41 ▪ Brooke

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Ich stehe vor dem Tanzspiegel und probiere einige neue Schritte aus, als Michael, der Leiter der Tanzschule, zu mir kommt.
,,Brooke, immer noch hier? Wenn du so weiter machst, müssen wir dich bald bezahlen!", lacht er. Ich pausiere und lächele ihn außer Atem an. ,,Du kannst eigentlich schon ne Gruppe aufsteigen...Hast du nicht Lust jetzt gleich einfach bei den Erwachsenen zu tanzen?", er sieht auf seine Armani Uhr. Meine Augen funkeln, mein Herz schlägt schneller: ,,Oh klar, voll gerne!" ,,Na dann, bleib hier, die Teilnehmer kommen gleich. Tina leitet den Kurs", er verabschiedet sich wieder und geht zurück ins Treppenhaus. Als er weg ist mache ich einen kleinen Freudensprung und suche Tina im Trainerraum.

,,Hallo Brooke!", begrüßt sie mich freundlich und blickt von ihrem Handy auf. ,,Hey Tina, kurze Frage...Micha hat angeboten dass ich jetzt gleich bei dir in den Tanzkurs gehe...ist das ok?", ich spiele nervös mit meinen Fingern. ,,Na wenn der Herr Chef das sagt, klar!", sie schwingt ihre Beine vom Tisch, verstaut ihr Handy nach einem kurzen Blick auf die Uhr in ihrer Jackentasche und sieht auf den Belegplan. ,,Eeeeh...", sie kaut auf ihrer Unterlippe, ,,ein Teilnehmer hat allerdings keine Partnerin, die Aufgabe müsstest du dann übernehmen", keck grinst sie mich an und schiebt mich vor sich in den Tanzsaal, der mittlerweile von gut 10 Leuten gefüllt ist. ,,Also die Herrschaften, ich bin Tina und leite den Kurs. Das hier ist Brooke, sie ist Aushilfe hier, tanzt selbst auch und wird auch diesen Kurs belegen!", beginnt Tina mit lauter Stimme. Die Vorstellung meiner Wenigkeit hätte sie sich allerdings sparen können... ,,Sind alle da?", Tina ruft der Reihe nach die Namen auf ihrer Liste auf. ,,Entschuldigen Sie bitte!", außer Atem betritt ein junger Mann den Saal. ,,Schon gut, Sie müssen dann wohl der lonely ranger sein; Brooke, dein Partner", Tina lächelt, der Mann legt seine Sachen ab. Während Tina weiter mit der Vorstellung und dem Ausblick macht, kann ich meinen Blick nicht von dem Mann lösen, der jetzt seinen Kapuzenpulli auszieht.

Mein Herz bleibt stehen, als ich erkenne, mit wem ich es hier zu tun habe. Nein, das darf nicht sein...Ich bekomm es in der Schule nicht mal auf die Kette ihn anzusehen, ohne dass mein Gesicht die Farbe einer Tomate annimmt, wie soll ich das zwei Mal pro Woche, vier Stunden aushalten!? Ich merke, wie ich zu zittern beginne, wie mir plötzlich ganz heiß wird und ich mein Herz richtig spüre. Herr Engelbrecht scheint auch noch nichts von seinem Glück mitbekommen zu haben, denn er sieht sich ratlos, verzweifelt lächelnd im Raum um, bis Tina mir einen Schubs verpasst. Unsere Blicke treffen sich. Ich kann seinen nicht dueten. ,,Lernen Sie sich kurz erstmal kennen", verkündet Tina. Langsam gehen wir aufeinander zu. Wir bringen es beide nicht zustande uns in die Augen zu sehen. Tja, das war nun wirklich blöd gelaufen.

,,Also", bricht er endlich das Schweigen, ,,wir werden also ab jetzt zusammen tanzen" Ich nicke. ,,Und du tanzt auch so hier?", fragt er wieder. Erneut nicke ich. ,,Ouh mann, dann hab ich wohl jetzt ein ganz schönes Problem", er schnaubt lachend. ,,Ich glaub auch", nuschele ich. ,,Warum, du kannst doch tanzen", lacht er. Verdutzt sehe ich ihn an, dann lachen wir beide.

,,Ok bitte Ausgangsposition einnehmen!", Tina klatscht und wir stellen uns hin. Zögernd fasse ich seine Hand. Sie ist weich und kühl. Wir sehen uns in die Augen. Mein Herz schlägt bis zum Hals, wir beginnen zu tanzen.

Und ja, er konnte wirklich nicht tanzen. Damals. Aber wir haben zusammen geübt. Lange. Er ist mir oft auf die Füße getreten, sodass ich oft echt Schmerzen hatte, doch das war alles vergessen, als er mir erzählte, er wolle nur für den Abiball tanzen lernen. Und ja, wir haben es geschafft. Zusammen. Es war komisch. Ja, es war verdammt komisch mit seinem Lehrer so nah zu sein und so viel Zeit zu verbringen.

Die Tanzfläche füllt sich. Pärchen bilden sich, sogar Sophie und Ally, meine besten Freundinnen sind mit ihren Freunden hier. Die Singleladies haben sich alle einen Jungen gekrallt und tanzen. Und ich? Jap, ich stehe mit einem Glas Sangria wie bestellt und nicht abgeholt daneben.

,,Brooke!", eine dunkle Stimme ruft. Ich drehe mich um. Constantin Engelbrecht kommt mit seinem Smoking lächelnd auf mich zu. Ich lächele peinlich berührt. ,,Lust zu tanzen?", er hält mir seine Hand hin. Diese Hand, die ich schon so oft gehalten habe. Ich stelle das Glas ab und ergreife sie. Sie ist immer noch so weich und amgenehm kühl wie beim ersten Mal. Er zieht mich näher zu sich heran, wir wirbeln herum. ,,Wow, Sie tanzen echt gut", ich bringe es zu Stande ihm in die Augen zu sehen. ,,Ich hatte ne wahnsinnig gute Lehrerin", er sieht mich an und bringt mich somit nur noch mehr zum lächeln. Dann lässt er mich los, nimmt sanft mein Gesicht in beide Hände und küsst mich.

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