Kapitel 8

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Mit keinem Wort erwähnten wir am nächsten Morgen das Thema der letzten Nacht. Wir schwiegen uns nicht an. Nein. Ein Schweigen zwischen uns war schon lange nicht mehr möglich. Immer fiel uns etwas ein worüber wir reden konnten. Auf dem Weg ins Cafe redeten wir über Gott und die Welt, unsere Familien und die Leute, denen wir begegneten. Mit einer heißen Schokolade und einem Obstsalat ausgestattet saß ich Lucas gegenüber. Als mein Blick auf meinen aufleuchtenden Handybildschirm fiel, machte mein Herz einen kleinen Sprung: „Jörn hat geschrieben." „Tatsächlich?", unbeirrt aß Lucas sein Rührei weiter. „Ja.", sang ich fast. Aufgeregt öffnete ich die Nachricht

Jörn@Me: Hey Mara, freut mich, dass ihr es gestern rechtzeitig rausgeschafft habt. Ich habe die Zeit mit dir wirklich sehr genossen. Bleibt ihr noch eine Weile in London? Vielleicht könnten wir ja noch einmal etwas alle zusammen unternehmen?

Ich hatte die Nachricht laut vorgelesen und genauso laut las ich was ich tippte.

Me@Jörn: Hiiii Jörn, ich hatte gestern Abend wirklich auch sehr viel Spaß mit dir. Wir haben noch kein Abreisedatum geplant. Es würde mich riesig freuen euch alle bald wiederzutreffen!

Lucas stockte: „Wie viele „i"s hängen an dem Hi?"

Ich sah zu ihm auf: „Vier. Wieso?"

Er belud seine Gabel erneut mit Rührei: „Du machst es ihm zu einfach."

Mein Handy vibrierte und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

Jörn@Me: Bei einem guten Kumpel von mir steigt heute eine Homeparty. Kommt doch zusammen vorbei?

Mit vollem Mund erklärte Lucas: „Er will dich nageln."

Ich ignorierte ihn und antwortete.

Me@Jörn: Ja auf jeden Fall! Ich freue mich schon :-D

Er schluckte: „Und allem Anschein nach wird er damit erfolgreich sein."

Ich zog die Augenbrauen zusammen: „Nein, das wird er nicht!"

„Hast du vor mit ihm rumzumachen?"

„Eventuell..."

„Gestern hattest du noch nicht vor mit jemanden rumzumachen und hast es trotzdem gemacht. Da ist es nicht so unwahrscheinlich, dass er dich heute nageln wird."

„Nein, ganz sicher nicht.", ich war absolut entrüstet. Was dachte er eigentlich von mir? Eigentlich müsste er mich doch besser kennen. Beleidigt aß ich ein Stück Pfirsich: „Ich werde ihm ganz bestimmt nicht meine Jungfräulichkeit schenken. Außerdem habe ich ihn gestern nur geküsst, weil du dieser billigen Blondine deine Zunge in den Hals gesteckt hast!"

Überrascht hielt er in der Bewegung inne und hob eine Augenbraue: „Tatsächlich?"

Etwas zu spät bemerkte ich meinen Ausrutscher. Warte, was hatte ich gesagt?! „Nicht nur deswegen.", lenkte ich ein und versuchte die Situation zu retten, „er sieht auch echt toll aus. Ist süß und nett und genau, dass was ich gestern Abend brauchte."

Grinsend setzte Lucas sein Frühstück fort: „Soso, die liebe Mara ist also eifersüchtig."

Ich bin nicht eifersüchtig. „Ich bin nicht eifersüchtig!" Steck deine Zunge doch in die Münder in die du willst! Das macht mir doch nichts aus!

„Wie du meinst.", dieses dämliche Grinsen wollte einfach nicht mehr aus seinem Gesicht verschwinden, „aber nur falls du es doch bist: Sie hatte mir ihre Zunge in den Hals gesteckt und hättest du eine Sekunde länger hingeschaut, hättest du gesehen wie ich sie im nächsten Moment abgewiesen habe."

Ich sagte dazu nichts. Aber tief in mir. Feierte irgendein, doch eigentlich gut weggeschlossener Teil meines Herzens, eine kleine Party über dieses Wissen. Er hat sie weggestoßen. Er war mit dir unterwegs und wollte mit niemand anderem rummachen. Du bist ihm wichtig! – Nein, nur als beste Freundin. Mehr nicht.

Be my Peter PanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt