Eine wahnsinnige Herausforderung

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I O L A N A

"Hey Lani, aufwachen." Naheles raue Morgenstimme jagte mir eine Gänsehaut über die Arme und ich drehte mich blinzelnd auf die Seite. "Wie viel Uhr?" "Gleich Fünf. Aber du wolltest ja unbedingt noch Surfen vor der Schule." Jetzt öffnete ich meine Augen und starrte direkt in die meines besten Freundes. "Du wolltest das genauso sehr wie ich und wir haben extra hier am Strand geschlafen, damit der Weg nicht so weit ist. Und jetzt los, die anderen sind bestimmt gleich da." Mit den anderen meinte ich Aniani, Drew, Keo und Kensi. Die Blondine war mir innerhalb einer Woche unglaublich ans Herz gewachsen und sie hatte mir erzählt, wie gerne sie surfen ging. Also hatte ich kurzerhand beschlossen, jeden Morgen dieser schwülen Woche mit einer Runde im Meer zu beginnen. Ich erhob mich und joggte zum Shrimp-Truck, in dessen Innerem ich meine Shorts und das Top vom Schlafen durch einen weißen Bikini ersetzte. Dann rannte ich wieder zurück zu unseren Sachen und Nahele, der schon unsere Bretter in der Hand hielt. Ich nahm ihm meines ab und befestigte die Leine an meinem Fußgelenk, dann hörte ich Kensis fröhliches Lachen und drehte mich um. Offensichtlich hatte Aniani gerade einen Witz erzählt, denn alle begannen jetzt zu lachen. Es freute mich, dass Kensi durch mich auch mehr mit Nahele und den anderen drei Jungs machte. Vielleicht konnte ich sie sogar irgendwann mit Drew verkuppeln. Auf ihre Gefühle für ihn hatte ich sie noch nicht angesprochen, aber das hatte alles seine Zeit. Jetzt zog ich sie erstmal in eine feste Umarmung und begrüßte auch die anderen Jungs, bevor ich auf die brechenden Wellen zurannte. Kensi lief neben mir und wir warfen uns gleichzeitig auf unsere Bretter und begannen zu paddeln. Als ich weit genug draußen war, setzte ich mich auf und beobachtete den Horizont, an dem sich die Wellen erhoben. Als ich eine entdeckte, die mir gefiel, legte ich mich wieder auf den Bauch und begann erneut zu paddeln. Als ich mich schließlich hinstellte, spürte ich den Zug unter dem Board und begann zu grinsen. Es ging fast nichts übers Surfen. Als die Welle schließlich abebbte, schaute ich hinter mich, wo Kensi sich gerade breit strahlend ins Wasser fallen ließ. Ich tat es ihr gleich und genoß die Frische um mich herum. Wie sehr ich dieses Gefühl doch liebte.

Wir begannen die ganze Woche über jeden Tag mit mindestens einer Stunde surfen, bevor wir uns in Anianis Auto zwängten und zur Schule fuhren. Als es am Freitagnachmittag schließlich zum Wochenende klingelte, packte ich grinsend meine Geschichtssachen ein und verließ mit Kensi das Klassenzimmer. Als wir auf den Schulhof kamen, bemerkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Mit Händen und Füßen schoben meine beste Freundin und ich uns durch die Menge, bis wir die Mitte des Hofes erreichten und Kensi aufschrie. Ein riesiger Kreis hatte sich um zwei prügelnde Jungen gebildet und einer davon war unverkennbar Drew. Hinter mir hörte ich Naheles Stimme. "Lani!" Ich drehte mich um. "Wir sind hier!" Unsere Rufe gingen im allgemeinen Getümmel fast unter, aber mein bester Freund hörte mich trotzdem. Er boxte sich zusammen mit Aniani und Keo zu uns durch und stieß einen Fluch aus. "Dieser Idiot. Wieso greift niemand ein?" Die drei ließen ihre Rucksäcke zu Boden gleiten und stürmten in die Mitte, um Drew und seinen Gegner zu trennen. Es dauerte etwas, bis es ihnen gelang und als auch bis zur letzten Reihe durchgedrungen war, dass die Prügelei vorbei war, löste sich die Versammlung langsam auf. Kensi und ich schoben uns durch den Gegenstrom zu Drew, den Nahele und Keo auf eine Bank gedrückt hatten. Er sah nicht gut aus. Bereits jetzt zeichnete sich ein deutliches Veilchen um sein linkes Auge herum ab, seine Lippe war aufgeplatzt, die Nase blutete und an der Schläfe hatte er einen langen Kratzer. Auch seine Fingerknöchel waren rot und an ein paar Stellen wund, er musste kräftig zugeschlagen haben. Kensi zauberte aus ihrer Tasche ein Pflaster hervor und ich reinigte Drews Verletzungen mit einem unbenutzten Sportshirt und Wasser. Als das geschafft war, schenkte ich dem Dunkelblonden einen strafenden Blick. "Wieso habt ihr euch geprügelt?" "Männersache. Aber er wird schon sehen, wer hier der echte Kerl ist." Skeptisch kniff ich die Augenbrauen zusammen, aber Drew sah aus, als ob für ihn alles gesagt wäre.

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Kensi in der Stadt und wir shoppten was das Zeug hielt. In eineinhalb Wochen würde die erste richtig große Party des Schuljahres stattfinden und ich war praktisch genötigt worden hinzugehen. Daraufhin hatte ich auch Kensi genötigt und jetzt brauchten wir dringend passende Klamotten. Wir begannen mit einem kurzen Stop in einem Café, wo wir uns beide einen kalten Milchshake gönnten, bevor wir die Läden unsicher machten. Letztendlich hatte ich drei neue Bikinis, zwei neue Tops, vier neue Hotpants und zwei Kleider. Allerdings war nichts davon wirklich für die Party geeignet und so schleppte mich Kensi als nächstes in ihren "Geheimtipp", wie sie es nannte. Und dieser Laden war wirklich der Wahnsinn. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich gleich drei mögliche Outfits für die Party zusammen und kaufte alle, da Kono mir heute morgen in den Ohren gelegen hatte, dass ich nicht geizig sein solle, wenn mir etwas gefiel. Nach insgesamt fünf Stunden und einem gefühlten Arm-Wachstum von 20 cm fiel ich völlig erschöpft auf mein Bett. Kensi neben mir stöhnte ebenfalls völlig fertig und wir drehten im selben Moment die Köpfe zueinander und begannen zu lachen. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, richteten wir uns auf und bezogen Kensis Bettzeug für die kommende Nacht. Ich freute mich, dass sie zum ersten Mal bei mir übernachten würde, denn früher hatte ich nie jemanden einladen können. Als wir fertig waren, zogen wir unsere Bikinis unter die Klamotten, verabschiedeten uns von Kono und Adam und fuhren mit dem Bus zum Strand. Dort liefen wir plaudernd zum Shrimp-Truck und beobachteten den Strand, der schon ziemlich leer war. Am Truck angekommen, schaute ich Kamekona fragend an. "Hi, wo ist denn Nahele?" "Aloha Schwester. Keiki ist vor ein paar Minuten zum Wohnwagen gegangen, wollte heute früher Schluss machen." "Alles klar, danke Kamekona." Also liefen wir zu Naheles Wohnwagen und klopften. "Ist offen!", erklang die gehetzte Stimme meines besten Freundes und wir gingen vorsichtig rein. "Wieso bist du so hektisch, Nahele?" Der Dunkelhaarige hielt in der Bewegung inne, atmete tief durch und schaute mich besorgt an. "Drew hat sich von Lono herausfordern lassen. Bei Sonnenuntergang werden sie gegeneinander surfen." "Wieso ist das so schlimm?" "Weil sie dafür zu den Klippen wollen." Entgeistert starrte ich meinen besten Freund an. Kensi neben mir keuchte. "Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist." "Tut mir Leid. Keo hat mir vor zehn Minuten geschrieben. Er hat versucht, Drew zu stoppen, aber der ist wie besessen, weil Lono ihn heute auf dem Schulhof so provoziert hat." "Wie lange ist es noch bis Sonnenuntergang?", erkundigte ich mich, während ich das T-Shirt, das neben mir auf dem Bett lag, aufhob und Nahele reichte. "Zwanzig Minuten." "Das schaffen wir nie im Leben. Es fährt kein Bus und zu Fuß bräuchten wir ewig!", entfuhr es Kensi panisch, woraufhin ich ihr sanft eine Hand auf die Schulter legte. Nahele hatte sich mittlerweile das T-Shirt übergezogen und erklärte uns, dass Aniani jeden Moment mit seinem Auto hier sein würde. Also rannten wir zu dritt zur ausgemachten Kreuzung, wo der Insulaner schon auf uns wartete. "Scheiß auf Verkehrsregeln, Aniani", begrüßte ich ihn, während ich hinter mir die Tür zuschlug, "Es geht um Leben und Tod."

You're my home (Hawaii Five-0 FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt