16 - Der Entschluss des Drachen

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Gefährliche Freundschaft
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Kapitel 16


Vin hatte gewusst, dass jemand sie gesehen haben musste, wie sie vom Feuer des Drachen erwischt wurde und danach unbeschädigt zurückgeblieben war. Dass es jedoch ausgerechnet die braunhaarige Drachenseele, die sie zuvor getroffen hatte, war, passte ihr gar nicht. Er hatte ihr nämlich etwas an den Kopf geworfen, das sie als beleidigend empfunden hatte. Außerdem war er auch grundlos gemein gewesen und hatte ihr überdies nicht einmal ihre Fragen beantwortet. Und gerade weil er eine Drachenseele war, wusste er den Grund, wegen dem sie nicht verbrannt war. Sie selbst hatte nur vermuten können, warum das Feuer ihr keinen Schaden angetan hat.

»Ich dachte, du hälst mich für ein dreckiges, kleines Mädchen. Warum also solltest du zugeguckt haben und mich nun ansprechen?«, fragte Vin, noch immer pikiert, dass er ihr nicht die gestellten Fragen beantwortet hatte. Sie hatte eigentlich keine große Lust, sich mit ihm zu unterhalten, denn der Mann könnte jederzeit erneut so abweisend sein. Und sie fühlte sich derart schwach und ausgelaugt, dass sie wusste, sie würde keine Kraft mehr für irgendwelche Streitereien aufbringen können. Lieber würde sie es sich mit einem heißen Getränk bei Leana gemütlich machen. Allerdings war es besser, mit einer Drachenseele zu reden, als sich in ihrem Elend und ihrer Trauer zu suhlen.

Der Mann schwieg kurz. »Ich wusste ja nicht, dass du einen Drachen hast.« Schon wieder. Schon wieder war die Rede davon, dass der Drache ihr gehörte. Es versetzte ihr einen erneuten Stich, als sie realisierte, dass sie gar keinen Drachen haben konnte, da Atlas ja von den Drachenseelen fortgebracht worden war.

»Woher weiß ich, wohin er gebracht wurde?«, wechselte Vin das Thema. Sie wollte nicht mit der Drachenseele darüber diskutieren, ob der Drache jetzt ihr gehörte oder nicht, sondern lieber wissen, wo er war.

»Gar nicht. Eure Verbindung ist schwach. Zu schwach«, antwortete der Mann abfällig.

»Immerhin lebt meiner noch«, schmetterte ihm Vin in einem Anflug von Wut entgegen. Was war es nur mit den Drachen, dass diese sie derart durch den Wind bringen konnten? Ob dieser Mann sich so verhielt, weil er einen streitlustigen Drachen in sich trug? Falls dies der Fall war, wollte das Mädchen niemals eine Drachenseele werden. Es war ja schon schlimm genug, normal mit den Kreaturen zu disputieren, da wollte es sich nicht antun, den Drachen mit seinen vorlauten Kommentaren stets bei sich zu haben. Dennoch fand es die Vorstellung faszinierend, die Seele eines Drachen in sich zu tragen, wenn er doch keine kosmetische Gestalt annahm.

Ihr tat es leid, die Drachenseele so angefahren zu haben, aber seit sie die Drachen kannte, konnte sie ihr Temperament kaum zügeln. Vor allem dann nicht, wenn sie gereizt wurde. Sie rechtfertigte es einfach damit, dass er sie vorhin auch angeblafft hatte. Zwar nicht mit etwas derart Offensivem und Unfairem, aber dennoch grundlos. Deswegen wollte sis sich auch nicht entschuldigen und offensichtlich erwartete die Drachenseele auch keine Entschuldigung, denn sie blickte einfach weiterhin stumpf in der Gegend umher.

Vin atmete tief ein. »Gibt es irgendeine andere Möglichkeit, herauszufinden, wo er ist oder die Verbindung zu stärken?«, wollte sie wissen, denn darüber zu reden und die Hoffnung zu haben, den Drachen wiedersehen zu können, lenkte sie von dem frischen Verlust und der daraus resultierenden Trauer ab.

»Gibt es«, antwortete der Braunhaarige mit verschränkten Armen, »allerdings wird ein Training mit der Drachenmagie viel Zeit erfordern und ich weiß nicht, wie viel dein Drache davon noch hat.«

»Kannst du ihn denn nicht einfach orten?«, fragte sie leise, befürchtete jedoch, dass er dies nicht konnte. Als die Drachenseele den Kopf schüttelte und sagte, dass es gar nicht funktionieren konnte, da es ihr Drache war, war Vin enttäuscht. Nur sie könne ihn auffinden, hatte der Mann gesagt, denn nur sie sei eine Verbindung mit ihm eingegangen.

Der Fall des Drachen [1] - Gefährliche FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt