P.o.v StegiVerzweifelt sah ich meine Mutter an. Ihre Augen, zwei glühende Saphire, die mich mahnend, fast drohend anfunkelten.
Ich presste meine Lippen aufeinander und sah sie mit dem flehendsten Blick an, den ich aufbringen konnte, doch ihr Blick wurde nicht weicher. Aus zusammengekniffenen Augen sah sie mich tadelnd an.
Es war ihr peinlich, dass ich so zusammengesunken in meinem Sessel saß. Mit hochgezogenen Schultern, um mich so klein wie möglich zu machen und aufgesetzter Kaputze, damit man meine Augen nicht erkennen konnte, die immer noch leicht gerötet waren.
Ihr Blick huschte hektisch zwischen mir und der hübschen Frau in dem anderen Sessel hin und her, nur dass sie immer ein falsches Lächeln und eine entschuldigende Miene aufsetzte, wann immer ihr Blick die Frau streifte.
"Aber Mama-", setzte ich immer noch verzweifelt an, doch sie unterbrach mich sofort.
"Ich tue das doch nur, weil ich dich liebe."Sie erhob sich aus ihrem Sessel und ging vor mir auf die Knie, sodass sich unsere Augen auf einer Höhe befanden. Plötzlich wurde ihr Blick weicher und sie sah mich aus ihren grünen Augen so sanft an, wie es nur eine Mutter konnte. Sie nahm meine Hände in ihre und strich sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken.
"Es ist nur zu deinem Besten", sagte sie herzlich und ihre Stimme klang so sanft, dass sie von einer Sirene hätte stammen können.
Der sanfte Klang ihrer Stimme hüllte mich ein und für einen Augenblick wünschte ich so sehr ihr glauben zu können, doch ich wusste, wie gut sich meine Mutter verstellen konnte, und dass sie nie darauf achtete, was für andere gut war. Für sie war es nur wichtig, dass es ihr und ihrem Ruf gut ging, und genau deshalb tat sie das hier auch.Nicht für mich. Nur für sich.
Ihre grünen Augen starrten mich immer noch an, zwar war ihr Blick noch immer sanft, doch es lag etwas drängendes darin. Das sanfte Streichen über meine Hand wurde zu einem dringlichen Druck, der mir andeutete, dass ich mich jetzt endlich richtig hinsetzen und der Frau vorstellen sollte.
Ich wusste, dass es nichts brachte gegen meine Mutter zu rebellieren. Weshalb ich auch meine Kaputze abnahm und der Frau zögerlich eine Hand hinhielt.
Keine Frage, sie war schön. Nur ebend auf eine Weise, die mich nicht sonderlich ansprach.
Sie hatte einen sehr weiten Ausschnitt. So weit, dass ihre Brüste fast vollständig zu sehen waren.
Ihren Hintern hatte sie in ein extra kleinen Minirock gepresst, der in einem hellen neon grün förmlich leuchtete, und ein Magnet für die Blicke der Männer war.
Ihr Make-up sah ziemlich aufwendig, und genau so auffällig aus und ihre Wimpern waren so lang wie mein kleiner Finger.Sie war eine Prostituierte.
Und es gab bestimmt eine Menge Männer, die sie wunderschön fanden. Ich aber ebend nicht."I-ich bin Stegi", murmelte ich als ich zusah, wie die Frau ihre Zigarette aus dem Mund nahm, meine Hand eingehend betrachtete und dann einfach sagte: "Lexi."
Dann steckte sie die Zigarette wieder in den Mund, zog daran und paffte eine Rauchwolke aus.Völlig desinteressiert musterte sie ihre langen, pink lackierten Nägel, von denen ich mir sicher war, dass sie damit die Hälse anderer Leute aufschlitzen könnte.
Als sie bemerkte, dass ich und meine Mutter sie nur anstarren warf sie uns einen empörten Blick zu und fragte scharf: "Was wollt ihr jetzt von mir? Mich nur anstarren oder auch Aktion?"Bei letzteren Worten musterte sie mich mit angehobener Augenbraue, mehr enttäuscht als zufrieden und zog dann erneut an ihrer Zigarette.
Meine Mutter warf mir einen aufmunternden Blick zu und steckte mir zwei Hunderter zu. "Macht euch einen schönen Abend", säuselte sie und wollte schon gehen, doch ich hielt sie am Ärmel ihres Trenchcoats zurück.
"Mama, ich möchte nicht-", sagte ich verzweifelt, woraufhin sie sich aufgebracht zu mir umdrehte und mich mit einem Blick ansah, dem ich einfach nicht standhalten konnte.
Beschämt richtete ich meine Augen auf den Boden und zupfte nervös an meiner Hose.
"Stegi, wir haben darüber geredet, dass es nur dass Beste für dich ist und dass es nötig ist, damit du ein echter Mann wirst!"Ich schluckte die Wörter herunter, die mir noch auf der Zunge lagen, doch sie bleiben mir wie ein Klos im Hals stecken. Also nickte ich nur und sah, wie sich der wütende Ausdruck meiner Mutter enstpannte. "Schön", sagte sie an Lexi gewandt, die die ganze Zeit nur ihre Nägel studiert und uns großzügig ignoriert hatte.
"Dann wünsche ich euch viel Spaß. Ich hoffe Sie machen ihren Job gut."Würde ich mich nicht so niedergeschlagen fühlen, dann wäre ich wahrscheinlich gerade vor Wut geplatzt.
Lexi verdrehte die Augen und paffte dann wieder eine Rauchwolke aus. "Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Ich bin eine der besten in diesem Job."
Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Lexis Job sollte es sein mich 'heterosexuell zu machen', um es in den Worten meiner Mutter auszudrücken.
Ich könnte kotzen, bei dem Gedanken daran, dass meine eigene Mutter mir so etwas antun wollte.Meine Meinung gegenüber meinen Eltern, die mich in ein Internat gesteckt hatten, um mich loszuwerden und es für mehrere Jahre nicht nötig gehalten hatten, mich zu besuchen, war generell ziemlich gering. Was nicht sehr verwunderlich ist.
Doch immerhin schien es ihnen relativ egal gewesen zu sein, dass ich ebend nicht auf Mädchen stand.Und nun behandelten sie mich, als wäre es eine Krankheit. Als ob sie es gar nicht glauben könnten, dass außgerechnet ihr Sohn schwul war. Auch wenn es sie vorher nie gekümmert hatte.
Mein Vater hatte mir so überzeugend vermittelt, dass es nur ein Fehler war. Ein dummer Fehler, den ich aber schnell wieder gutmachen konnte. Ich musste nur mit Lexi schlafen, und ich wäre geheilt.
Natürlich hatte ich gewusst, dass es nicht so einfach funktionieren würde, doch die Faust meines Vaters in meiner Magengrube tat so sehr weh, dass ich lieber genickt hatte, als ihm weiterhin zu widersprechen.
Er meinte ich solle mich zusammenreißen und dann würde ich schon wieder 'normal' werden.Ich musste schon wieder mit den Tränen kämpfen. Tränen, von denen ich nicht wusste woher sie kamen. Immerhin hatte ich schon so viel geweint, dass eigentlich keine mehr übrig sein sollten.
"Na dann hoffe ich doch mal, dass sie damit Recht haben", sagte meine Mutter und stöckelte auf ihren High heels ohne ein weiteres Wort und ohne mich noch ein mal anzusehen davon.
Alles in mir schrie danach, ihr hinterherzurennen und sie anzubetteln, dass ich es nicht tun brauchte, doch ich kannte meine Mutter. Besser als es mir lieb war. Sie war kalt, abweisend und kriegte immer was sie wollte.
Und alles was sie tat war lügen.Schon im Krankenhaus hatte sie gelogen. Sie hatte gesagt, dass sie mich lieben würde. Was vielleicht auch die Wahrheit war, wie sie es sah, doch wenn das, was sie mir gegenüber empfand Liebe war, dann wusste ich nicht, warum alle dieses Gefühl so toll fanden.
Und Lexi hatte sie auch angelogen. Sie hatte ihr gesagt, dass ich nur hier war, weil sie dachte, dass es langsam an der Zeit für mich war, zum ersten Mal Sex zu haben. Es war wieder nur die halbe Wahrheit. Das Detail, das ich generell nicht auf Frauen stand, hatte sie dabei einfach weggelassen.
Bevor wir hergefahren waren hatte sie mir noch eingeprägt, dass ich Lexi nicht verraten sollte, dass ich schwul war und einfach mit ihr schlafen sollte. Und jetzt saß ich in einem kleinen Zimmer, in welchem sich ein paar Sessel, ein Schminktisch und ein schickes Bett befand.
Sicherlich hätte das Bett unheimlich verlockend ausgesehen, mit der roten Samtdecke und den großen, gemütlich aussehenden Kissen, doch bei dem Gedanken, dass ich mit Lexi auf diesem Bett schlafen sollte hätte ich tausend mal lieber auf einer Streckbank geschlafen, als auf dieser Samtdecke.
Mit einem Zungenschnalzen machte Lexi auf sich aufmerksam und sah mich irgendwie erwartungsvoll an.
Sie war noch nicht wirklich alt, vielleicht mitte Zwanzig, doch ihr Blick schien unglaublich erfahren. Als könnte sie einen Menschen ansehen, und sofort wissen, was dieser begehrte. Sie sah mich mit einem Blick an unter dem ich mich hätte wenden können, so unangenehm war es mir."Dann lass uns loslegen."

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I didn't mean to || Stexpert
Fiksi Penggemar[ 1. I'm Sorry || Stexpert ] [ 2. I didn't mean to || Stexpert ] Der Ausflug nach München endet und Stegi weiß nicht ob Tim ihn danach noch genauso behandeln wird, wie in der Zeit, in der sie alleine waren. Oder ob er ihn überhaupt noch lieben wird...