Kapitel 3

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Wer noch nie in einem Rennwagen wie den Audi R8 gefahren ist, der sollte eins wissen: Du spürst alles und wenn du ein entsprechendes Modell kaufst ist es zusätzlich noch extrem laut. An sich ist das Motorengeräusch schon echt verdammt cool, aber zum Schlafen ist es echt nicht so toll. Trotzdem, ich erwachte erst wieder als Lucas das Tempo drosselte, auf einen Parkplatz fuhr und das Auto schließlich zum Stehen brachte. Sofort musste ich wieder an Joey denken und mir schossen erneut Tränen in die Augen. Wie hatte er mir das antun können? Ich versuchte mich abzulenken und fragte Lucas: „Wo sind wir?" „Wir sind da.", er stieg aus und kam auf meine Seite um mir die Türe zu öffnen. Ein echter Gentleman. Dankbar nahm ich seine Hilfe an, als er mir aus dem Auto half. Dort nahm ich sofort wieder einen gewissen Sicherheitsabstand zu ihm auf. Meine Arme fest um mich umschlungen fragte ich ihn, mich neugierig umsehend: „Wo sind wir?" Er schritt ein paar Schritte vom Auto weg und deutete in eine Richtung. Ich folgte ihm in einigen Metern Entfernung. „Wir sind am Meer.", schloss er als ich zu ihm aufgeschlossen hatte. Ich blinzelte, die Flüssigkeit aus meinen Augen. Tatsächlich, er hatte mich ans Meer gebracht. Vor uns erstreckte sich ein weiter Strand, dahinter das Meer und darüber ein noch größerer Sternenhimmel. Der Ort war perfekt und genau das was ich jetzt brauchte. In einem gemütlichen Tempo näherten wir uns den Fluten und ließen uns nicht weit von den sich schäumenden Kronen im weichen Sand nieder. Ich atmete tief die salzige Luft des Ozeans ein. Es gab keinen Ort an dem ich jetzt lieber wäre. Es war so wunderschön. Wie gerne hätte ich das alles mit ihm geteilt, doch er... Joey... Ich konnte mich nicht länger zurückhalten und begann leise zu schluchzen. Ich spürte wie Lucas einen Arm um mich legte und mich an sich zog. Dieses Mal wehrte ich mich nicht. Ich ließ es zu. Durchnässte sein T-Shirt mit meinen Tränen.

Ich musste eine Ewigkeit geweint haben und Lucas hatte sich kein einziges Mal beschwert, nur stumm in die Fluten gestarrt. Sobald ich mich beruhigt hatte und komplett ausgetrocknet war, tat ich es ihm gleich und beobachtete stumm den blauen Giganten vor uns, die schäumenden Kronen, lauschte dem Einrollen der Wellen, dem sanften Rauschen. Die salzige Luft trocknete meine salzigen Tränen. Ich lehnte meinen Kopf gegen Lucas Brust. Ich war froh das er da war. Niemand konnte diese Ruhe so gut verstehen wie er. Er stellte keine Fragen. Er wusste einfach was ich brauchte. „Danke", flüsterte ich und schloss erschöpft meine Augen. Er musste nicht antworten, es hatte für ihn eine für mich unverständliche Selbstverständlichkeit, diese Dinge für mich zu tun. Statt einer Antwort legte er auch noch seinen anderen Arm um mich und starrte weiter stumm auf das weite Meer hinaus.

Obwohl ich erschöpft war, ließen mich meine Gedanken nicht schlafen. Wie immer, war ich diejenige, die das Schweigen zwischen uns brach: „Weißt du, ich hätte es getan, wenn er nicht betrunken gewesen wäre.", ich legte eine kurze Pause ein, „Ich hätte es getan, wenn er nicht betrunken gewesen wäre. Ich hätte es auch gewollt." „Du musst dich nicht rechtfertigen. Du wolltest es nicht. Punkt aus. Er hat das zu respektieren, selbst wenn er nicht bei Sinnen ist. Es liegt in seiner Verantwortung auf dein Wohlergehen zu achten!", Lucas schien wirklich böse auf Joey zu sein. Ich ignoriere seinen Tonfall jetzt einfach mal: „Soll ich ihm verzeihen? Ich meine, er war nicht bei Sinnen, er wollte es mir doch nicht wirklich aufzwingen." Lucas schwieg. Ich fuhr also fort: „Nein, ich möchte ihm nicht verzeihen. Ich möchte ihn nicht sehen. Ich... kann ihn nicht wiedersehen. Wie soll ich seinen Anblick nur je wieder ertragen? Wie? Wie Lucas?" Lucas Umarmung um mich verstärkte sich: „Für das Erste musst du es auch nicht. Dafür werde ich sorgen. Wenn du möchtest sorge ich auch dafür, dass er sich nie mehr auch nur in deine Nähe trauen wird!" Ich erschauderte bei dem Gedanken, wie Lucas in einer dunklen Ecke Joey drohen würde und dieser am nächsten Tag wie ein verängstigter Hund mit einem blauen Auge durch die Schule laufen würde. Nein, das hatte er noch nicht verdient. „Bitte tu ihm nicht weh.", bat ich Lucas. Lucas wand seinen Blick nicht vom Meer ab: „Das werden wir sehen, wenn es so weit ist. Er wird es bereuen was er dir antun wollte!" Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und er blickte mich aus grünen Augen an: „Das wird er, aber auf meine Weise.", versprach ich ihm. „Ach ja?", er schmunzelte, „was hast du vor? Willst du mit ihm Schluss machen und stattdessen mit mir Schlafen? Was werden deine Brüder sagen?" „Vielleicht. Mir ist egal was meine Brüder sagen.", ich zog meine Arme aus seiner festen Umklammerung und legte sie auf die seinen. Als ich meinen Kopf in den Nacken legte und erneut meinen Blick in seine Richtung hob, unsere Blicke sich trafen, konnte Ich seine unglaublichen Augen bestaunen. „Küss mich Lucas.", bat ich ihn. Er zögerte einen Moment, hielt meinem Blick stand, ich konnte ein kurzes Funkeln in seinen Augen sehen, bekam meinen Wunsch jedoch nicht erfüllt: „Nein. Versteh mich nicht bitte falsch Mara. Eigentlich bin ich ein riesiger Fan von Rachesex, aber das ist wirklich nicht, dass was du jetzt brauchst oder willst. Schlafe, rede, singe, tu was auch immer du tun möchtest, aber zwing mich nicht etwas zu tun, was uns am Ende beide unglücklich macht." Ich war nicht enttäuscht von ihm. Ich wusste genauso gut wie er, dass es falsch war jetzt etwas mit ihm anzufangen. Und doch, ich müsste ihn nur küssen und wir beide wären nicht mehr aufzuhalten.

Ich seufzte und sah wieder auf das dunkle Meer hinaus: „Du bist viel zu selbstlos, weißt du das eigentlich? Vermutlich bist du der einzige Junge, der die Chance auf Liebe machen ausschlägt.", ich dachte an meine Brüder, „Es ist sogar sicher, dass du der einzige Mensch auf dieser Welt bist, der Liebe machen mit einem Hamilton ausschlägt." Er zog mich noch enger an sich. Ich konnte das Heben und Senken seiner Brust in meinem Rücken spüren. Er lehnte seinen Kopf an dem meinem an, seine Brust bebte unregelmäßig als er leise lachte: „Du bist mir zu klein Mara, zu unschuldig. Jemand der den Begriff Liebe machen, an stelle von Sex benutzt möchte nicht wirklich mit mir schlafen." Es war seltsam über dieses Thema zu sprechen und doch interessierte mich seine Ansicht. In einer gewissen Weise hatte mich seine Ablehnung gekränkt, noch mehr allerdings seine Begründung: „Ich bin dir zu unschuldig? Glaub mir, so unschuldig wie damals als du mich kennengelernt hast bin ich schon lange nicht mehr." Seine Stimme klang gepresst, war ich wirklich so nervig?, : „Ich werde nicht mit dir schlafen Mara. Du willst es doch gar nicht." Ich antwortete ihm nicht und dachte weiter über seinen letzten Satz nach. Hatte er Recht? Wollte ich es wirklich nicht? War ich einfach nur impulsiv und wollte mir selbst etwas beweisen? Ja, so hörte es sich tatsächlich an. Warum sonst, sollte ich ihm aus dem Nichts darum bitten? Wir waren ja schließlich nicht zusammen und nur gute Freunde. Ich konnte froh sein, dass er meine verzweifelte Lage nicht ausgenutzt hatte und wirklich mit mir geschlafen hatte. Ein weiterer Beweis für seine einzigartige Freundschaft. „Weißt du eigentlich wie lieb ich dich hab?", fragte ich Lucas, sein Atem stockte für einen kurzen Moment, „du bist echt der beste Freund, den man sich auf dieser Welt nur wünschen kann." Gepresst atmete er aus und antwortete: „Das würde außer dir wohl niemand unterschreiben Schätzchen, nicht mal ich würde das bestätigen wollen und ich glaube auch du meinst das nicht wirklich so." Doch das meinte ich. Ich bezweifelte stark, dass irgendein anderer Mensch, ja nicht mal Michelle, wüsste was ich gerade gebraucht hatte. Er jedoch hatte genau richtig gehandelt.

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