Auf dem Weg zu mir nach Hause redeten wir über Gott und die Welt wie man so schön sagt. Obwohl wir uns nun schon so lange kannten und auch schon viel Zeit miteinander verbracht hatten, fanden wir immer ein weiteres Thema zum drüber quatschen. An sich hätte ich ihn auch einfach hier schon nach dem Deal mit meinem Bruder fragen können, aber dann hätte ich mir die Blöße geben müssen ihm zu erzählen, weshalb ich in dem Moment nicht ganz bei dem Gespräch gewesen war und null aufgepasst hatte. Ich würde den nächsten Tag abwarten und mir von Bailey alles erzählen lassen. Für den Moment konnte ich mich voll und ganz auf Lucas konzentrieren.
So locker das Gespräch auch war, als wir uns meiner Wohnung näherten, kochte Unruhe in mir hoch und ich würde nervös. Würde er mithochkommen und die Nacht mit mir verbringen? Oder geht er zurück zur Party? Kann ich es verhindern mir anmerken zu lassen wie sehr mich das kränken würde? Wahrscheinlich würde ich es nicht sonderlich gut verbergen können. Aber es wäre besser, wenn ich es verbergen konnte. Denn was würde geschehen, wenn er erfuhr, was ich für ihn empfand. Er mag mich, ja. Aber sicher ist er nicht in mich verliebt. Er wird Abstand aufnehmen, um mich nicht zu verletzen und dann werde ich ihn nie wieder eine Nacht für mich haben. Nein, er darf nicht erfahren, was ich für ihn empfinde. Niemals darf er das.
Dennoch wollte ich es nicht ganz dem Zufall überlassen, ob er gleich noch mit hochkommen würde oder nicht. Ich versuchte möglichst cool und entspannt zu klingen, jede Verzweiflung und Bitte aus meiner Frage rauszuhalten: „Kommst du gleich eigentlich noch mit hoch in die Wohnung?" „Klar", mein Herz begann bei dieser Aussicht zu flattern, „Ich muss echt dringend mal Wasser lassen und ihr habt ja nicht gerade ne große Auswahl an Grünzeug vorm Haus. Ich darf doch eben euer Klo benutzen, oder?" Jegliche Vorfreude war schlagartig wie weggeblasen: „Achso, ja klar."
Er lachte: „Du klingst ja auf einmal so enttäuscht Herzchen. Was dachtest du denn was passiert?" Autsch. Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Dann fiel mir auf, dass eben das noch viel auffälliger war, und ich tat es doch. Ich erblickte ein breites Grinsen. „Arschloch.", boxte ich ihn gegen den Oberarm und war verdammt erleichtert. Mit seiner Hand umfasste er meine Taille und zog mich lachend näher zu sich. Unser zügiges Schritttempo konnten wir dabei nicht mehr halten. So nah an mir raunte er: „Genau wie ich immer ungefragt zu dir komme, kannst du mich auch einfach einladen." Ein wohliges Schaudern erfasste mich und ich lehnte meinen Kopf an seine Schultern. Seine warme Hand verschwand von meiner Taille und wanderte kurz, aber bestimmt über meinen Po, bevor er sie wegnahm. Ich kicherte. Er lachte und steuerte wieder ein höheres Schritttempo an: „Aufs Klo muss ich aber trotzdem, also hopp hopp Maralein." Auch wenn es sicher nicht so gemeint war, mischten sich in meine Schritte tatsächlich ein paar kleine Hopser aus lauter Vorfreude was gleich wahrscheinlich geschehen würde. Zeit mit Lucas. Lucas ganz für mich alleine. Eine Nacht voller Kribbeln und einem warmen Bauchgefühl. Wie hätte ich mich nicht freuen können.
Endlich waren wir angekommen und ich schloss aufgeregt die Tür zur Wohnung auf. Lucas ging tatsächlich erstmal aufs Klo und ich ging in die Küche und trank ein Glas Wasser, um meinen Verstand zu beruhigen. Wie genau fing es sonst zwischen uns nochmal immer an? Es passierte alles immer automatisch und jetzt, wo ich Zeit hatte, drüber nachzudenken war es seltsam. Wenn ich mich ins Bett legte, müsste er sich nur dazu legen und fertig. Blöderweise war ich selbst viel zu aufgedreht, um mich schon groß hinzulegen. Ich sah an mir herunter, vielleicht könnte ich mich trotzdem bettfertig machen und zumindest aus der engen Jeans rausschlüpfen. Aber vielleicht machte ich mich lieber nur relativ fertig. Ich könnte mir noch das schöne Dessousset, was ich mich Michelle gekauft hatte unter meinen Schlafanzug ziehen. Ja, das war perfekt. Da Lucas immer noch auf dem Klo saß, schnappte ich mir die Klamotten und ging damit ins Bad. Wer weiß wie lange er noch brauchte. Mich vor ihm umzuziehen wäre an sich kein Problem, aber dann wären die Dessous ja keine Überraschung mehr.
Als ich wieder aus dem Bad in mein Zimmer kam, lag Lucas quer auf meinem Bett. Seine Füße steckten noch immer in seinen Schuhen und seine langen Beine hingen vom Bett herab. Seine Hände hatte er auf dem Bauch gefaltet und die Augen geschlossen. Verwirrt setzte ich mich neben ihn: „Du siehst aber nicht so aus, als hättest du vor noch etwas zu bleiben und sich zu amüsieren." Ein leichtes Lächeln öffnete seine perfekt geschwungenen Lippen, seine Augen ließ er aber geschlossen: „Ich bin müder als gedacht, Mara. Vielleicht musst du mich erst ein wenig überzeugen." Ich runzelte die Stirn. Ihn überzeugen? Challenge accepted. Kurzerhand schwang ich mein Bein über ihn und setzte mich kurzerhand auf ihn. Mit den Armen abgestützt lehnte ich mich über seinen Oberkörper und begann mit den Fingern einer Hand seine Gesichtskonturen nachzuzeichnen. Mein Hauptgewicht lag hierbei noch immer auf meinen Beinen, mit denen ich ja halb auf ihm saß, halb rechts und links von ihm kniete.
Er stieß ein wohliges Seufzen aus und ließ seine Hände über die nackte Haut meiner Oberschenkel streichen, die durch meine kurze Schlafanzughose freigegeben wurde. Seine Augen blieben geschlossen. Vorsichtig legte ich meinen Kopf an seine linke Schulter und ließ meine Finger weiter über seinen Körper wandern. Ganz sanft. Einfach nur die Linien seiner Konturen nachfahrend. Das T-Shirt, das er trug, störte dabei ein bisschen, aber es gab mir auch Sicherheit. Noch nie waren wir uns im Hellen so nahe gewesen. Jedenfalls nicht ohne nicht ganz so unschuldige Gedanken. „Ich wusste nicht, dass ich dich Überzeugen muss.", durchbrach ich das wohlige Schweigen. Seine Hände wanderten von meinen Beinen, über meinen Hintern zu meinem Rücken und wieder zurück: „Und ich wusste nicht, dass du unschuldiges Ding, sich dann einfach auf mich setzen würdest." „Was hätte ich denn deiner Meinung nach am besten tun sollen?", fragte ich ihn herausfordernd. Wohlwissend, dass ich dadurch seine Fantasie anregen würde. Er umarmte mich und zog mich dadurch noch näher an sich: „Ich weiß es nicht, aber so gefällt es mir schon ganz gut."
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Be my Peter Pan
Teen Fiction~Der zweite Teil zu "I'm your Robin Hood"~ Alles scheint perfekt, bis die Beziehung zwischen Mara und Joey zu bröckeln beginnt. Ergreift Lucas seine Chance und es kommt zum erwartenden Happy End? Reise mit Mara und Lucas durch die Welt und erfahre...