„Bist du böse?", fragt Paddy nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander her gelaufen sind. „Warum sollte ich böse sein?" „Naja du warst den ganzen Abend so ruhig." „Ich weiss nicht genau was ich von der ganzen Sache halten soll. Wie lange hättest du mich denn noch belogen, wenn Katrin und Amelie dich nicht erkannt hätten?" Ich bleibe stehen. Paddy ebenfalls.
„Keine Ahnung, ich wollte dich nie belügen. Ich wollte einfach dieses Gefühl von normal sein so lange wie möglich aufrecht erhalten." „Ich versteh das ja schon irgendwie aber trotzdem komme ich mir verarscht vor. Keine Ahnung, ich muss da wohl erst mal eine Nacht drüber schlafen." Ich setze meinen Weg fort und Paddy läuft mir hinterher. „Du bist also doch böse." „Wenn du es genau wissen willst, ja." Böse ist vielleicht das falsche Wort aber wirklich glücklich bin ich auch nicht. Er hätte mir doch einfach sagen können wer er ist. Hätte das denn etwa geändert? Wahrscheinlich schon...
Wir biegen in eine Seitenstrasse ein und Paddy bleibt stehen. „Alles ok?", ich blicke ihn fragend an. „Ja ähm also ich wohne da drüben", er zeigt auf die Haustür auf der anderen Strassenseite. Ich blicke auf den Häuserblock. Dafür dass er ein Star ist, sieht die Bude von aussen ziemlich bescheiden aus. „Kommst du mit hoch?"
Ich kneife meine Augen zusammen. „Was hast du vor?" Er lacht verlegen und streicht sich mit den Fingern durch die Haare. „Eigentlich nichts. Ich dachte wir könnten auf meine Terrasse sitzen, Wein trinken und einfach reden - und vielleicht so tun als wäre ich wieder Mike aus dem Zug." Ich rümpfe die Nase. „Den mochte ich nicht", gebe ich zu. Paddy muss lachen. „Warum?" „Der war seltsam." „Dann eben einfach der unbekannte Paddy von heute morgen?" Wieder sehe ich in seinen Augen, dass er es ernst meint. Diese Augen können einfach nicht lügen. „Na gut, dann lass uns hoch gehen. Ich hoffe für dich, dass es einen Aufzug hat."
Paddy wohnt im obersten Stockwerk - ohne Aufzug. „Ich muss echt mehr Ausdauersport machen", presse ich zwischen ein paar tiefen Atemzügen hervor als ich endlich oben ankomme. In den vierten Stock, in einem alten Haus mit einer blöden Holztreppen die minikleinen Stufen hat zu laufen ist echt kein Spass. „Ich wohne jetzt schon zwei Jahre hier und finde es immer noch anstrengend hier hoch zu steigen. Vor allem nach dem Einkaufen - die Hölle." Paddy schliesst die Wohnungstür auf und ein Duft von Lavendel schlägt mir entgegen.Als ich die Wohnung betrete bin ich sichtlich beeindruckt. Von aussen pfui, von innen hui trifft es hier wirklich genau. Es scheint eine Art Loft zu sein, denn der Eingangsbereich, eine offene Küche mit integriertem Esstresen auf der rechten Seite und das Wohnzimmer befinden sich im gleichen Raum.
Als ich meine Schuhe ausgezogen und weiter ins Innere der Wohnung laufe, sehe ich noch eine kleine Schlafnische. Diese versteckt sich links neben der Küche. Neben dem Bett hat es eine Türe - vermutlich das Badezimmer. Der Boden ist aus dunklem Holz, genau so wie die noch vorhandenen Deckenbalken. Da wir uns in der Dachwohnung befinden, sind die Decke auch dementsprechend hoch.
Paddys Möbel sind ein Sammelsurium aus alt und neu - modern und antik. Auf seinem Schreibtisch, der in der Nähe des Bettes an einer Wand steht, liegt ein Laptop und daneben ein Stapel von Büchern und unzählige lose Zettel. Bei genauerem Hinsehen, erkenne ich, dass es sich um Bücher mit lyrischen Texten handelt. Zwischen dem Schreibtisch und dem Bett stehen einige Gitarren. Scheinbar komponiert er hier seine Hits, schiesst es mir durch den Kopf und gleichzeitig merke ich, dass ich keine Ahnung habe, welche Art von Musik er überhaupt macht.
In der Mitte des Raumes steht eine grosse schwarze Ledercouch. Davor ein Couchtisch aus Glas. Der Fernseher steht auf einem antiken Sideboard - jedenfalls sieht es antik aus. An den Wänden hängen grosse Bilder von berühmten Künstlern und ein paar Bilder die mir eher nach Kinderzeichnungen aussehen. Vielleicht hat er ja Kinder? Oder Neffen und Nichten? Patenkinder? Ich merke, dass ich gar nichts über diesen Mann weiss und trotzdem bin ich ohne wenn und aber mit in seine Wohnung gegangen. Was würde meine Mama wohl dazu sagen?
Neben dem Sideboard hat es einen kleinen Tisch auf welchem ein Grammophon steht. Darunter eine Kiste mit Schallplatten. Ich gehe zu der Kiste und schaue mir die Platten durch. „Das Grammophon ist leider kaputt." Paddy steht hinter mir und hält mir ein Glas Rotwein hin. „Können wir deine CD hören?", frage ich schüchtern und nehme das Weinglas. „Klar", er geht zum Sideboard und öffnet eine der beiden grossen Türen. Darin sehe ich eine Musikanlage und eine Unmenge an CDs.
„Ich zeige dir zuerst mein aktuelles Album. Damit du weisst, was ich morgen auf dem Konzert überhaupt spiele." Er legt die CD ein und drückt auf Start. Ich lausche gespannt dem ersten Song. Was wenn mir die Musik so gar nicht gefällt?
>...when we were young...<
„Das war die erste Singleauskopplung und kam echt gut an. Auch das Musikvideo dazu ist ganz gut geworden, das kannst du dir ja später auf YouTube anschauen wenn du willst."
>...you can be you, and i'll be me...<
„Diesen Sing habe ich mit Gentleman aufgenommen." Ich lausche den Klängen, die ich bis jetzt ganz gut finde. Wir haben uns mit dem Wein auf die Couch gesetzt und bei jedem Song erklärt mir Paddy kurz worum es geht oder was daran so besonders ist. Hinter jedem Song steckt eine Geschichte. Kennt man die Geschichte, mag man den Song automatisch ein bisschen lieber. Oder doch eher die Person die ihn komponiert hat und ihn singt?
„Welches davon ist dein Lieblingslied?", frage ich und stelle mein leeres Glas auf den Couchtisch. „Das ist eine schwierige Frage. Alle Lieder sind Lieblingslieder aber ID singe ich sehr gerne und Lazarus find ich auch toll." Ich ziehe scharf die Luft ein, denn die nächste Frage braucht ein bisschen Überwindung. „Erzählst du mir jetzt wer du wirklich bist?" Er schenkt mir Wein nach. „Erst stossen wir darauf an, dass sich unsere Wege gekreuzt haben."
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✔️ Berlin Lovestory (Michael Patrick Kelly FF)
FanfictionSieben Frauen - ein Paddy - Berlin. --- Eine FanFiction. Alle Inhalte und Personen sind frei erfunden. Nur der Name "Michael Patrick Kelly" wird verwendet. Cover: made with canva Banner 1: Bildrecht liegt bei ferienwohnung-dressler.de/berlin Banner...