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P.o.v. Stegi

Die Stille, die Clark und mich nun umgab, als Tim aufgelegt hatte, war noch unangenehmer, als das Gespräch zuvor, doch mir viel nichts ein, was ich hätte sagen können, um die Situation zu verbessern. Also nahm ich mein Handy aus Clark's Hand und ließ es schnell in meiner Hosentasche verschwinden, bevor er es noch gegen die Wand schmettern konnte. Denn sein Gesicht glühte immer noch vor Wut.

"Er hat Angst, dass ich dir wieder etwas antun könnte, richtig?", fragte Clark und sah mich an.
Ich nickte und hielt seinem Blick stand.
Denn auch wenn ich es nett fand, dass Tim Angst um mich hatte und mich, naja... beschützen wollte, war ich gleichzeitig auch wütend auf mich, dass ich es nicht selber konnte.
Ich war schon immer wütend auf mich gewesen, dass ich nie etwas gegen Clark machen konnte. Dass ich zu klein und schwach war, um mich gegen ihn zu wehren und dass ich jemanden brauchte, der mich beschützte.
"Liebst du ihn?"

Regungslos erwiderte ich seinen standhaften Blick und versuchte mir nicht anmerken zulassen, wie sehr mich seine Frage beunruhigte. Denn ich wusste nicht, wie ich ihm antworten sollte, also verschränkte ich meine Arme und starrte ihn einfach nur an.
Im Prinzip kannte ich Tim ja gar nicht. Ich wusste nur, dass er in mich verliebt war.

Man könnte meinen, dass es einfach wäre, sich in jemanden zu verlieben, der aussah wie Tim und verzweifelte Liebe für einen empfand. Doch es viel mir unglaublich schwer diesen braunen Augen zu vertrauen auch, wenn sie mir keinen Anlass gaben, es nicht zu tun.

"Ich weiß es nicht", antwortete ich nach einiger Zeit, in der Clark wahrscheinlich schon gar keine Antwort mehr erwartet hatte.
Mit einem kurzen Nicken wandte er sich wieder von mir ab und ich atmete erleichtert aus. Sein Blick war immer noch ziemlich einschüchternd.

Plötzlich durchfuhr ein Ruckeln den Fahrstuhl und ich hielt mich blitzschnell an dem Griff fest, der an der Wand hing, die mir gegenüber lag. Auch Clark griff reflexartig nach der Stange und schaute sich verunsichert in dem kleinen Raum um.
Durch die Wand war das Krächzen und Rütteln der Maschinerie zu hören, doch ich konnte nicht spüren, dass der Fahrstuhl sich bewegte.

Leicht beunruhigt sah ich zu Clark auf, der meinen ängstlichen Blick erwiderte und ich umklammerte den Griff nur noch fester.
Augenblicklich setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung undzwar so schnell, dass es mich von den Füßen riss. Ungeschickt knallte ich mit dem Hinterkopf gegen die metallene Halterung, an der ich mich ebend noch festgehalten hatte und sank mit einem schmerzhaften Keuchen zu Boden.

Auf der Stelle wurde mir übel und ich hätte mich fast übergeben, doch der Fahrstuhl verlangsamte sich ziemlich schnell und viel wieder in ein normales Tempo zurück, sodass ich erleichtert durchatmen konnte.
Als der Fahrstuhl endlich anhielt und die Türen sich öffneten hielt Clark mir eine Hand hin, die ich dankbar annahm und mich von ihm auf die Beine ziehen ließ.

Schnell huschte ich aus dem Fahrstuhl und noch während ich aus dem Gebäude trat, schwor ich mir, nie wieder einen Schritt in so ein schreckliches Teil zu setzen.
Mein Hinterkopf schmerzte immer noch und ich fuhr mir mit der Hand über die Stelle, an der ich gegen den Griff geknallt war. Schnell zog ich sie zurück, da es höllisch weh tat und sich stechende Kopfschmerzen in meiner Schläfe ankündigkten.

Mit einem schmerzhaften Zischen sah ich mich nach Clark um, doch anstatt ihm, sah ich ein Polizeiwagen, nicht weit die Straße rauf.
Davor stand ein Junge, auf welchen der Polizist gerade einredete und ihn kurz danach in den Wagen steigen ließ.
Ich wollte mich schon von der Szene abwenden und den Weg nach Hause suchen, als der Junge zu mir rüber sah und ich sofort sein Gesicht erkannte.

Es war ein Wunder, dass ich ihn erkannt hatte. Bei dem wenigen Licht, das die Lampe vor dem Hauseingang spendete, hätte es auch jeder andere sein können.
Tim schien mich nicht zu bemerken, was nicht überraschend war, da ich im vollkommenen Dunkeln stand. Er starrte nur mit hängendem Kopf auf den Boden und wehrte sich kein bisschen gegen den Mann, auch wenn die Position seines Armes ziemlich schmerzhaft aussah.

I didn't mean to || Stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt