Gefährliche Freundschaft
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PrologEine Flammensäule aus rot leuchtendem Feuer zog sich über den Himmel und verglühte nur kurze Zeit danach. Der Verursacher war ein breitschultriger, großer Drache mit glutroten Schuppen, die der Farbe seines Feuers glichen. Seine Augen glühten in einem hellen Gold, mit denen er seinen Gegner taxierte und sich darauf vorbereitete, erneut einen Angriff auf diesen zu starten.
Ebenjener flog gleichfalls über den Wolken und schlug mit den dunkelgrünen Schwingen auf und ab, um dem roten Drachen auszuweichen und selbst anzugreifen. Seine Muskeln schmerzten langsam und er war sich nicht sicher, wie lange er in diesem Kampf noch die Überhand hatte.
Gib auf, Atlas, hörte er die Stimme des roten Widersachers in seinem Kopf.
Der Angesprochene fauchte wütend und antwortete mit einem gleißenden Feuerstrahl, der den roten Drachen traf und zurückwirbeln ließ. Doch dieser war größer und auch stärker als er selbst und fing sich deshalb schnell, nur um kurz danach wieder auf ihn zuzuschnellen.
Der schlankere Drache sah unter sich, nachdem er knapp ausgewichen war. Unter ihm lag die große Festung, geflutet von Regen und groß genug für Drachen und Drachengeborene. Er musste sie vor Ascalour beschützen, denn diese wiederum schützten die Dracheneier. Die allerletzten, wurde ihm schmerzlich bewusst.
Und bald würden weder Drachen noch Dracheneier existieren, dachte er grimmig, als er den roten Drachen beobachtete und auf dessen nächsten Zug wartete. Ascalour ließ nicht lange auf sich warten und preschte wieder auf ihn zu, ließ dieses Mal einen Flammenstoß aus und griff mit seinen Zähnen und Klauen an.
Atlas jaulte vor Schmerz auf, als Ascalour sein Maul um seinen Hals schloss und sich die Reihen spitzer Zähne gegen seine Schuppen drückten. Er spürte auch, dass sich einige der Zähne gewaltsam bis in die Zwischenräume seiner Schuppen bohrten.
Es sah trist für ihn aus, realisierte Atlas. Er konnte nur noch mühsam mit seinen Flügeln auf und ab schlagen, sein Hals schmerzte und seine Beine waren taub von den Attacken und der Abwehr.
Und er wusste auch, dass sie es niemals schaffen konnten, die Eier vollends zu beschützen, denn auch die anderen Drachen waren bereits geschwächt und den Drachengeborenen wollte er es nicht zumuten, gegen einen der größten Drachen zu kämpfen.
Atlas schüttelte seinen Hals, damit die andere Himmelsschlange von ihm abließ und schlug dann mit seinem stachelbesetzten Schwanz auf den roten Gegner ein. Ascalour wurde weit nach hinten geschleudert und krachte gegen den Turm des Dorfes, über dem sie kämpften.
Dort blieb er liegen, wenngleich Atlas wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis er sich erholt hatte und sich wieder in die Lüfte schwingen würde, um ihm, Atlas, den Garaus zu machen. Nicht nur, weil Ascalour der einzige Drache der Welt sein wollte, um von den Menschen gefürchtet und als Gott verehrt zu werden, sondern weil Atlas und er seit Jahrhunderten Feinde waren. Während Ascalour es nach Macht und Zerstörung dürstete, versuchte Atlas, das Überleben der Drachen zu sichern. Zwar war auch er manchmal von dem Hass und den Vorurteilen der Mensch genervt, doch er wusste, dass das Gehirn jener einfach nicht groß genug war, um Veränderung zu akzeptieren.
Atlas landete auf dem Turm der Drachenburg, von dem aus er Ascalour im Blick hatte. Er atmete erlöst auf, als er seine vor Schmerz pochenden Muskeln entlasten konnte, seinen blutenden Hals säubern konnte und den kühlenden Regen über seinen Körper laufen spürte.
Atlas, erklang die Stimme von Sayra, der Anführerin der Drachengeborenen, ich habe dir gesagt, dass du nicht alleine gegen Ascalour kämpfen sollst. Lass uns raus.
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Der Fall des Drachen [1] - Gefährliche Freundschaft
Fantasía*** WATTYS 2018 - GEWINNER in der Kategorie DIE VERBORGENEN PERLEN *** Als ein Jahrtausende alter Drache auf dem Acker vor ihrem Haus eine Bruchlandung hinlegt, ist Vinley verständlicherweise überrascht. Wie kommt es, dass das mächtige Geschlecht, d...