In Gefahr

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N A H E L E

Als wir die Klippen erreichten, sprangen wir sofort alle aus dem Wagen und rannten los. Am ersten Vorsprung stoppte ich abrupt, um Ausschau zu halten. Mittlerweile war es schon dunkler geworden und so brauchte es einen Moment, bis ich die Punkte auf dem Wasser entdeckte. "Sie sind dahinten!" Sofort rannten wir weiter, bis wir neben Keo zum Stehen kamen, der besorgt aufs Meer schaute. Ich folgte seinem Blick zu Drew, dessen Gesicht verbissen war, während er mit aller Kraft gegen die Wellen ankämpfte, die hier viel stärker waren. Die Klippen beeinflussten die Strömungen unter Wasser und wer hier vom Brett fiel, konnte mit Leichtigkeit weitergetrieben und gegen die Klippen geschleudert werden. Mein Blick wanderte weiter zu dem anderen Surfer, Lono. Auch er hatte ganz schön zu kämpfen, aber keiner der beiden schien aufgeben zu wollen. Und dann ging alles ganz schnell. Fast im selben Moment wurden Drew und Lono von ihren Boards gerissen und verschwanden in den Fluten. Kensi neben mir schrie erschrocken auf, Lani packte meine Hand und drückte fest zu. Angespannt starrten wir alle aufs Wasser, doch keiner der beiden tauchte wieder auf. Ohne weiter nachzudenken zog ich mir mein T-Shirt aus und sprang ins Wasser. Als ich wieder auftauchte, entdeckte ich Lani neben mir. "Du solltest das nicht tun", versuchte ich sie dazu zu bringen, in Sicherheit zu bleiben, aber sie schüttelte den Kopf. "Du suchst Drew, ich Lono." "Also schön." Mit diesen Worten holte ich tief Luft und begann an die Stelle zu kraulen, wo mein Freund verschwunden war. Dort tauchte ich tiefer und suchte verzweifelt nach dem dunkelblonden Haarschopf. Es dauerte eine Weile, dann entdeckte ich über Wasser sein Board, das etwas entfernt war. Also schwamm ich hin und tauchte dort und tatsächlich hing der bewusstlose Drew noch an der Leine. Entschlossen packte ich ihn und transportierte uns beide an die Wasseroberfläche. Dort holte ich keuchend Luft und hievte Drew auf das Brett. Darauf transportierte ich ihn zu den anderen, doch kurz bevor wir Keo erreichten, der weit ins Wasser gewatet war, um mir Drew abzunehmen, wurde ich von einer unterirdischen Strömung nach unten gezogen. Mit aller Kraft wehrte ich mich, hatte aber keine Chance. Das Wasser zerrte und zog an mir und langsam aber sicher konnte ich nicht mehr. Vor meinen Augen wurde es dunkel, dann spürte ich etwas dumpfes an meiner Stirn und kurz darauf einen heftigen Schmerz, bevor es endgültig schwarz wurde.




I O L A N A

Lono zu finden war nicht schwer, aber es kostete mich viel Kraft, ihn auf seinem Brett abzulegen. Ächzend begann ich zu schwimmen und den Bewusstlosen ans Ufer zu bringen, als mich Kensis Schrei aufschauen ließ. Ich entdeckte Keo nicht weit weg, der das Board hinter sich herzog, auf dem Drew lag. Aber ich sah Nahele nicht. Panik stieg in mir auf und ich beeilte mich noch mehr, Lono schnell zu den anderen zu bringen. Als wir das Land erreichten, hievten Keo und Aniani ihn vom Board und schauten mich erschrocken an. "Wo ist Nahele?", schrie ich schon fast und Kensi schaute mich mit Tränen in den Augen an. "Er wurde nach unten gezogen, aber wir haben uns nicht getraut reinzugehen. Die Strömung scheint an der Stelle unglaublich zugenommen zu haben." Entsetzt starrte ich sie an, dann rannte ich wieder ins Wasser. Sobald ich drin war, spürte ich die Strömung. Kensi hatte Recht gehabt, sie zerrte heftig an mir. Unter großer Anstrengung bewegte ich mich zu der Stelle, auf die Keo immer noch zeigte. Eigentlich hatte ich gar keine Kraft mehr, aber die Angst um Nahele machte mich bärenstark. "Da ist er untergegangen!", schrie Keo plötzlich und sofort tauchte ich unter. Es war schwierig etwas zu erkennen, da durch die heftige Strömung einiges an Sand aufgewirbelt wurde. Mehrere Male musste ich wieder auftauchen, um Luft zu holen, aber ich konnte ihn einfach nicht finden. Meine Kräfte ließen immer mehr nach und ich wurde immer öfter kurzzeitig von der Strömung umgefegt. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nichts gefunden hatte, machte sich Hoffnungslosigkeit in mir breit. Und in diesem Moment wurde mir bewusst, was wir schon längst hätten tun sollen. "Kensi!", schrie ich so laut ich konnte über das Tosen der Wellen hinweg. Sie hatte mich gehört und winkte mir. "Nimm Naheles Handy und ruf Steve McGarrett an! Sofort! Und wir brauchen einen Krankenwagen!" Kensi nickte, dann tauchte ich wieder unter und suchte weiter nach Nahele. So ging es noch einige Zeit weiter, dann hörte ich Sirenen und eine Stimme in meiner Nähe. "Raus aus dem Wasser!" Es war der Commander, aber ich dachte nicht mal daran, auf seinen Befehl zu hören. Also schüttelte ich den Kopf und tauchte wieder unter. Während ich nach meinem besten Freund suchte, begann ich zu beten. Ich konnte Nahele nicht verlieren. Er hatte mir das Leben gerettet und war der wichtigste Mensch in meinem Leben! Und dann geschah ein Wunder. Ich tauchte noch etwas tiefer und entdeckte den leblosen Körper meines besten Freundes, der durch einen breiten Felsen daran gehindert wurde, von der Strömung weitergerissen zu werden. Erleichtert packte ich ihn und schleppte uns beide an die Wasseroberfläche. Keuchend durchbrach ich sie und schaute sofort zum Ufer. "Ich hab ihn!" Im nächsten Moment war Steve neben mir und packte Nahele. So hatte ich kein zusätzliches Gewicht mehr und es war leichter, gegen die Strömung anzukämpfen. Aber das Kämpfen hatte Kraft gekostet und so war es fast schon vorhersehbar, dass ich schwach wurde und ebenfalls einer Strömung zum Opfer fiel. Ich konnte gar nicht schnell genug reagieren, schon war ich unter Wasser und wurde gegen den nächsten Felsen geschleudert. Ein stechender Schmerz durchzuckte mich und weckte mich auf. Mit letzter Kraft schwamm ich wieder an die Oberfläche und atmete die laue Nachtluft ein. Erschöpft versuchte ich meine letzten Reserven zu mobilisieren, um an Land zu kommen. Ich hatte es fast geschafft, als ich endgültig nicht mehr konnte. Aber Aniani war mir schon entgegengekommen und packte mich, bevor ich wieder unter Wasser verschwand. Mit halbgeschlossenen Augen lehnte ich mich gegen seine Brust, während er mich an Land trug. "Gott sei Dank, du hast sie!" Irritiert blinzelte ich und öffnete meine Augen so weit wie möglich. Tatsächlich rannte Kono auf uns zu. Bei mir angekommen strich sie mir sanft über die Wange und küsste meinen Scheitel, dann legte Aniani mich auf eine Trage, die ein Sanitäter herangeschoben hatte. "Nahele", hauchte ich schwach und versuchte mich aufzusetzen, scheiterte jedoch kläglich. "Ganz ruhig, Schatz, der Notarzt kümmert sich um ihn und Steve ist auch da." Ich nickte schwach. Das klang gut. Nur halb bekam ich mit, wie mich etwas an der Hand piekste, dann wurde ich plötzlich noch müder und alles wurde dunkel.

You're my home (Hawaii Five-0 FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt