Ich seufzte und blätterte weiter. Die nächste Doppelseite zierte ein großes Bild von einem Springpferd mit Reiter im Parcours. Daneben prangten weitere Bilder und die Überschrift ließ darauf schließen, dass wohl jemand Mist gebaut hatte. „Eskalation in Cannes" prangte ich großen blauen Lettern oben auf der Seite. In etwas kleineren Buchstaben stand dort als Titel Unterschrift „Joshua Maibach wieder mal außer Rand und Band". Langweilig! Solche Überschriften las man in letzter Zeit ständig im Bezug auf den Maibachspross.
Seinen Vater vergötterte ich. Ein toller Dressurreiter! Er musste sich doch bestimmt für seinen Sohn schämen!
Gelangweilt schlug ich das Hochglanzmagazin zu und schmiss es zurück auf den kleinen runden Holztisch im Reiterstübchen.
Genau in dem Moment öffnete sich die Tür und Silvi kam rein. „Ich bin fertig!" rief sie grinsend aus und griff nach ihrer Wasserflasche, bevor sie sich neben mich fallen ließ. Kurz betrachtete sie mich und meinte dann nachdenklich „Marla wir müssen echt reden... Das kann so nicht weiter gehen!" Ich seufzte erneut. „Ich weis, aber was soll ich machen" erwiderte ich und versuchte etwas aus ihren alten blauen Augen lesen zu können. „Du kannst nicht ewig meine Pferde reiten! Du musst gefördert werden" mit den Worten legte sie mir eine Hand auf den Oberschenkel. „Ich hab nur leider nicht das Geld für ein Sportpferd" meinte ich ernst und wurde mir wieder schmerzlich bewusst, dass meine finanzielle Situation nicht pferdefreundlich aussah.
Plötzlich wanderte über Silvis Gesicht ein breites grinsen. „Ich hab vielleicht eine Lösung für dein Problem. Kostet mich nur einen Anruf bei einem befreundeten Züchter und dich, sollte er meinen Vorschlag mögen, dein Bestes" „Was meinst du damit?" kritisch zog ich eine Augenbraue hoch. „Lass dich überraschen Marla!" flötete sie.
Dabei blieb es auch bis ein paar Wochen später ein Mann bei uns im Stall stand, der mir nur allzu bekannt vorkam. Diese Mann war ein Idol, korrigiere, mein Idol. Hannes Maibach! Und eben jener Hannes Maibach stand bei uns aus der Stallgasse und redete mit Silvi.
Wie angewurzelt blieb ich stehen und lies fast meine Kardätsche fallen mit der ich Jules Fell versuchte vom Staub zu befreien.
Beide sahen mit einem mal zu mir rüber. Ruhig bleiben Malar. Alles gut! Nichts anmerken lassen. Mit fahrigen Bewegungen fuhr ich fort und sattelte schließlich zügig und ordentlich.
Ich ritt vielleicht schon eine halbe Stunde, da trat Hannes Maibach an die Bande und winkte mich zu sich rüber. Ungläubig parierte ich mein Pferd erst durch, dann hatte ich mich wieder gesammelt. Mit vor Aufregung zitternden Händen ritt ich zur Bande und blieb direkt vor dem Mann Mitte 60 stehen.
Er lächelte mich freundlich an und meinte anerkennend „Das war wirklich ein guter Ritt. Wie lange reiten sie schon?" „fünf... fünfzehn... Jahre" stotterte ich etwas irritiert. Er schmunzelte. Oh Gott war das peinlich!!! „Schönes Pferd" „Jul Monde. Gehört Silvi." brachte ich wieder keinen klaren Satz raus und wünschte mir der Hallenboden würde sich unter den Hufen des Fuchses auf tun und uns zumindest bis Herr Maibach weg war verschlucken. „Das habe ich mir schon fast gedacht. Ich kenne sie inzwischen lange genug um eines ihrer Pferde zuerkennen" witzelte er und fuhr fort „aber darum geht es hier eigentlich auch gar nicht. Was halten Sie davon abzusitzen, Silvi ihr Pferd zu ende reiten zu lassen und wir unterhalten uns derweil im Reiterstübchen." etwas geplättet nickte ich und stotterte wieder etwas überfordert drauflos „Ähm...jeja... na natürlich". Ich könnte mich Ohrfeigen! Was tat ich hier nur?!?
Etwas zu schwungvoll schwang ich mich aus dem Sattel und landete fast der Länge nach im Sand. Mist! So viel zum Thema, dass ich aufhören wollte mich zu blamieren.
Ich stolperte aus der Bandentür, nachdem Silvi ihr Pferd an sich genommen hatte, und folgte Herrn Maibach in das Reitstübchen.
Wir setzten uns in die kleine gemütlichen Sitzecke mit Blick in die Halle. Dort mussten er und Silvi gerade wohl auch gesessen haben, zumindest dem Kulli und den Papieren zufolge die dort auf dem Tisch lagen.
„Ich habe mich gerade schon mit Silvi über sie unterhalten." erklärte er und musterte mich aus blauen Augen. Nervös faltete ich die Hände im Schoß und hoffte langsam etwas runter zu kommen. Warum haben sie sich bloß über mich unterhalten?!? „Ich würde Ihnen gerne ein Angebot machen" mein Herz schlug plötzlich bis zum Hals. Er kramte in den Papieren und zog eine Mappe raus. In jener blätterte er etwas weiter rum und hielt sie mir aufgeschlagen hin.
Irritiert blickte ich auf den Lebenslauf der dort abgedruckt war. Das war nicht meiner und keiner eines Pferdes. Stattdessen grinste mich von dem Blatt Papier die skandalöseste Person, die die deutsche Equip je gesehen hatte an. Verwirrt sah ich zu Herrn Maibach. Der zum Glück zu einer Erklärung ansetzte „Mein Sohn Josua dürfte Ihnen ja wahrscheinlich ein Begriff sein." Ich nickte. Seufzend fuhr er fort „Ihm droht der Rausschmiss aus der Equip da er es in letzter Zeit etwas übertrieben hat. Parties, Alkohol... ob Drogen mit im Spiel waren wollte ich lieber nicht wissen...." da war jemand augenscheinlich ganz und gar nicht zufrieden mit seinem Sohn. „Und was habe ich damit zu tun?" so ganz sah ich meine Rolle in dem ganzen Theater noch nicht. „Silvi hat mir von ihrer Lage und ihrem Können berichtet, ebenso einige Daten und Angaben zu ihrer Person. Kurz um wir könnten jeweils vom Problem des anderen profitieren." und wie verdammt noch mal?!? Langsam wurde mir das zu schräg!
„Ich schlage Ihnen folgendes vor." er machte eine Pause und spannte mich so unangenehm auf die Folter. „Ich oder vielmehr mein Gestüt stellt Ihnen ein Top Dressurpferd bis Intermediär II zur Verfügung, inklusive Training und Pfleger. Jedoch müssten sie dafür eine Bedingung erfüllen." Das klang schon fast zu gut! Ein Intermediär Pferd! Ein Vermögen auf vier Beinen! Meine Gedanken schlugen Purzelbäume.
Dann fuhr er fort und es kam der dickste Harken, den ich je in meinem ganzen Leben hören würde. „Naja... nach dem Gespräch mit Silvi wäre mein Deal..." er stockte, wusste wohl nicht wie er es formulieren sollte. „Nun ja. Sie heiraten meinen Sohn, damit er wieder etwas positive PR bekommt und würden im Gegenzug ein Pferd gestellt bekommen, von dem selbst einige Olympia Reiter träumen würden." Ich verschluckte mich augenblicklich an meiner eigenen Spucke und krächzte völlig neben der Spur „Ich soll was?!?"
Das war ja wohl ein schlechter Witz! Möp! Falsch! Herr Maibach meinte das Angebot ernst!

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Pakt mit dem Teufel
Romance„Du bist unsicher! Ich schüchtere dich ein. Glaubst du das merke ich nicht?" mein Herz fühlte sich an, als ob es kurz stehen bleiben wollte um, dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. „Dich kann man lesen wie ein offenes Buch!" Malar hat Talent...