Kapitel 15

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„Ich fahre dich eben nach Hause, Ann.", sagte er zu seiner Beifahrerin. Mir würdigte er nicht mal einen Blick.

Ich fühlte mich so unfassbar klein und dumm. Was machte ich hier? Was hatte ich getan?

Als die Blondine ausgestiegen war, sah er endlich im Rückspiegel zu mir: „Was sollte das Mara?"

Ich verschränkte die Arme: „Das gleiche könnte ich dich fragen?! Du bist weder einer meiner Brüder noch mein Vater!" Abgesehen davon hatte ich keine Ahnung, was genau sein Problem war.

Wütend schlug er mit der flachen Hand aufs Lenkrad. Ich zuckte zusammen. So böse hatte ich ihn noch nie erlebt.

„MARA, VERDAMMT! Was fällt dir ein halb nackt durch die Gegend zu springen?", seine Wut kannte kein Ende.

Langsam begann es auch in mir zu brodeln: „Erstens kannst du mir gar nichts vorschreiben und zweitens waren Michelle und ich eine der wenigen, die überhaupt ein T-Shirt und nicht nur ein Bikinioberteil anhatten. Drittens bist du wie bereits gesagt immer noch nicht einer meiner BRUEDER ODER MEIN VATER! Es geht dich also einen Scheißdreck an was ich trage."

„Dein T-Shirt ist durchsichtig Mara!"

Ich sah an mir herunter. Ja, an durch den nassen grauen Stoff konnte man erkennen, dass ich einen roten BH trug. Das war es auch schon wieder. Mehr nicht. Es hätte genauso gut ein Bikinioberteil sein können.

„Ich bitte dich Lucas. Es gab schon genug Partys, auf denen man mehr sehen konnte."

Zum Beispiel die Poolparty bei dir damals, fügte ich in Gedanken hinzu.

„Wir sind jetzt aber nicht mehr auf irgendwelchen High School Partys!"

„Na und? Dann sind es jetzt eben College Partys! Was ist bitte dein Problem?", fragte ich ihn geradeheraus. Okay, vielleicht war es etwas passiv aggressiv betont.

„Du bist eine Hamilton Mara! Verstehst du das nicht? Die Leute reden über dich. Was du tust, fällt auf deine Eltern zurück. Wie kannst du ihnen das antun?"

Nicht sein Ernst?! „Lucas.", ich versuchte mich zu beruhigen, „Meine Eltern juckt es nicht im Geringsten, was ich tue. Solange ich keine harten Drogen nehme, Pädophilie betreibe oder von heute auf morgen alles hinschmeiße und Nazi werde, interessiert es auch die Presse nicht, was ich tue. Kurz: Ich bin absolut unbedeutend. Was zum Teufel ist, also dein Problem?"

„Die Leute reden Mara!"

„Na und? Dann lass sie doch reden. Du weißt, wie wenig mich die Meinung von Fremden interessiert."

Er warf mir einen finsteren Rückblick durch den Rückspiegel zu und startete den Wagen: „Das ist gelogen und das weißt du besser als ich. Du gibst dir immer so viel Mühe das richtige zu tun. Die Meinung anderer interessiert dich sehr viel."

Ich kaute beleidigt auf meiner Unterlippe: „Und was hat das bitte mit dir zu tun? Du hast mir noch keinen vernünftigen Grund genannt."

„Vergiss es einfach. Ich fahre dich jetzt nach Hause.", sein Tonfall verriet, dass es sein letztes Wort war. Eigentlich gar nicht schlecht. Ich für meinen Teil hatte eh keine Lust diese unsinnige Diskussion weiterzuführen. Die Lust aufs Feiern hatte er mir auch gehörig versaut.

Keine 10 min später waren wir da. Ich wollte gerade schwungvoll aussteigen, als mir einfiel, dass ich mein Handy und meinen Schlüssel bei Bailey gelassen hatte. Ich stieß ein lang gezogenes Seufzen aus. Jetzt war es mir nicht einmal vergönnt Lucas mit Schweigen zu strafen.

„Lucas?"

„Ja?", seine Wut war noch nicht ganz verraucht, aber deutlich gesunken.

Ich hatte mich nie mehr wie ein kleines Kind gefühlt: „Ich kann nicht rein. Mein Schlüssel ist bei Bailey."

Be my Peter PanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt