Kapitel 42

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Ich Ring um meine Kraft und steh mit wackligen Beinen auf.

'Schau dich um'

Verwirrend blicke ich mich in der Dunkelheit um, bis auf einmal die Fackeln wieder an gingen und was ich dort erblickte, verschlug mir mein Atem.

*****

Vor mir stand ein kleines Mädchen mit braunen Zöpfen. Ich blinzle mehrmals mit meinen Augen und kniff sie stark zusammen, um das Mädchen besser zu mustern.

Ihre braunen Augen glitzern und ihr Gesicht zitierte ein riesiges lächeln, was mir sofort mein Herz erwärmte. Sie sah so unschuldig aus und so rein. Als hätte die dunkle Welt sie noch nicht erreicht. Noch nicht verunstaltet.

"Wie heißt du und wie bist du hier her gekommen, kleines?", flüstere ich ganz leise und sanft.

Ihr Gesicht begann noch mehr zu strahlen. Sie sah so niedlich aus, dass ich ihr am liebsten in die Wangen gekniffen hätte.

"Das ist unwichtig Lisa.", sprach sie mit ihrer hohen Stimme. Sie kam mit schnellen Schritten zu mir gerannt und nahm meine Hand in ihre.

"Komm mit mir.", sie zog sofort an meiner Hand, sodass ich ins stolpern geriet, mich jedoch schnell wieder fangen konnte. Sie ging in Galopp vor und summte fröhlich vor sich hin.

"Wo bringst du mich hin?", fragte ich sie.

"Sei nicht so ungeduldig Lisa. Wir sind gleich da.", kichert sie. Ich nickte als Bestätigung, erinnerte mich aber schnell daran, dass sie vor mir lief und es gar nicht sah. Gerade als ich zu einem 'Ok' ansetzte, ergriff sie das Wort.

"Wir sind da.", sie ließ meine Hand los und starrte auf die gegenüberliegende Wand.

Verwirrt blickte ich auf sie hinab und dann auf die Wand. Nichts außer eine Steinmauer mit vielen Spinnweben war zu sehen, also was will sie hier?

"Schau genauer hin", flüstert sie nun. Und das tat ich auch, doch immer noch nichts zu erkennen. Ich scannte jeden Zentimeter von dieser Wand ab, doch ich sah nichts. Ich streckte meine Hand langsam nach der Wand und fuhr einzelne Steine ab, bis ich bemerkte, dass etwas hinein geritzt war. Ich fuhr die Line entlang immer weiter, bis ich zum Ende kam und wieder auf eine leere Wand starrte.

Ich drehe mich um, um nach dem kleinen Mädchen zu schauen aber sie war weg. Ich schaute mehrmals in verschiedene Richtungen und schrie nach ihr, aber ich bekam keine Antwort. Wo war sie nur hin?

'Schließe deine Augen' hauchte eine Stimme in meinem Kopf. Ich schloss meine Augen, so wie mir befohlen wurde.

Ich spürte eine Hand auf meine Schulter, sofort drehe ich mich zu ihr und öffnete meine Augen. Ich hatte gedacht, es sei das kleine Mädchen, doch das war sie nicht.

Es war Sarah.

Sofort schossen mir tränen in mein Auge und schüttle ungläubig meinen Kopf.

Sarah lächelte mich leicht an und sah mich mit demselben Blick an, wie damals. "Hey, Lis.", sprach sie ganz sanft und zitterig.

Ich hielt meine Hand vor meinem Mund und fing an, bedingungslos zu weinen.

"W-wie kann das sein? Das ist nicht real. Du bist nicht real!", schrie ich verzweifelt um mich.

Sarah kam auf mich zu und umarmt mich, während sie mir durch die Haare strich. "Shh-Shhh. Beruhig dich, wir haben nicht viel Zeit.", ihre Stimme wirkt so beruhigend. So wie sie es damals tat, sie hatte immer diese beruhigende Wirkung auf mich. Ich fing langsam aber sich an, mich zu beruhigen.

"Lisa, du musst jetzt genau zuhören, okey?". Da meine Hals sich anfühlte, als wäre ich Monate lang durch die Wüste gereist, brachte ich nur ein Nicken zu Stande. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und sah mir direkt in die Augen.

"Du wirst fallen und du wirst leiden. Dein Leben wird noch um einiges schwerer werden. In diesen Zeiten musst du dich erinnern, was ich dir damals immer gesagt habe. 'Selbst in schrecklichen Zeiten, fängt die Sonne an zu strahlen', erinnerst du dich? Verliere niemals dein strahlen. Erinnere dich immer daran, was du hast und wer dich liebt. Gib niemals auf! Hörst du! Gib nicht auf.", ihre Stimme begann zu zittern und ihre Augen funkelten verdächtig nach tränen.

"Versprichst du es mir, Lis?"

"Ich versprich es!", flüsterte ich leise.

"Du bist ein besonderer Mensch und du bist für großes bestimmt. Ich bin unglaublich stolz auf dich und ich wünschte, ich könnte dir bei all deinen schweren Zeiten zur Seite stehen. Aber vergiss nicht, ich wache über dich und ich werde immer über dich wachen.", sie strich mir mit ihren Daumen meine Tränen weg. "Ich war doch schon immer dein kleiner Engel, nun bin ich wirklich dein Engel.", sanft lächelt sie mich an.

Sofort blitzen mir Erinnerungen auf, wo ich sie jedes Mal 'Engel' nannte, weil sie mich immer vor jedem schützte.

"Wieso bist du hier, Sarah?", schniefte ich und richte mich wieder auf.

"Ich wurde von den Göttern ausgewählt, dich auf den richtigen Weg zuweisen und nicht den Fehler zu machen, der dich bis zu Grunde zerstört."

"Welcher Fehler?", hauchte ich ganz leise.

"Den Fehler, den falschen zu wählen."

"Wie möchtest du mir dabei helfen?", erwartungsvoll blickte ich sie an.

Sie lächelte mich an und legte ihre Hände erneut an mir. Diesmal jedoch, an meinen Kopf und nicht an die Wange. "Sieh selbst.", flüstert sie und schloss die Augen. Ein Blitz ging durch meinen Kopf, sodass ich nun auch meine Augen schloss.

Mich überkam tausend von Bilder, jedes Bild war ein neues Ereignis. Manche spielten in der Vergangenheit und manche wiederum konnte ich als Zukunft identifizieren. Es war überwältigend. So etwas habe ich noch nie gespürt. Es war so, als würde mein Leben an mir vorbeiziehen und mir die richtige Antwort geben. Und ich wusste sie. Ich wusste, wen ich wählen müsste.

Ruckartig öffnete ich meine Augen und Sarah ebenso. "Jetzt weißt du die Antwort.", lächelt sie mich liebevoll an.

"Wie hast du das getan?", fragte ich erstaunt.

"Das ist irrelevant. Meine Zeit ist vorbei, ich muss gehen.", sie schaute mich traurig an und eine Träne rannte über ihr Gesicht.

Wild schüttle ich mein Kopf. "Nein! Nein, du darfst mich nicht wieder verlassen. Bitte bleib!", ich weinte wieder auf Knopfdruck los. Der Gedanke, sie erneut zu verlieren, ist zu schmerzhaft.

"Ich verlasse dich nicht. Ich bin immer in deinen Herzen, vergiss das nicht. Ich habe dich lieb, lis.", sie wandte sich ab und wollte schon gehen doch ich stellte meine letzte Frage, die mir seit Jahren auf der Zunge brannte.

"Geht es dir jetzt gut?", flüsterte ich.

Sie drehte sich ein letztes Mal zu mir um und lächelte mich traurig an. "Ja", haucht sie und verschwand.

Ich starrte auf den Punkt, an den sie eben noch stand.

"Ich habe dich auch lieb." 

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 01, 2018 ⏰

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Meine Mate #wattys2017 *wird Überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt