht."
„Seh ich auch so", stimmte Jordan zu, der im Türrahmen des Badezimmers lehnte und das Handy in die Hosentasche schob. „Luna sollte hierbleiben und wir gehen den Kelch holen."
„Wie bitte?", stieß Clara hervor und setzte sich grader hin. „Wieso bleib ich denn hier?"
„Simpel" Jordan stieß sich vom Türrahmen ab. „Du bist im Zweifelsfall das Opfer einer Falle, nicht wir. Außerdem wäre es wohl verdammt dumm den Kelch und dich in die gleiche Situation zu bringen. Wenn sie nicht hier sind, können wir einfach wieder kommen und morgen oder noch heute Nacht schnell abreisen und sehen, dass wir irgendwo hinkommen, wo sie uns nicht finden, denn wenn wir mal ehrlich sind, sind wir hier ziemlich auf dem Präsentierteller. Dann machen wir das Ding kaputt und hoffen, dass das Problem sich damit erledigt hat. Wenn wir aber nicht zurückkommen, solltest du hier genug Zeit haben, um die Polizei zu informieren und das Weite zu suchen, bis sie dich finden. Einen besseren Plan hab ich auch nicht"
„Dabei ist er so scheiße", murrte Clara und seufzte.
„Tut mir leid, Luna. Mehr als zu versuchen das Chaos irgendwie zu beseitigen kann ich doch auch nicht machen!" Er zog die Schultern hoch und schenkte ihr ein leichtes Lächeln.
„Hör auf mich Luna zu nennen!", fuhr sie ihn darauf nur an und er verdrehte die Augen und drehte sich ab.
Da konnte Rowan ihr nur zustimmen. Es verwirrte ihn immer, wenn er sie mit Luna ansprach. Wie komisch musste es erst für Clara sein, unter ihrem alten Namen angesprochen zu werden. Was den Plan anging, konnte er ihm tatsächlich schon mehr zustimmen. „Gesetzt den Fall; du hast wirklich eine Idee wie wir da rein und wieder rauskommen, mit dem Kelch, ohne die halbe Polizei am Hals zu haben, denke ich wirklich, dass wir zu zweit gehen sollten. Ich fand seine Erklärung klang logisch", richtete er sich erst an Jordan und dann an Clara. Seufzend sah er auf die Uhr an der Wand. „Wie lange wollen wir eigentlich noch warten?"
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Allegiance- Hexenjagd
Mystery / ThrillerDer zweite Teil der Allegiance- Duologie! Was nun? Was soll jetzt aus Rowan werden? Wie kann Clara das Geschehene hinter sich lassen? Wer ist Jenna? Was passiert mit den Sklavenhaltern? Was ist mit Jordan? Und hält die Sekte wirklich die Füße still...