„Hey.", war das erste was mir einfiel als ich bei ihnen ankam. Böse funkelte ich Lucas an. Doch er lachte nur: „Darf ich vorstellen, das ist Mara. Mara das sind James, Henry, Jörn und Yannic." Nacheinander zeigte er auf den Blonden mit der Brille, den dunkelhäutigen, der Blonde der mich scheinbar angestarrt hatte und einen Typen der eine überraschende Ähnlichkeit mit Brooklyn Beckham hatte. Ich nickte ihnen allen zu, bevor ich wieder Lucas anfunkelte. Was zum Teufel mochte er ihnen erzählt haben? „Ist er dein Freund?", fragte Jörn mich jetzt. Er hatte eine angenehme Stimme. Nicht so dunkel und männlich wie die von Lucas aber irgendwie genau richtig. Ich schüttelte mich bei der Vorstellung, wie hatte ich je in ihn verliebt sein können: „Nein, ganz sicher nicht." Lucas übernahm das Wort: „Richtig, wir sind nämlich hier, weil sie sich von ihrem Freund getrennt hat und ein spontaner Trip nach London mir die richtige Ablenkung erschien." James lachte: „Ein Spontan-Trip nach London wegen einer Trennung. Das ist echt typisch Amerikaner! Und zwischen euch läuft echt nichts? Seid ihr vielleicht verwandt oder so?" Ich schüttelte den Kopf und rätselte noch immer was Lucas wohl gesagt haben mochte: „Nein. Beides mal Nein. Meine Brüder sind brav Zuhause geblieben." Jetzt klopfte Yannic Lucas auf die Schulter: „Armer Junge. Sie will dich wirklich nicht ranlassen oder?" Lucas lachte: „So ist es. Ich hatte meine Chancen und habe sie vertan." Aufmerksam musterte ich ihn. Was verdammt nochmal war seine Mission?!
Die Bahn hielt und die Türen schwangen auf. Henry sprang raus: „Also, wie siehts aus? Sind du und deine kleine Schnecke heute dabei?" Seine kleine Schnecke? Wir anderen folgten Henrys Beispiel. Was für ein Zufall, dass die Jungs bei der gleichen Station wie wir herausmussten. Lucas musterte mich grinsend: „Klar. Die Kleine will sich nur noch rausputzen, dann kommen wir nach."
Außerhalb des Bahnhofgebäudes trennten sich unsere Wege wieder von unserer neuen Bekanntschaft. Grinsend schritt Lucas mit gigantischen Schritten in die Richtung unseres Hotels. Ich hatte Mühe ihm zu folgen: „Was zum Teufel hast du ihnen erzählt?" Er lachte und beschleunigte noch. „Lucas!", schrie ich ihm fast schon panisch hinterher, „Was verdammt hast du mit ihnen geredet und wohin gehen wir, wenn ich mich rausgeputzt habe?!" Lachend aber nicht wirklich langsamer werdend drehte er sich zu mir um: „Lass dich doch einfach mal überraschen Kleines! Eines kann ich dir sagen. Der richtige Zeitpunkt für dein neustes Kleid ist gekommen."
Also wir zwei Stunden später den überfüllten Club betraten, war ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Nervös zupfte ich an dem kurzen mit Pailletten besetzten und mit einem riesigen Rückenausschnitt ausgestatteten Glitzerkleid herum. Was hatte ich mir nur gedacht als ich es gekauft hatte? Und welcher Teufel hatte mich geritten, die dazu passenden Glitzer-Pumps zu kaufen und jetzt auch noch anzuziehen. Meine doch so ordentlich hochgesteckten Haare hatten sich auch schon wieder teilweise gelöst. Ich hielt mich an Lucas Arm fest um nicht im Gedränge der Leute verloren zu gehen: „Jetzt sag schon! Worüber hattest du mit ihnen geredet?" Er lachte: „Du gibst nicht auf oder?" „Nein!" „Eigentlich habe ich sie nur gefragt wo man hier am besten Feiern gehen kann. Daraufhin haben sie mir das hier vorgeschlagen, weil sie hier selber noch hinwollten. Irgendwie kam das Gespräch dann auf dich und ob alle Amerikanerinnen hammermäßig aussehen. Dann haben sie gefragt ob wir zusammen sind, woraufhin ich meinte, dass sie dich das ja auch selbst fragen könnten. Das ist alles." Mit offenem Mund starrte ich ihn an: „Sie finden ich sehe hammermäßig aus?" Er lachte: „Was überrascht dich das? Ich muss aber zugeben was sie sagen werden, wenn ich sie dich in diesem Kleid sehen werden." Ich sah an mir herunter: „Es ist zu kurz oder?" Sein Blick ruhte einen Tick zu lange auf meinen Beinen, bevor er wieder meine Augen fand: „Das auch, aber die Länge ist nichts gegen diesen Rückenausschnitt. Ich und die Jungs werden heute Abend jede Menge damit zu tun haben, dich vor irgendwelchen Ekeln zu beschützen." Ich riss entsetzt die Augen auf: „So schlimm?" Ich hatte wirklich keine Lust, den ganzen Abend begafft zu werden. Lachend legte er den Arm um mich: „Es wird ne Menge Arbeit, aber davon wirst du gar nichts mitkriegen. Lass uns jetzt erstmal die anderen suchen und genieß es einfach!"
Wir fanden sie bei der Bar, wo sie bereits mit einer Gruppe Mädels zusammenstanden. Die Blicke der Mädels wanderten bei unserer Ankunft lüstern Richtung Lucas, während sie mir nur ein spöttisches Naserümpfen schenkten. Oh je, ich sah bestimmt einfach nur richtig billig aus. Henry schlug mit Lucas ein: „Hey! Da seid ihr ja endlich!", sein Blick blieb an mir hängen, „WOW. Das Kleid ist echt der Hammer. Wärt ihr beiden zusammen würde dein toller Freund dich bestimmt nicht so rausgehen lassen. Dein Ex muss echt ein ziemlicher Idiot sein dich gehen zu lassen!" „Er war ein Idiot. Deswegen habe ich es beendet.", klärte ich ihn auf. James lockte: „Zum Glück. Im Club der Singles haben wir dich alle gerne.", er drehte sich in die Runde, „Wer hat Lust auf ne Runde Shots?" So ging es los. Bereits nach dem ersten Shot spürte ich wie ich langsam lockerer wurde. Tequila und ich waren mittlerweile gute Freunde geworden, viel vertragen tat ich aber nicht, weshalb ich auch zwischen jedem Shot ausreichend lange Pausen machte und jede Menge Wasser trank.
Es war eine lustige Gruppe, die Lucas und ich da gefunden hatten. Mit ihnen konnte man auf der Tanzfläche richtig Spaß haben und abgehen ohne sich blöd vorzukommen. Durch die bösen Blicke, die die Jungs ständig in alle Richtungen verteilten wurde ich außerdem weitgehend von irgendwelchen Fremden in Ruhe gelassen. Als gerade ein nicht ganz so gutes Lied kam verabschiedete ich mich kurz von der Gruppe um aufs Klo zu gehen. Jörn wurde als mein „Geleitschutz" abkommandiert. Okay, er meldete sich freiwillig, nach dem ich Lucas klarmachte er solle sich jetzt auch mal richtig gehen lassen und endlich jemanden abschleppen. Meinetwegen musste er sich schon den ganzen London-Aufenthalt zurückgehalten haben. Klar, es war schön ihn ganz für mich zu wissen. Er war wirklich die beste Gesellschaft, die ich mir vorstellen konnte. Aber jetzt sollte er auch mal was für sich tun. Beim Hände waschen spritzte ich mir erstmal ein bisschen Wasser zum Abkühlen ins Gesicht. Jörn hatte lieb vor der Tür gewartet. „Alles gut?", fragte er. Ich nickte strahlend. Aus der Ferne sah ich wie Lucas tatsächlich endlich mit einer heißen Blondine tanzte. Ich nickte in seine Richtung: „Lass uns ihm ein bisschen Zeit für sich geben." Der Blonde folgte meinem Blick und fing dann an zu Grinsen: „Klar." Ich ließ mich auf einen Barhocker sinken: „Wie alt bist du eigentlich?" Jörn rutschte auf den Barhocker direkt neben mir: „18 und du?" „17. Aber Lucas ist auch schon 18." Statt meinem Blick zurück auf die Tanzfläche zu besagtem Jungen zu folgen, spürte ich ihn weiterhin auf mir haften. Die Blondine klebte richtig an Lucas. Widerlich. Einfach nur widerlich. Hatte ich nicht bis eben noch gewollt, dass er sich jemanden abschleppte? Jörns Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf mein gegenüber: „Sicher, dass zwischen euch nichts läuft?" Ich nickte: „Jup. Ich meine, sieh ihn dir an. Würde er so handeln, wenn er was mit mir hätte?" Es kostete mich all meine Willenskraft nicht wieder zu ihm rüber zu sehen. Jörn lachte: „DU hast ihn dazu doch quasi gezwungen. Das ist echt typisch Frau, jetzt wieder alles zu seinem Nachteil zu verdrehen." „Ha ha.", erwiderte ich sarkastisch, aber tatsächlich amüsiert. „Nein, jetzt mal im Ernst.", seine Stimme fesselte mich, doch mein Blick lag wieder auf ihm, auf Lucas, „du hast dich gerade von deinem Freund getrennt und bist jetzt mit einem anderen Typen, mit dem nichts läuft, auf die andere Seite der Welt geflogen? Lief denn wirklich nie etwas zwischen euch? Nicht mal in der Vergangenheit?" „Doch.", ich stockte, als die Blondine ihre Zunge in den Mund des dunkelhaarigen mit den Augen in der Farbe des Meeres versank. Mein Herz zog sich zusammen. Was ist los mit dir Mara? Das ist doch, dass was ihr wolltet. Was er wollte. Vergiss ihn in dieser Hinsicht endlich. Er ist der beste Freund, den ich mir vorstellen kann, aber mehr wird er nie sein. Angeekelt von dem Anblick schaffte ich es endlich meinen Blick abzuwenden und Jörn zuzuwenden. Ich musterte ihn erstmals richtig aufmerksam. Er war süß. Blond, blauäugig und mit langen Beinen. Beine, die so lang waren, dass sie kaum Platz fanden und unweigerlich mit meinen in Berührung standen. An seinen Lippen blieb mein Blick hängen, die Musik im Hintergrund erreichte gerade ihren spannendsten Punkt, in den kurz bevor es richtig losging. Ich kannte ihn kaum. Der Gedanke war verrückt! Und doch... „Aber das ist vorbei.", mit diesen Worten legte ich meine Lippen auf seine.

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Be my Peter Pan
Novela Juvenil~Der zweite Teil zu "I'm your Robin Hood"~ Alles scheint perfekt, bis die Beziehung zwischen Mara und Joey zu bröckeln beginnt. Ergreift Lucas seine Chance und es kommt zum erwartenden Happy End? Reise mit Mara und Lucas durch die Welt und erfahre...