Der Fall des Drachen [1] - Gefährliche Freundschaft

21 - Das Wiedersehen des Drachen

Gefährliche Freundschaft
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Kapitel 21

»Das«, erklärte der Mann, »ist eine Übersicht aus den Annalen der Drachen. Dort werden alle Drachen, die je gelebt haben, aufgeführt.«

Interessiert trat Vin näher an das längliche Pergament und blickte es sich an. Langsam formten sich die Striche und Linien zu Umrissen von Drachen. Was ihr auffiel, war, dass fast alle grau hinterlegt waren und die Farbe deswegen nicht mehr wirklich zu erkennen war. Bis auf einen. Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, eine Hand auszustrecken und über den feinen Umriss des als einziger kräftig auf dem Pergament abgebildeten Atlas zu streichen. Er befand sich am Ende des Pergaments, da wo die Kante ein wenig eingerissen war - genauer gesagt, am Anfang.

Daneben erkannte sie einen ähnlich geformten, dunkelblau, soweit sie es in dieser blassen Farbe erkennen konnte. Neben diesen folgten jene Drachen, die sie immer über den Himmel hatte jagen sehen, darunter auch Izyr. Ihr Blick wanderte weiter bis zum anderen Ende des Pergaments, wo jedoch keine Drachen mehr abgebildet wurden, sondern Eier.

Dann fiel ihr etwas anderes auf. »Der schwarze Drache ist nicht dabei«, richtete sie das Wort an den König, der sie ruhig anblickte. Es war eine Feststellung, keine Frage.

Talys beschloss, erneut, nichts zu sagen und machte lediglich eine kleine Handbewegung, woraufhin der Mann neben ihr einmal kurz aufseufzte. »Der ist theoretisch gar kein richtiger Drache, sondern ein mit Magie wieder erwecktes Skelett eines verstorbenen Drachen«, erklärte er und deutete auf eine Himmelsschlange der zweiten Generation, neben Izyr. Vin zog ihre Stirn kraus. Wie abartig war das denn!

»Wir brauchen deinen schwarzen Drach...«, wollte der Mann in dem braunen Mantel sagen, doch Vin unterbrach ihn. »Dunkelgrün. Er ist dunkelgrün!«

»Wie auch immer«, erwiderte er genervt, »jedenfalls ist er der älteste aller lebenden und toten Drachen und hat von daher Zugang zur alten Magie wie auch du, sobald du es erlernt hast. Nur der Drache kann dir zeigen, wie es funktioniert. Damit kann man ganze Armeen niederschmettern.« Ein kleines, triumphierendes Lächeln schlich sich auf Vins Lippen. Das hieß ja, dass sie Atlas doch noch nicht hinrichten lassen konnten!

»Von daher reicht es, wenn nur du deine Magie in meine Dienste stellst«, erklang des Königs Stimme. Vin hatte ihn bereits vergessen, so sehr hatten sie die Annalen der Drachen fasziniert. Wenn der Drache dadurch gerettet werden würde, hätte sie es wohl tatsächlich getan. Vin war sich nur nicht so sicher, ob Atlas das gutheißen würde. Er würde sie wieder verachten, dachte sie. Außerdem würde der König bestimmt wollen, dass sie als seine Auftragsmörderin dann den Drachen beseitigte, der ihm, wenn er sie hatte, wiederum nichts bringen würde.