29 ▪ Luna

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Andreas' Sicht
Als ich sie sehe kommen erneut gemischte Gefühle in mir hoch. Hass. Oh ja ich hasse sie, abgrundtief, schon seit dem Moment, ab dem ich ihren Kurs am Anfang des Schuljahres in Mathe bekommen habe. Aber dieser Hass ist nur aus dem einen Grund da: Weil ich sie liebe. Wiedersprüchlich, paradox. Ich hasse sie dafür, dass ich sie liebe. Was sie mit mir macht, wie sehr sie mir den Kopf verdreht ohne groß irgendwas zu machen. Ich könnte was weiß ich wie viele Probleme bekommen wenn ich mich auf sie einlasse, wenn ich eine Beziehung mit ihr anfange. Wenn sie mich überhaupt liebt. Warum sollte sich eine Schülerin in ihren Lehrer verlieben? Andersrum, warum sollte sich ein Lehrer in einen Schüler, eine Schülerin verlieben?
Seitdem ich gemerkt habe, was ich für sie empfinde, habe ich mir geschworen sie zu hassen. Klappt nicht ganz wie gehofft, da ich öfters mal meine Wut oder schlechte Laune an ihr auslasse.

Ich knalle die Bücher auf den Boden, damit der Kurs endlich mal ruhig ist. ,,Luna! Sie doch endlich mal still!", mahne ich mit wütendem Ton. Sie wird rot, unterdrückt sichtlich die Tränen. War das etwas viel? Während der Kurs, diesmal in Stillarbeit, die Aufgaben erledigt, denke ich nach. Soll ich mich entschuldigen? Folge ich diesem Gefühl und mache einen Fehler?

Es klingelt. Mit verschränkten Armen und kaltem Blick stehe ich am Pult. Die Schüler stehen langsam auf und verlassen schweigend den Raum. ,,Du nicht Luna!", hart klingen meine Worte schon. Sie beginnt zu weinen. Wir sind alleine im Raum. Das wollte ich wirklich nicht. Weder das Eine, noch das Andere. ,,Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht!?", will sie wissen. Darauf habe ich keine Antwort. Betreten sehe ich zu Boden, unsicher was ich machen soll. Gleichzeitig beginnen wir zu reden. Ich mit einem: ,,Also eigentlich wollte ich mich-" ; sie mit: ,,Wissen Sie eigentlich dass ich Sie l-"
Wir beide verstummen. ,,Was?", fragen wir erneut gleichzeitig. Innerlich lächele ich. Dann beenden wir auch gleichzeitig unseren Satz ,,liebe" ,,entschuldigen"

Wir starren uns beide entgeistert an. ,,Du liebst mich!?", frage ich, als hätte sie mir soeben erzählt dass sie den Nobelpreis für Chemie bekommen hätte. Sie liebt mich. Gemischte Gefühle. Erneut. Alles in mir beginnt sich zu drehen, in mir geht die Sonne auf. ,,Sie wollten sich entschuldigen? Warum der Sinneswandel?", fragt sie ohne auf meine Frage einzugehen. Sprachlos.
,,Weil ich dich liebe", gestehe ich ihr nach einigen Minuten des Schweigens.

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