(Achtung! Aus Leilas Sicht geschrieben!)
Keiner sagte etwas. Sam und Cassandra starrten nur verwirrt Leila an, die die Hände in die Hüften gestämmt hatte und die beiden mit einem Poker-Face ansah. Abwechselnd sah sie die beiden an und wartete. Nach etwa einer Minute der Stille sagte Leila: "Ich habe euch etwas gefragt. Was habt ihr mit Shen gemacht?"
Leila klang zwar wie die Ruhe selbst, doch in Wahrheit kochte sie vor Wut. Es hätte sie nicht gewundert, könne man Eier auf ihr braten. Und so langsam fing ihre Maske an, zu bröckeln. Auf ihrer Stirn bildeten sich Falten, ihr Körper spannte sich leicht an und ihre Schultern strafften sich. Unbewusst ließ die Blondine sich selbst ernster wirken. Einschüchternder. Irgendwie gefährlicher.
"Sie war frech.", meinte Sam nur. Und dann - Klatsch. Leilas Hand landete auf seiner Wange. Man, tat das gut! Sein Kopf flog mit einem schmerzerfüllten Stöhnen nach links. Entgeistert sah Sam das etwa einen Kopf kleinere Mädchen an.
"Sie war frech? Darum schlägst du sie krankenhausreif?" Leila merkte selbst wie ihre Stimme lauter wurde.
"Streng genommen hat er sie getreten.", merkte Cass leise an. Leise, aber arrogant. Sie hasste diesen Teufel so abgrundtief!"Ändert das was an der Tatsache, dass sie mit einer gebrochen Rippe im Krankenhaus liegt?!", langsam verlor Leila die Fassung. Wie konnte man sich nur mit so einem Argument verteidigen?! Ihre Augen wurden feucht und die Blondine merkte, wie das Blut in ihr zu köcheln anfing. War das das Adrenalin? Oder einfach nur ungeheure Wut? Sie konnte es nicht einschätzen und es war ihr auch total egal.
"Leila, du verstehst da etwas falsch. Sie hat es doch darauf angelegt. Wir haben nur ein bisschen rumgescherzt!", versuchte Sam sich aus der Situation zu retten. Seine Wange war gerötet und der Handabdruck war noch leicht darauf zu erkennen.
Und jetzt verlor sie die Fassung. Sie fing an, wild mit den Händen zu wedeln.
"Sie hat es drauf angelegt?! Sicher! Und ich bin Michael Jackson! Ihr terrorisiert sie! Da wehrt man sich nunmal! Was habt ihr denn für Scherze gemacht?! Habt ihr ihre Schulbücher geklaut? Oder sie vielleicht mit arschkaltem Wasser übergossen?! Na los, sagt's mir! Was war für euch denn so spaßig, huh?!" Leila war sich sicher, halb Belfast konnte sie hören. Aber das war ihr sowas von egal. Sie wollte eine Erklärung von den beiden, einen Grund, sie nicht in Grund und Boden zu hassen. Sie wollte eine Entschuldigung.Eine kurze Stille trat ein, in der Sam und Cass sich verzweifelt ansahen. Die einzigen Dinge die man hörte, waren Regentropfen, die an das Fenster prasselten und Leilas schnelle, vor Wut erregte Atmung. Ihre Brust hob und senkte sich schnell und sie kämpfte gegen einen Hustenanfall an. Oh man, der Tag tat ihrer Lunge so überhaupt nicht gut.
"Wir...Haben eine Schaumlavine auf sie geschleudert. Und sie meinte, wir sollen sie mit dem Scheiß in Ruhe lassen.", erklärte Cass dann. In ihrer Stimme lag einzig und allein Verunsicherung. Und davon sehr viel. Irgendwie befriedigte Leila diese Reaktion. Aber sie konnte das jetzt nicht auskosten. Zu schockiert war sie über die Tat der beiden.
Leila brauchte ein paar Momente um sich zu sammeln, bis sie schließlich wieder etwas leiser sagte: "Und das nennt ihr 'Es darauf anlegen'? Verdammt nochmal, sie hat sich gewehrt! Shen ist genauso ein Mensch wie jeder andere, der ein Recht auf Unversehrtheit des Körpers hat. Und dieses Recht dürft ihr ihr nicht nehmen!"Sam atmete kurz tief ein. "Wir haben einen Schulverweis erhalten. Ich werde ne Weile ohne Handy unterwegs sein. Wir sind da nicht ohne Konsequenzen rausgekommen! Ist es das was du wolltest? Sehen, wie schlecht wir uns fühlen?" Er klang wütend. Aber auch...geknickt. Nicht so, als würde er Reue empfinden, nein. Aber sein Stolz war gekränkt. Das konnte man ihm förmlich von der Stirn ablesen.
"Ich will euch in der Hölle schmoren sehen, ganz einfach.", meinte Leila bloß mit einem halbwegs neutralem Tonfall, bevor sie die Wohnungstür öffnete und rausging. Kurz bevor die Tür hinter ihr zufiel, hörte Leila Cassandras Vater noch sagen: "Wieso weiß ich nichts von deinem Schulverweis?"
Er klang wütend. Leila musste grinsen. Das würde Ärger geben. Cassies Vater war niemand, mit dem man Späße machen konnte.
Ein Gefühl der Befriedigung machte sich in Leila breit.Unten angekommen wartete bereits ihre Mom auf Leila. "Und?" Fragte sie. "Was ist mit Cassandra?"
"Die wird gewaltig Ärger von ihrem Vater bekommen.", meinte das kleine Mädchen mit einem leichten Unterton von Freude in ihrer Stimme. Es war nunmal das, was sie schon seit einem Jahr verdiente."Mom fuhr Leila nach Hause und meinte, sie würde nochmal ins Krankenhaus fahren. Luke war ja noch dort. Warum auch immer. Shen schlief ja sowieso. Aber egal. Als Leila in ihrem Zimmer ankam, merkte sie erst, wie müde sie eigentlich war. Langsam legte sie sich in ihr Bett und starrte die Decke an. Ihre Augen wurden feucht, wenn sie an die total benebelte Shen im Krankenhaus dachte. Ihre einzige richtige Freundin hier war in ein paar Wochen schon wie eine Schwester für sie. Und es tat Leila im Herzen weh, ihre im Geiste verwandte Schwester so zu sehen.
Und ganz plötzlich fing sie an zu weinen. Weinte wegen Shen, wegen der Ungerechtigkeit auf der Welt, wegen der Dummheit von Cass und Sam und vorallem...wegen sich selbst. Denn sie war nicht da gewesen, als Shen sie brauchte.
Als ihre Schwester sie brauchte.
Das war's fürs Erste aus Leilas Sicht. Ich dachte mir einfach, es wäre schön, mal die Gedanken und Gefühle einer anderen Person im Blick zu haben. Wie fandet ihr die Idee? Soll ich vielleicht nochmal aus Leilas Sicht schreiben?
937 Wörter.
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Ihr verfluchtes Lächeln
Любовные романы[...] Und dann sagte niemand mehr etwas. Sie saßen bloß schweigend an die Mauer gelehnt da, tranken abwechselnd aus der Bierflasche und beobachteten den Sonnenaufgang. Und während sie das taten, stieg in Shen ein lange verschwundenes und so sehr her...