P.o.v. TimIch rannte so schnell ich konnte die Straße entlang, die durch das schäbige Wohngebiet führte und nur wenig beleuchtet war.
Mein heißer Atem hing als Nebelwolke in der kalten Luft, die sich in meinem Hals anfühlte wie ein scharfes Pfefferminzbonbon.Die Louisstraße befand sich, soweit ich wusste nur ein paar Kilometer weiter weg, also sollte ich es in wenigen Minuten dorthin schaffen.
Ohne mir auch nur den Hauch einer Pause zu gönnen rannte ich um eine Ecke und sprang von der Straße auf den Bürgersteig, da die Straße zu meiner Rechten deutlich mehr befahren war.
Der alte Mann, der am Steuer des Autos saß, dem ich gerade so aus dem Weg gesprungen war, sah mich entsetzt an und hupte entrüstet, doch ich verlangsamte meine Schritte nicht im Geringsten und rannte den Bürgersteig entlang.Ich hatte nur eines im Kopf, und zwar bei Stegi sein, bevor Clark ihm etwas antun konnte.
Ich war mir zwar nicht sicher, ob er so etwas wirklich bringen würde, doch trauernden Menschen war alles zuzutrauen, also erhöhte ich mein Tempo noch ein bisschen.Obwohl ich schon einen deutlichen Schmerz in meinen Beinen spüren konnte, der wohl an den letzten Tagen lag, in denen ich nichts weiter getan hatte, als mießgelaunt in meinem Zimmer zu hocken und mich nach dem Unterricht nicht einen Centimeter zu bewegen, konnte ich nicht aufhören zu rennen, selbst wenn der Schmerz ansteigen würde.
Ich war so darauf konzentriert schnellstmöglich zu der Straße und somit auch zu Stegi zu kommen, dass der Schmerz auszuhalten war.
Als ich schließlich, nach einem achtminütigem Sprint, verschwitzt und schwer atmend vor der Tür des Hauses stand stellte ich mir zum ersten Mal die Frage, wie ich überhaupt hineinkommen sollte.
Ich sah suchend die Straße rauf und runter, in der leichten Hoffnung, dass eventuell jemand vorbeikommen könnte, an dem ich vorbei durch die Tür schlüpfen könnte.
Da jedoch innerhalb weniger Sekunden niemand kam, drückte ich einfach eine Türklingel im ersten Geschoss.
Als sich nach einer Minute immer noch niemand gemeldet hatte, drückte ich die nächste Klingel runter und war überrascht, als ich durch die schmale Glasscheibe eine Tür aufgehen sah.Heraus kam eine ältere Frau in einem Bademantel mit Blumenmuster, die verschlafen auf die Tür zusteuerte.
Ungeduldig biss ich auf meiner Lippe herum. Für die wenigen Meter von ihrer Wohnungstür bis zur Haustür schien die Frau Jahre zu brauchen. Und als ich durch die Glasscheibe sehen konnte, wie die Frau mit zitternden Händen nach dem richtigen Schlüssel suchte konnte ich mir ein lautes Stöhnen nicht verkneifen.
Sobald sie die Tür auch nur einen Spalt geöffnet hatte zwängte ich mich in das Gebäude und kriegte nur aus dem Augenwinkel mit, dass die Frau erschrocken zurückstolperte und leicht aufschrie.
Ohne ihr weitere Beachtung zu schenken, rannte ich durch den langen Flur und hoffte am Ende den Fahrstuhl zu finden.
Und tatsächlich stand ich, als ich am Ende des Ganges nach Rechts abbog, vor einem Fahrstuhl, neben welchem, auf einer kleinen Anzeigetafel, die Zahl 3 rot leuchtete.Stegi steckte also im dritten Stock fest. Ich wollte schon die Treppe raufsprinten, da erinnerte mich wieder daran, dass ich immer noch keine Ahnung hatte, wie ich ihn daraus holen sollte.
Verzweifelt sah ich mich im Flur um, doch es gab außer vielen geschlossenen Türen nichts, dass mir auch nur ansatzweise helfen konnte.Wutschäumend ließ ich meine Faust gegen die Wand donnern, nur um sie mit einem schmerzhaften Zischen wieder sinkenzulassen.
Meine Hand zitterte vor Wut und ich hätte sie am liebsten nochmal gegen die Wand geschlagen, doch die aufgerissene Haut an meinen Knöcheln tat höllisch weh, sodass ich den Gedanken sofort verwarf. Ohnehin brachte es mich auch nicht viel weiter.
Denk nach du Idiot!
Benommen ließ ich meinen Kopf gegen die Wand sinken und zog mein Handy aus der Hosentasche. Ich hätte schon viel früher die Feuerwehr anrufen sollen, anstatt den Helden zu spielen. Mal wieder typisch ich. Und wie immer war es Stegi, der wegen mir leiden musste.
Plötzlich spürte ich, wie mein Arm von einer Hand umschlossen und auf meinen Rücken gedrückt wurde. Erschrocken ließ ich mein Handy fallen und versuchte mich umzudrehen, um einen Blick auf die Person zu kriegen, doch augenblicklich wurde mein Gesicht schmerzhaft gegen die Wand gepresst und mein Arm nach oben gedrückt, sodass ich erschrocken aufjaulte.
"Was soll die Scheiße, man?!", rief ich aufgebracht und versuchte vergeblich, mich von der Wand wegzudrücken, doch die Person, die mich dagegenpresste, war anscheinend stärker als ich.
"Ganz ruhig bleiben Junge, dann tu ich dir auch nichts", entgegnete eine tiefe Männerstimme, die ich noch nie zuvor gehört hatte. "Ziemlich dumm von dir hier einzubrechen und zu denken niemand würde etwas dagegen unternehmen."
Ohne auf den Mann zu hören versuchte ich nur noch stärker mich aus seinem Griff zu befreien, in dem ich nach seinen Beinen trat. Als Antwort darauf drückte er meinen Arm noch ein Stückchen nach oben, sodass ich vor Schmerz aufkeuchte.
"Einbrechen?", fragte ich verblüfft, als ich mir seiner Worte bewusst wurde und hörte auf mich zu wehren. Auch wenn ich es abgrundtief verabscheute in dieser Position zu reden, doch ich spürte, dass ich dabei war, mich in ein Missgeschick tiefer reinzureiten, als mir lieb war.
"Ich bin, ich wollte nicht. Ich meine ich hatte nicht vor hier einzubr-", doch noch während ich ungeschickt versuchte mich zu erklären, unterbrach der Mann mich und presste mein Gesicht noch stärker gegen die Wand, sodass es schwer wurde zu reden.
"Erklär das doch der Polizei, denn ich denke ohne Erlaubnis in ein Gebäude einzudringen fällt unter die Kategorie 'Einbruch'."Langsam stieg Panik in mir auf und ich versuchte, mein Gesicht so zu drehen, dass ich wieder sprechen konnte. "Ich bin nur hier, um einem Freund zu helfen. Der Fahrstuhl ist steckengeblieben und er sitzt-"
Gerade in diesem Moment öffneten sich die Türen des Fahrstuhls am Ende des Ganges und ich beobachtete mit angehaltenem Atem, wie eine junge Frau hinaustrat und verblüfft anhielt, als ihr Blick auf mich und den Mann fiel.
"Das ist die denkbar schlechteste Ausrede, die dir hätte einfallen können, Junge", sagte der Mann mit einem grollenden Lachen, doch ich war zu verwirrt, um etwas zu erwidern.
Er musste mir die falsche Adresse gesagt haben."Vielleicht fällt dir für die Bullen ja eine bessere ein." Und noch während er sprach konnte ich von draußen die Sirenen des Polizeiautos hören.
Erschöpft entspannte ich meine Muskeln, die ich angespannt hatte und wodurch der feste Griff des Mannes nur noch schmerzhafter wurde und seufzte erleichtert auf, als er den Druck auf meinen Arm langsam linderte.
Selbst als er mich aus dem Gebäude brachte wehrte ich mich nicht dagegen und nickte den Polizisten sogar freundlich zu, als sie mir Handschellen anlegten, wobei mir die Polizistin, die sie mir anlegte versicherte, dass es nur eine Voraichtsmaßnahme sei.Ich hatte mich einfach damit abgefunden, dass dieser Tag ein echt beschissener war und dass es wahrscheinlich besser gewesen wäre, wäre ich im Bett geblieben.

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I didn't mean to || Stexpert
Fanfiction[ 1. I'm Sorry || Stexpert ] [ 2. I didn't mean to || Stexpert ] Der Ausflug nach München endet und Stegi weiß nicht ob Tim ihn danach noch genauso behandeln wird, wie in der Zeit, in der sie alleine waren. Oder ob er ihn überhaupt noch lieben wird...