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P.o.v. Tim

Alles passierte so wahnsinnig schnell. Ich konnte noch nicht mal seine Hand umfassen, dann wurde ich auch schon gegen den nächsten Sitz geschleudert.

Ein Schrei hallte durch den Bus: "Haltet euch irgendwo fest!"

Ich war erstaunt, dass ich den Satz bei dem Durcheinander überhaupt verstanden hatte, doch bevor ich reagieren konnte landete ich mit einem dumpfen Schlag auf der Scheibe und ein Koffer fiel mit ungeheurer Kraft in meine Magengrube.

Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Körper und mir wurde augenblicklich schwarz vor Augen.

Ich wurde ohnmächtig, noch bevor der Bus zum Stehen kam.

Langsam öffnete ich meine Augen. Die Helligkeit, die mich umgab brannte in den Augen, doch ich blinzelte nur, um mich daran zu gewöhnen.
Ich spürte einen leichten Druck um meinen Mund und nach einiger Zeit konnte ich eine Beatmungsmaske erkennen, die mit einem Schlauch an ein anderes Gerät angeschlossen war, an dem einige Knöpfe in regelmäßigen Abständen aufblinkten.

Warum zum Teufel sollte ich eine Beatmungsmaske brauchen?

Ich wollte mir die Maske vom Mund ziehen, doch sobald ich meinen Arm anhob, pulsierte ein überraschender Schmerz in meiner Schulter.

"Ahrg!" Sofort ließ ich meinen Arm wieder auf das Bett fallen und versuchte die Tränen, die mir in die Augen geschossen waren zurückzuhalten.

Nach einiger Zeit, in der ich einfach nur hektisch atmend an die Decke gestarrt hatte, entschied ich mich dazu, den anderen Arm zu bewegen.

Zu meiner Verwunderung tat es kein bisschen weh und ich streifte mir erleichtert die Maske vom Mund.

Ich war mir ziemlich unschlüssig, was ich als nächstes tun sollte und in meinem Kopf surrten die Gedanken immer noch herum, wie ein riesiger Schwarm Fliegen.

Ich rieb mir beruhigend mit der unverletzten Hand die Schläfe und versuchte einzelne Bruchteile meines Gedächtnisses hervorzurufen, die mir erklären konnten, wie ich mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus gelandet war.

Als ich mit dem Finger über meine Stirn fuhr, spürte ich ein großes Pflaster direkt über meiner Augenbraue.

"Nicht schon wieder...", stöhnte ich und rieb mir die Augen, um den Schlaf zu vertreiben, der sich schon wieder in meine Knochen schlich.

Plötzlich tauchte ein Bild vor meinem inneren Auge auf und mir stockte der Atem.

Wie in einem schwarz-weiß Film, sah ich Stegis bleiches Gesicht einige Meter von meinem entfernt. Er lag auf dem Boden und in seinen, vor Tränen glänzenden Augen konnte ich das blanke Entsetzen erkennen.

Seine Finger berührten so leicht meine Fingerspitzen, dass ich es kaum spürte doch ich konnte sehen wie er seine Hand verzweifelt nach mir ausstreckte.

Es lagen nur wenige Zentimeter Abstand zwischen unseren Fingern und es hätte nur einen geringen Kraftaufwand gebraucht um seine Hand zu ergreifen.

Ich wollte nach seiner Hand greifen und ihn zu mir ziehen. Ich wollte ihn halten, damit ihm nichts passierte, ganz gleich, was mir zugestoßen wäre.
Ich hätte es fast geschafft, ich hätte nur eine Sekunde länger Zeit gebraucht.

Ein dunkler Schatten legte sich über die schwarz-weiße Erscheinung von Stegis Gesicht und verdunkelte seine Augen, die, selbst wenn ich das Grün nicht sehen konnte, immer noch glänzten.

Die Erinnerung verschwand so schnell wie sie gekommen war und ich erwachte aus der kurzen Trance, in Schweiß gebadet und wie versteinert in meinem Bett liegend.

I didn't mean to || Stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt