Erste Schritte

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I O L A N A

"Du machst das super." "Nahele, das sagst du mir alle drei Minuten, so langsam hab ich's begriffen. Pass' lieber auf deine eigenen Schritte auf, sonst läufst du gleich gegen ein Auto." Im selben Moment erschien hinter der Ecke, um die wir gingen, ein Laternenmast und der Junge neben mir rauschte mit einem dumpfen Knall dagegen. Augenblicklich brach ich in schallendes Gelächter aus, welches einige Augenblicke andauerte, bevor ich Nahele drei Finger vor's Gesicht hielt. "Wie viele Finger zeige ich?" "35?", erwiderte mein Freund grinsend und ich verpasste ihm spielerisch einen Schlag gegen den Arm. "Spinner. Alles okay bei dir?" "Ja, gibt nur 'ne Beule. Und jetzt weiter, sonst muss Kono noch länger auf uns warten." Ich nickte und wir legten einen Zahn zu. Als wir schließlich Konos Auto erreichten, war ich ziemlich außer Atem, da es noch ziemlich anstrengend war, so schnell zu laufen. Immerhin hatte ich eine Woche fast nur im Bett gelegen. Die Insulanerin grinste uns an und half mir dabei, vorsichtig in ihr Auto einzusteigen. Dann fuhren wir zum Strand und setzten Nahele ab, da er wieder arbeiten musste, bevor wir weiter zum Haus von Kono und ihrem Mann Adam fuhren. Wir hatten beschlossen, dass ich erstmal bei ihnen bleiben würde, da einer der beiden meistens zu Hause war und besonders Nahele mich nicht unbeaufsichtigt wissen wollte. An unserem Ziel angekommen, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das war kein Haus, sondern ein Palast, zumindest in meinen Augen. Wenn ich an unsere Wohnung von früher dachte, fand ich keinen Vergleich. Noch immer staunend folgte ich Kono ins Innere des Gebäudes und direkt in die Küche, wo Adam gerade kochte. Als er uns bemerkte, drehte er sich lächelnd um, küsste Kono und zog mich in eine kurze Umarmung. Für einen Augenblick versteifte ich mich, weil ich an die Typen denken musste, die mich auf der Straße überfallen und vergewaltigt hatten, aber dann rief ich mir wieder ins Gedächtnis, dass es nur Adam war. Er war definitiv einer von den Guten. "Ich hoffe du magst Reispfanne mit Gemüse und Hähnchen", riss er mich aus meinen Gedanken und sofort nickte ich. Durch das Leben auf der Straße war ich es gewohnt, alles zu essen, was ich in die Finger bekam. Er hätte mir also alles mögliche vorschlagen können und ich hätte genickt. "Super. Das Essen braucht auch nur noch ein paar Minuten, am besten zeigt Kono dir das Gästezimmer." Ich nickte wieder und Kono und ich liefen hoch in den ersten Stock. Dort gingen wir bis zum Ende des Flurs und Kono öffnete die Tür. Ich blieb wie angewurzelt stehen und riss die Augen auf. Wow. Das war einfach nur gigantisch. Ich hatte einen eigenen kleinen Balkon, von dem aus ich sogar das Meer sehen konnte, das Zimmer selbst wurde von einer Schrankwand mit Fernseher in der Mitte und einem riesigen Bett voller Kissen gefüllt. Völlig baff drehte ich mich zu Kono um und zog sie für einen kurzen Moment fest in die Arme. "Das ist der Wahnsinn. Danke, danke, danke." Lächelnd musterte mein Gegenüber mich. "Fühl' dich wie zu Hause, mach's dir bequem. Ich rufe dich, wenn es Essen gibt." Ich nickte, dann betrat ich den Raum richtig und schloss die Tür hinter mir. Den Beutel mit meinen Klamotten und Habseligkeiten legte ich auf dem Bett ab, dann fiel mir etwas auf dem Nachttisch ins Auge. Ich ging hin und nahm einen der drei Bilderrahmen hoch. Es war der einzige, in dem bereits ein Bild war, und zwar eins von mir und Nahele aus dem Krankenhaus. Danny hatte es gemacht, direkt am zweiten Tag nach meiner OP. Nahele und ich grinsten in die Kamera und machten beide das Aloha-Zeichen, wobei man mir doch noch ziemlich ansah, wie fertig ich gewesen war. Lächelnd stellte ich es wieder hin und griff nach einem kleinen Zettel, der neben den beiden leeren Bilderrahmen lag. „Nahele hat erzählt, dass du einige Fotos hast, die dir wichtig sind. Du kannst sie gerne hier einrahmen :)". Gerührt legte ich den Zettel wieder hin und holte aus meinem Beutel meine Fotos. Ich wählte eins mit Dad und eins mit meinem Bruder Ikaika. Genau in dem Moment, als ich den letzten Rahmen wieder hingestellt hatte, klopfte es an der Tür und Kono informierte mich, dass es Essen gab. Sofort machte ich mich auf den Weg nach unten, wo ich kurz nach dem Esszimmer suchen musste. Als ich es schließlich gefunden hatte und wir zu essen begannen, bemerkte ich, wie anstrengend es werden würde, bis mein Körper sich wieder an solche Mahlzeiten gewöhnt hatte. Bei Nahele hatte ich meistens Brot oder mal ab und zu warme Reste vom Shirmp-Truck gegessen, im Krankenhaus hatte man mich langsam wieder aufgepäppelt, wobei das harte Brot mir fast die Zähne gebrochen hatte. So war es nicht verwunderlich, dass ich meine erste Portion gerade beendet hatte, als Kono und Adam ihre zweite beendeten. "Bist du satt?", erkundigte sich die Dunkelhaarige fürsorglich und ich nickte. "Mehr als satt, ich bin so gutes Essen einfach nicht mehr gewöhnt. Aber es war wirklich lecker, Adam. Mein Dad hat-" Ich stockte. Wieso war mir das jetzt so rausgerutscht? Aber es war gar nicht so schlimm wie ich dachte, Kono und Adam waren mir irgendwie fast schon vertraut. Und deshalb fuhr ich nach einem kurzen Moment der Stille fort: "Mein Dad hat früher auch immer gekocht. Eine Weile hat er sogar in einem Restaurant gearbeitet." Bevor Kono oder Adam Fragen stellen würden, stand ich auf und legte die drei Teller aufeinander. "Das musst du doch nicht machen", sagte Adam sofort und erhob sich ebenfalls, aber ich schüttelte den Kopf. "Du hast gekocht und ihr lasst mich hier wohnen, da ist es mehr als richtig, wenn ich auch was tue." "Also schön." Der Dunkelhaarige griff nach der Pfanne und dem Untersetzer, dann ging er voraus in die Küche und ich lief ihm hinterher. Kono brachte noch unsere Gläser und als schließlich alles in der Spülmaschine war, gingen wir zu dritt auf die Terasse und saßen dort zusammen, bis mir vor Müdigkeit fast die Augen zu fielen. So spannend Konos und Adams Geschichten auch waren, ich war immer noch extrem platt von der letzten Woche. Irgendwann bekam ich im Halbschlaf mit, wie Adam mich hochhob und ins Bett trug, aber als wir oben ankamen, war ich schon längst richtig eingeschlafen.

You're my home (Hawaii Five-0 FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt