24 • Coco

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\\ seine sicht //
8:10. Nervös fahre ich mit dem Unterricht fort. Ihr Platz ist leer. Der verdammte Platz ist leer. Sonst kommt sie nie zu spät. Connie ist die Pünktlichkeit in Person als wo zur Hölle steckt sie. Wäre sie krank, hätte jemand davon gewusst und abgesehen davon wäre sie dann gestern Abend nicht noch hyperaktiv über den Tennisplatz gesprungen. Seit 2 Jahren spiele ich im gleichen Tennisverein wie sie und zwar immer nach ihr und bis heute weiß sie nichts davon. Sie weiß generell so einiges nicht. Von meinen Gefühlen für sie weiß sie nichts. Von dieser Liebe, die ich ihr 2 Jahre lang schon verheimliche. Gegen die ich mich schon 2 Jahre wehre.
8:20
,,Also weiter mit Shakespeare", fordere ich die Klasse auf. Ich werde wirklich unruhig. Verdammt sollte ich nicht doch mal im Sekretariat fragen?
Gerade will Frederika mit ihrer Erörterung beginnen, als die Tür aufgeht. Und in dieser Tür steht sie. Coco. Connie. Meine Connie. Das halbe Gesicht voller Blut, lauter blaue Flecken, Erde über den Körper verteilt. Bitte lass das einen Traum sein, bete ich. Immer noch stocksteif blicke ich sie an.
Als ich meine Sprache wiederfinder und zu einem ,,Coco was um alles in der Welt ist los" ansetzen will, kippt sie mit den Worten ,,Auto" und ,,Hilfe", vornüber.

Eine Infusion steckt in ihrem Arm, den anderen halte ich fest. Und weine. Still und leise. Sie schläft. Trauma. Koma. Was auch immer. Sie schläft. Und noch nie hat jemand so wunderschön geschlafen. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich. ,,Ich liebe dich", sage ich zu ihr. Keine Ahnung ob sie mich hört, aber jetzt fühle ich mich besser. Jetzt ist es raus. Mehr oder weniger. Zeit vergeht und immer noch ändert sich nichts. Als die Sonne bereits hoch am Himmel steht beginnen ihre Augenlider zu zucken.
Langsam öffnet sie ihre kristallblauen Augen. Kurz blinzelt sie, versucht sich an das Licht und die Umgebung zu gewöhnen. ,,Coco?", frage ich vorsichtig. Erst jetzt bemerkt sie mich. ,,Herr Jäger? Florian? Träume ich? Wenn ja, weckt mich bitte nie wieder auf!", lächelt sie und versucht meine Hand zu drücken. ,,Nein das ist kein Traum", lächele ich nun.
Mit einem Mal sitzt sie Kerzengerade in ihrem Bett. ,,WAS!?", entfährt es ihr.
,,Mach langsam", mahne ich sie ruhig. Entgeistert starrt sie mich an. Mir wird warm. Ich beuge mich vor, halte kurz Inne, überlege. Doch diese Entscheidung nimmt sie mir ab, indem sie mich küsst.

Deine SchülerXLehrer StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt