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P.o.v. Stegi

Ich war wie erstarrt.
Ich wollte meine Finger nach der Flasche ausstrecken, doch sie fühlten sich an, als wären sie zu Stein geworden.

Der auffordernde Ausdruck, der in seinen braunen Augen lag, brannte sich in meine Haut und am liebsten hätte ich die Augen geschlossen, denn es tat weh ihn anzusehen, doch ich konnte es nicht.

In dem Moment schien es, als wäre die Zeit eingefroren und ich fragte mich, ob er gerade genau den gleichen Schmerz fühlte, oder ob der Alkohol schon jegliche Gefühle in ihm erstickt hatte.

Der Schmerz, der in meinem Kopf pulsierte ähnelte massiven Kopfschmerzen, nur waren sie viel intensiver. Es waren Erinnerungen, die noch irgendwo in meinem Kopf vorhanden, aber durch eine Mauer weggeschlossen waren und auch, wenn ich verzweifelt versuchte  durch diese Mauer durchzubrechen, war alles was blieb, die höllischen Schmerzen, die seine Augen in mir auslösten.

Ich hätte am liebsten geschrien, oder etwas gesagt, doch ich erdrückte die Stimme, die mir den Hals emporstieg, in dem ich die Flasche nahm und trank.

Der brennende Alkohol erstickte zwar den stummen Schrei in meiner Kehle, doch der Schmerz verblasste nicht. Im Gegnteil, er wurde nur noch stärker, als mein Gegenüber mir ein strahlendes Lächeln schenkte, welches mir eine Gänsehaut verpasste.

Er hatte gesagt, dass er in mich verliebt sei. Langsam glaubte ich, es sei nur ein Scherz gewesen.
Wie könnte sich jemand wie er, in jemanden wie mich verlieben? Es musste ein Scherz gewesen sein.

Tim. Tim, richtig?
Im Krankenhaus meinte er, er hieße Tim.

Keine Erinnerung. Ich hatte diesen Namen noch nie gehört, außer am Tag im Krankenhaus.
Nichts was ich mit diesem Namen verbinden könnte. Nichts.
Es war zum verrückt werden.

In meinem Kopf hämmerte ich mit blutverschmierten Knöcheln gegen die Mauer, doch sie gab nicht nach. Nicht ein kleines bisschen.

Ich erwiderte das Lächeln halbherzig und reichte Susan die Flasche.
Sie wusste nichts von den Schmerzen, nichts davon, was im Krankenhaus passiert war, dieser sorglose Gesichtsausdruck und ihre strahlenden Augen ließ mich frösteln.

Was ist, wenn er der Einzige mit Erinnerungen war und sich dazu entschlossen hatte alles zu vergessen? Mich zu vergessen.

Clark warf mir einen erstaunten Blick zu, nachdem ich ohne zu zögern aus der Flasche getrunken hatte.
Ehrlich gesagt hatte ich es eher aus Verzweiflung getan und hätte es auch fast nicht realisiert, wenn der Alkohol nicht so brennen würde.

"Noch 'ne Runde!", lallte ein Mädchen, dessen Wangen schon eine bemerkenswerte Röte angenommen hatten und torkelte zu Susan, um ihr die Flasche aus der Hand zu reißen.

Es schien unmöglich, dass sie das Mädchen war, das vorhin noch zu schüchtern gewesen war, um sich von ihrem Freund zu lösen. Sie nahm einen bemerkenswerten Schluck und drückte die Flasche dann Tim gegen die Brust, bevor sie zwei Schritte weitertaumelte und gegen ein Regal lief.

Und ich erinnerte mich wieder, warum ich eigentlich kein Alkohol trank. Obwohl ich noch nie ein schlimmes Ereignis mit Alkohol hatte, auf jeden Fall keines, an das ich mich erinnern konnte.

Tim nahm einen Schluck aus der Flasche und reichte sie weiter.
"Na, willst du immer noch abhauen?", fragte Clark und legte Tim eine Hand auf die Schulter.

Ich fühlte, wie sich ein flaues Gefühl in meine Magengegend schlich.
Wollte er wegen mir abhauen? Natürlich. Das einzige, was ihn nun davon abhielt war der Alkohol.

Tim schüttelte den Kopf und erhob dann die Stimme: "Wir sollten irgendwo hin, wo's gemütlicher ist."

Ich konnte nur zustimmen, da meine Beine schon fast taub waren vom langen Stehen und den anderen schien es ähnlich zu gehen.

I didn't mean to || Stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt