Gefährliche Freundschaft
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Kapitel 1Vin hatte ihre Vorhänge geschlossen, um den Regen vor ihrem Fenster auszublenden. Sie saß davor auf dem hölzernen Fußboden und sah durch die Papiere, die vor ihr lagen. Sie hatte sie selbst geschrieben, um eine Übersicht darüber zu bekommen, wie ihre Ernte laufen würde. Gerade jetzt würden die Pflanzen gedeihen, bei all dem Regen, dachte sie zufrieden, als sie die einzelnen Tropfen an der Scheibe hörte. Der stetige Regen war bis auf das Rascheln des Papiers das einzige Geräusch weit und breit und Vin genoss die Stille.
Das Haus war bis auf sie leer, aber Vin empfand es nicht als gruselig, wenn kein Ton ertönte. So hatte sie ihre Ruhe.
Der Regen wurde lauter und lauter und Vin glaubte, einmal ein Schlagen von Flügeln zu hören. Vermutlich gewitterte es und die mächtigen Drachen lieferten sich ein Wettrennen über den Wolken. Sie schnaubte. Natürlich fand sie es faszinierend, mit Schwingen den Himmel entlang zu fliegen, doch das Getue der Drachen nervte sie. Diese wurden als Götter anerkannt und das Einzige, was sie taten, waren Wettrennnen über den Wolken.
Sie beschloss, sich nicht weiter darum zu kümmern und sich wieder ihren Papieren zu widmen. Mittlerweile war so weit mit der Durchsicht der Blätter gekommen, dass auch andere Papiere dabei waren. Darauf befanden sich Zeichnungen von ihr, ihrer Farm und ihren verstorbenen Eltern. Letztere waren verwischt von den vielen Tränen, die sie um sie geweint hatte. Doch dies gehörte der Vergangenheit heut und Vin versuchte stets, nach vorne zu blicken. Die Ernte ihres Feldes beanspruchte sie voll und ganz, damit sie ihre Existenz sichern konnte.
Wieder ertönte ein lauter Schlag und genervt blickte Vin auf. War nun doch ein Gewitter aufgezogen? Der Regen war wenigstens gleichmäßig gewesen und hatte so nicht gestört, doch das stete Rumpeln eines Donners würde sie an ihrer Tätigkeit hindern.
Sie schob den Vorhang beiseite und sah, dass die Sonne hervorgekommen war und nun die Dunkelheit an einigen Stellen vertrieb. Sie stutzte, als sie die Drachen erkannte. Es waren bloß vier. Von diesen vier fielen gerade zwei wie Steine zu Boden und waren offensichtlich tot.
Die anderen beiden hatten kaum eine Chance, auch wenn sie verbitterte kämpften, dachte Vin, als sie sah, wie die Angriffe der beiden Drachen gegen den riesigen Roten schwächer wurden. Wer war dieser rote Drache? Von hatte ihn nie zuvor gesehen. Da waren lediglich der Blaue, der Weiße, der Gelbe und der Braune, doch diesen riesengroßen, scharlachroten Drachen mit den breiten Schultern hatte sie nie bei den spielerischen Jagden über den Himmel gesehen.
Auch der Blaue fiel, nachdem er stark von dem Roten verletzt wurde. Doch so sehr es Vin auch leid tat, dass die Drachen starben, noch mehr interessierte sie der Schatten, der gerade von der anderen Seite des Dorfes angeflogen kam. Als er näher und näher kam, erkannte Vin einen majestätischen, grünen Drachen, der, obgleich er verletzt war und erschöpft wirkte, eine beschützende Aura aus.
Vin beobachtete, wie dieser Drache auf den roten zustürmte und sich an dessen Rücken festklammerte. Obwohl sie den Grünen nur wenige Male gesehen hatte, spürte sie Widerwillen in sich, als würde sie sich um die Drachen scheren. Jetzt war der grüne Drache zwischen dem Turm und dem Roten eingesperrt und Vin vermutete, dass ihm etwas gebrochen sein musste.
Kurze Zeit später drückte sich der Grüne von dem Turm ab und klammerte sich um den Roten und schränkte ihm somit die Möglichkeiten ein. Beide fielen zu Boden.
Vin wandte sich ab. So sehr sie auch eben um den grünen Drachen besorgt war, so wenig mochte sie Drachen und musste sich ihres Erachtens nach nicht mehr um mit ihnen beschäftigen als notwendig.
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Der Fall des Drachen [1] - Gefährliche Freundschaft
Fantasy*** WATTYS 2018 - GEWINNER in der Kategorie DIE VERBORGENEN PERLEN *** Als ein Jahrtausende alter Drache auf dem Acker vor ihrem Haus eine Bruchlandung hinlegt, ist Vinley verständlicherweise überrascht. Wie kommt es, dass das mächtige Geschlecht, d...