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P.o.v. Stegi

Tim nahm einen Schluck von dem Bier, das er in der Hand hielt und sah in den Himmel.

Er hatte recht, ich konnte mich kein bisschen daran erinnern, obwohl ich es mit aller Kraft versuchte, konnte ich mich an nichts davon erinnern.

Ich fragte mich, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen war, nach München zu fahren.
Noch dazu wunderte es mich, wie leicht ihm die Worte über die Lippen kamen, wo er doch derjenige war, der noch mehr unter dem Gedächtnisverlust litt als ich.
Er redete darüber, wie man ebend über ein unbedeutendes Ereignis aus der Vergangenheit sprach, während ich nur bei dem Gedanken daran ins Stottern kam.

Ich musste zugeben, dass ich ihn für seine Tapferkeit bewunderte. Ich war nicht tapfer, in keinster Weise. Das einzige in dem ich gut war, war, mich selbst zu bemitleiden.

Ich musterte ihn nochmal genau, in der Hoffnung, dass man in der Dunkelheit nicht sehen konnte, wie meine Augen über jeden Zentimeter seines Körpers glitten. Er war nicht nur Tapfer, er war auch unglaublich gut aussehend.

Es kam mir immer noch ziemlich surreal vor, dass Tim in mich verliebt gewesen sein soll, wo wir doch so unterschiedlich waren.

Er wandte seinen Blick von den Sternen ab und sah wieder mich an. Als sich unsere Blicke diesmal trafen löste es keinen Herzstillstand bei mir aus, wofür ich eigentlich dankbar war.
Obwohl er unglaublich gut aussah, selbst bei dem wenigen Licht, das der Mond spendete.
Seine Augen spiegelten das matte Licht perfekt, so dass sie einem Sternenmeer glichen.

Ich fühlte mich, als müsste ich irgendetwas sagen, also suchte ich im Kopf nach Worten, doch ich fand keine, trotzdessen ich mir bewusst war, dass es enorm vieles gab, das zwischen uns noch unausgesprochen war.

Ich wollte, dass er etwas sagte. Ich wollte, dass er mir etwas erzählte, etwas über mich und am besten gleich alles.

Doch ich wollte ihn nicht dazu zwingen. Was, wenn er überhaupt nicht darüber reden wollte? Was, wenn ich ihn damit nur verletzen würde. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen, obwohl es mir in den Fingern juckte ihn zu fragen.

"Weißt du, es fühlt sich nicht ganz real an", sagte Tim und sprach damit genau meine Gedanken aus.
"Ich meine, ich habe das alles erlebt und du auch", meine Brust zog sich bei seinen Worten schmerzhaft zusammen. Es tat verdammt weh, ihn so niedergeschlagen zu sehen.
"Und doch bin ich der einzige, der davon weiß."

"E-es tut mir leid."
Dumme Worte, ich weiß. So nützlich wie'n Löffel bei 'ner Messerstecherrei. Theoretisch, die dümmsten und lächerlichsten Worte, die ich hätte wählen können.
Und doch hatte ich das Gefühl mit ihnen wenigstens ein wenig von der Schuld, die ich auf mir spürte, vergessen zu können.
Auch wenn das Tim in keinster Weise half und es eigentlich nur bestätigte, wie egoistisch ich war.

"Is ja nicht deine Schuld", entgegnete er und ich sah wie er seine Hände zu Fäusten ballte.
"Am liebsten würde ich diesem bescheuerten Busfahrer eine verpassen!"

Es war unmöglich einen Schuldigen für das Ganze zu finden und das wusste Tim auch. Was geschehen ist, ist nun mal geschehen.
Und wenn Tim wirklich jedem potentiellen Schuldigen in die Fresse schlagen wollte, dann hatte er eine ganze Menge Arbeit vor sich.

"Hey, ähm... egal über was du reden möchtest. Ich werde dich wegen nichts verurteilen, nur, dass du's weißt", sagte ich, um ihm wenigstens eine kleine Hilfe zu sein.

Tim zwang sich bei meinen Worten zwar zu einem schwachen Lächeln, doch ich wusste, dass es nichts ändern würde, egal, was ich tat.

Ich konnte mich nicht an ihn erinnern und die Ärzte hielten es auch für unwahrscheinlich, dass ich mich je wieder daran erinnern würde.

I didn't mean to || Stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt