34 - Der Abschied des Drachen

1.7K 111 58
                                    



Gefährliche Freundschaft
——————
Kapitel 34/Epilog

Es fühlte sich ungewohnt und merkwürdig an, zu zweit auf dem Rücken des Drachen zu sitzen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Es fühlte sich ungewohnt und merkwürdig an, zu zweit auf dem Rücken des Drachen zu sitzen. Kerys saß aufrecht, ganz der König, der er war, während Vin sich nach vorne gelehnt hatte und ihren Kopf auf den Hals des Drachen gebettet hatte. Zum ersten Mal seit Langen fühlte sie sich Atlas wieder nah.

Der Drache brachte sie mit mächtigen Schwingen voran und bald waren sie an der Drachenfeste angekommen. Sobald sie gelandet waren, ließen sich Vin und Kerys hinuntergleiten. Verwundert blickten sie sich um. Bei Vins ersten Besuch waren die Wiesen verdorrt, der Wald finster, das Wasser ruhig und dann waren sie wieder aufgeblüht, hell und geflossen. Wieso stand die Gegend um die Festung hier also still und lag dunkel da?

»Es wird Zeit, dass er wieder fließt«, meinte Kerys und deutete auf den schlafenden Fluss. Langsam traten der König und die ehemalige Drachenreiterin ans Ufer heran und versuchten, den Grund des Flussers zu entdecken, jedoch war das Wasser dunkel und trüb.

Vin bemerkte, dass Kerys ihr die Schale reichen wollte, in der sich das Heilmittel befand. Zögernd griff sie danach und obwohl dies der Moment war, auf den sie hingearbeitet hatte, spürte sie, dass es ihr nach einem Rückzieher strebte.

»Bin ich egoistisch, wenn ich das mache?«, fragte Vin und dachte zum ersten Mal darüber nach, dass es nicht vielleicht doch besser war, die Zustände so zu lassen wie sie waren, denn schließlich würde dies das Überleben von Atlas sichern. Wenn sie den Inhalt der Schale in das Wasser kippen würde, bedeutete das für sie eine Rückkehr der Magie, jedoch für den Drachen Hass und viele Menschen, die ihm den Garaus machen wollten.

Kerys blickte sie an und in seinen Augen konnte sie nichts als Verständnis entdecken. »Eine Heldin bist du«, meinte er mit brüchiger Stimme und lächelte sie warm an.

Wie eine Heldin fühlte sie sich wahrlich nicht. Nichtsdestotrotz betrachtete sie den Inhalt der hölzernen Schale, ging in die Knie und streckte ihre Hände nach vorne, sodass sie die Schale über dem Wasser dicht über dem Wasser hielten. Es wirkte kaum feierlich oder bedeutungsschwanger, als sie die Schale zur Seite kippte und die Masse ins Wasser platschte, um sich dort langsam zu verflüssigen.

»Jetzt wird alles wieder wie zuvor«, kommentierte Kerys und beobachtete das Wasser, das sich zu kräuseln sowie wieder zu fließen begann und das Heilmittel somit in alle möglichen Gewässer leiten würde. Mit neuer Kraft rauschte das Wasser an ihnen vorbei, berührte auf dem Weg viele trockene Grashalme, die sich aufrichteten und das frische Grün über die gesamte Fläche verteilten. »Ich denke nicht, dass es je wieder so sein kann wie zuvor«, entgegnete Vin. Der Drache hatte sie verändert und durch ihn war sie eine Drachenreiterin geworden. Ob sie jemals wieder eine werden könnte, stand in den Sternen und ihr ruhiges Leben im Heimatdorf wäre auch vorbei, da viele nun wussten, dass sie auf Seite der Drachen stand und sich dies einem Lauffeuer gleich verbreiten würde.

Der Fall des Drachen [1] - Gefährliche FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt