Fertig mit den Nerven stand ich vor dem Spiegel. Meine Augen flogen über die blauen Flecken und ich hoffte sie irgendwie verstecken zu können. Ich würde Joshua nie wieder anlügen. Das hatte er mir an dem Abend ziemlich klar gemacht. Seitdem musste er nur etwas sagen und ich spurte wie es ihm passte. Er genoss die Kontrolle.
Ich wischte die Gedanken weg und überlegte was ich anziehen sollte. Auch zwei Wochen später waren sie noch gut sichtbar. Wenigstens waren es die Arme und das Dekolleté, das ließ sich alles irgendwie verstecken.
Corinna hatte immer wieder Fragen gestellt ob alles zwischen uns okay war, aber wir hatten immer nur beide das Ganze abgewunken und so getan, als wäre nichts. Dabei hatte ich inzwischen Angst vor ihm, wirkliche Angst und das egal in welcher Laune er sich gerade befand.
Es ist schrecklich neben einer Person zu liegen und zu versuchen zu schlafen, die einem Angst macht, es ist schrecklich mit dieser Person an einem Tisch zu sitzen und zu essen. Es ist schrecklich nicht von jener Person weg zu kommen.
Ich hatte mir in den letzten zwei Wochen angewöhnt nur noch zu antworten, wenn ich gefragt wurde wenn er dabei war. Ich wollte ja keine weitere Unvorhersehbare Situation provozieren.
Ich fuhr zusammen als es an der Badezimmertür klopfte. „Malar?" hörte ich Joshua rufen. „Ja" antwortete ich mit zittriger Stimme. Hatte ich wieder etwas falsch gemacht? Die Türklinke wurde runtergedrückt und hielt automatisch die Luft an. Fast geräuschlos schob er die Tür auf und trat ein. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich verkrampfte mich. Sein Blick wanderte über meinen von ihm geschundenen Körper. Kühl und Ausdruckslos. Kein Wort kam ihm über die Lippen. Einfach nur seine Präsenz löste so ein starkes Angstgefühl in mir aus, dass ich anfing zu zittern. Ich hielt mich am Waschbecken fest, aus Angst jeden Moment den Boden unter den Füßen zu verlieren. Mit ruhigen Schritten trat Joshua hinter mich. Augenblicklich krallte ich mich fester in das Waschbecken. Seine Finger fuhren über meine Wirbelsäule „Du hast abgenommen" stellte er fest. Mit fest zusammengepressten Lippen nickte ich.
Seit seiner letzten Attacke auf mich hatte ich nicht mehr wirklich gegessen. Ich wollte nicht. Es war als würde mein Körper entscheiden, dass ich besser langsam immer weniger und weniger werde, als meinem Kopf zu erlauben wieder klar denken zu dürfen.
„Wolltest du nicht ausreiten gehen?" fragte er erneut. „Ja" bestätigte ich mit brüchiger Stimme. ich sah im Spiegel wie er den Kopf schief legte und wieder seine Hand hob. Vorsichtig und federleicht streiften seine Finger meine Haut und strichen meine langen blonden Haare zur Seite. Bei der Berührung zuckte ich zusammen. „Was ist los?" seine Stimme löste Gänsehaut aus. Er drehte mich grob zu sich um. Ich zitterte immer noch und sah weg. Ich wollte ihn nicht ansehen, korrigiere ich konnte ihn so nicht ansehen. Natürlich lies er auch dies nicht zu. Fest packte er mich am Kinn und drehte meinen Kopf. Mit festem und unnachgiebigen Blick sah er mir in die Augen „Noch einmal. Was ist los?". Seine kühlen blauen Augen verschwammen vor meinen Augen zusehends. Nicht heulen! Malar! Nicht anfangen zu heulen. Hart klangen seine Worte in meinem Kopf noch etwas nach, während sein Griff etwas fester wurde „Rede mit mir!". Ich schloss die Augen und öffnete die Lippen. Mir kam nur nichts über die Lippen, noch nichtmal ein Schluchzen. Nichts. Meine Kehle war Staub trocken. Er strich mir über die Wange und ich verkrampfte mich immer mehr. Schließlich kam mir doch etwas über die Lippen „Joshua...Ich..." Es klang schwach und kraftlos. Ich hielt die Augen weiterhin geschlossen und bemühte mich nicht loszuheulen. Sein Blick brannte auch so auf mir. „Ich habe... Angst vor dir" gab ich leise flüsternd zu. Augenblicklich lies er mich los. Es war unglaublich befreiend. Ich atmete innerlich etwas auf. „Malar, es tut mir leid. Ich weis echt nicht was in mich gefahren ist. Ich verspreche dir. Ich versuche mich besser unter Kontrolle zu bekommen" ich schluckte schwer. Ich öffnete meine Augen wieder und sah direkt in seine schönen blauen Augen, in denen ich wirklich so etwas wie Reue schimmern sah. Mein Kopf mahnt mich zwar ihm nicht zu vertrauen und ihm wieder zu verzeihen, aber mein Herz nahm Macht über meinen Körper und Geist. Ich sollte es ja inzwischen eigentlich besser wissen.

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Pakt mit dem Teufel
Romance„Du bist unsicher! Ich schüchtere dich ein. Glaubst du das merke ich nicht?" mein Herz fühlte sich an, als ob es kurz stehen bleiben wollte um, dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. „Dich kann man lesen wie ein offenes Buch!" Malar hat Talent...