Kapitel 4

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Es waren helle Sonnenstrahlen, die mich am nächsten Morgen weckten. Ich erwachte gegen eine harte Brust gelehnt. Nicht Joeys Brust. Na super, schon hatte ich wieder diesen fetten Kloß im Hals und spürte wie sich bereits erste Tränen anzubahnen drohten. Das hatte dieser Arsch doch überhaupt nicht verdient. Viel lieber sollte ich mich erstmal um das hier und jetzt, um meinen Retter kümmern. Vorsichtig ließ ich meinen Blick Richtung Lucas Gesicht wandern. Arww, wie ich seine Wangenknochen liebte und dann erst dieser engelsgleiche Gesichtsausdruck, wenn er schlief. Es war einfach zu göttlich. Schade, dass er sich nie in mich verlieben würde. In ein, zwei Monaten, wenn ich erstmal über Joey hinweg… Ich verdrängte den Gedanken gleich wieder. Die Zeit in der ich Lucas nicht los wurde, war vergessen. Er hatte seine Chance gehabt und deutlich gezeigt, dass er nicht interessiert war.

Jetzt kam Bewegung in meinen Retter und er öffnete seine Augen. Unsere Blicke trafen sich. Er lächelte leicht: „Hey.“ „Hey.“, ich lächelte zurück. Als mir bewusst wurde, dass ich noch immer halb auf im lag, setzte ich mich schnell auf, um ihm das Gleiche zu ermöglichen. „Gut geschlafen?“, erkundigte er sich. Ich zuckte mit den Schultern: „Der Situation entsprechend. Danke, übrigens nochmal.“ Er machte eine abwerfende Handbewegung: „Kein Problem.“ Er streckte sich ein wenig um die tauben Muskeln zu dehnen. Der Arme, leicht war ich nun wirklich nicht. Ich überprüfte mein Handy. 8 verpasste Anrufe von Ian, 10 von Louis, 21 von Michelle und 12 von Joey. Ich schluckte. Gerade wollte ich wirklich mit niemanden von ihnen reden. Außer vielleicht mit Michelle, aber selbst bei ihr war ich mir nicht sicher, ob ich ein Wort rausbekommen würde. Vorsichtig nahm Lucas mir das Mobiltelefon weg: „Schreib ihnen später, dass es dir gut geht. Lass uns erstmal etwas frühstücken gehen. Auf dem Weg hierher habe ich übelst den geilen Pancake-Laden gesehen.“

Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich schon wieder bereit war etwas zu essen. Allein bei dem Gedanken an Essen wurde mir schon wieder schlecht. Der köstliche Geruch der fluffigen Pancakes und der heißen Schokolade überzeugte mich jedoch recht schnell vom Gegenteil. Mein Blueberry-Pancake war unglaublich lecker und auch Lucas Chocolate-Chip-Pancake mit extra Schokoladen Sauce schmeckte hervorragend. Mit dem warmen Gefühl im Bauch ging es mir gleich viel besser. Lucas erkundigte sich lächelnd: „Besser oder?“ Ich nickte, den Mund noch voller Pancake. Mühsam schluckte ich den etwas zu großgeratenen Bissen herunter: „Viel besser.“, meine Stimmung verdunkelte sich, „Nur ob ich zurückkann weiß ich noch nicht sicher. Ich glaub…“, meine Stimme brach schon wieder, ich hasste es mich dermaßen schwach vor ihm zeigen zu müssen, „…ich glaub, ich schaff es noch nicht wieder nach Hause zu gehen.“ Er legte beruhigend eine Hand auf die meine: „Müssen wir auch gar nicht. Wir haben noch fast einen Monat Ferien. Lass uns was Schönes machen.“ Skeptisch sah ich ihn an: „Worauf willst du hinaus?“ Er grinste: „Lass dich überraschen.“


Fragt mich nicht wie, aber nur vier Stunden später saßen wir in einem Flugzeug nach London und fuhren gerade Richtung Startbahn. Fassungslos sah ich aus dem Kleinem Fenster und schüttelte den Kopf: „Das glaube ich einfach nicht. Wie kommt es, dass du deinen Reisepass auf Ians Geburtstagsparty dabeihattest und was mir noch ein viel größeres Rätsel ist, was hast du dir dabei gedacht meinen Reisepass einzupacken, als du gestern völlig überstürzt alles zusammengesucht hast? Hattest du das Ganze etwa geplant?“ Er lachte, bevor er grinsend die Schultern hob und fallen ließ: „Geplant war nur, dass ich heute nach Europa fliegen würde. Dass ich deinen Reisepass gestern beim Süßkram packen entdeckte ist reiner Zufall.“ Ich konnte es immer noch nicht glauben: „Und die Flugtickets?“ „Meine Eltern sind in dieser Airline so etwas wie Stammkunden.“, er grinste, „für Leute wie uns findet man immer einen Platz, besonders wenn man wie ich immer seine Kreditkarte dabei hat mit gut gespartem Taschengeld.“ „Du bist doch bescheuert.“, sagte ich, konnte mir aber ein Lächeln nicht verkneifen. Ein Spontantrip nach London war genau das was ich jetzt brauchte. Etwas, das mir wirklich mehr als genug Ablenkung verschaffen würde. Verrückt war es trotzdem. Das hatten sich die Flughafenmitarbeiter bestimmt auch gedacht, als wir nur mit Handys und Kreditkarten bewaffnet am Flughafen aufgekreuzt waren. Musste bestimmt ein lustiges Bild abgegeben haben. Ich in einer viel zu großen Hose und einem noch riesigeren Pulli und Lucas in Designerjeans und T-Shirt. Beide mit Sand verklebt und einem salzigen Geruch nach Meer der von den Haaren ausging gemischt mit dem Gestank nach Rauch und Alkohol noch von Ians Party. Sobald wir gelandet sein würden, musste ich auf jeden Fall erstmal Duschen.

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