4

2.1K 109 45
                                        


P.o.v Tim

In kürzester Zeit hatten wir unsere Koffer gepackt und uns auf den Weg in die Lobby gemacht, in der die meisten Schüler schon warteten und gelangweilt auf ihre Handys starrten.

Da höchstwahrscheinlich knapp die Hälfte meiner Sachen in Stegis Koffer waren, hielt er es nur für fair, dass ich meinen und seinen Koffer die Treppe runterzerren musste.

Stegi ging vor mir die Treppe runter, eine vollgepackte Sporttasche über der Schulter hängend, die schon schwer genug für ihn war. Als die Lobby und die ganzen Schüler in Sichtweite kamen passte er seinen Gang meinen schleppenden Schritten an, sodass er neben mir gehen konnte.
Er hatte seinen Blick auf die Treppenstufen vor ihm gerichtet und schaute nicht einmal auf.

Als wir endlich am Ende der Treppe angekommen waren stellte ich die Koffer mit einem erleichterten Seufzer ab und beobachtete wie Stegi sich mit eingezogenem Kopf vor an der Wand zusammenkauerte. Die Knie angezogen und den Kopf da drinnen vergraben.

Ich stemmte einen Arm über ihm an die Wand und beugte mich mit einem sanften Lächeln über ihn.

"Du kommst nicht sonderlich mit vielen Menschen klar, he?"

Mir war noch nie richtig aufgefallen wie schüchtern Stegi war wenn es um Menschenmassen ging, doch der Ausdruck, der in seinen Augen lag, als er nun zu mir aufschaute machte seine Angst mehr als nur deutlich.

"Sieh dich doch mal um. Die gucken mich alle an und es ist, als könnte ich ihre Gedanken laut hören", murmelte er mit zitternder Stimme, blickte jedoch nur mich an und nicht die anderen Schüler.

Ich jedoch, ließ meinen Blick durch die gefüllte Lobby gleiten und erblickte unglücklicher Weise, das Mädchen, mit den blonden Haaren, welches ich vor nicht allzulanger Zeit hatte abblitzen lassen.

Der Blick, den sie mir jetzt zuwarf, war alles andere als angenehm. Und die Art, wie sie sich zu ihren Freundinen lehnte und mit ihnen redete, ihren Blick immer noch auf mir ruhend, ließ mich kurzzeitig erstarren.

Irgendwie hatte ich das Verlangen von Stegi wegzukommen, um nicht mehr ihre Blicke aushalten zu müssen, die von mir zu dem Kleinen glitten.

Doch mein Unterbewusstsein redete mir ein, dass ich sie sowieso nie wieder sehen würde und deshalb alles was sie taten belanglos sei.

Etwas zögernd wandte ich meinen Blick von ihnen ab und schaute wieder auf Stegi hinab, der sich inzwischen Kopfhörer in die Ohren gesteckt hatte.

Ich fand es etwas beängstigend, dass sein Anblick mir immer ein sanftes Lächeln auf die Lippen zauberte, doch ich konnte nichts dagegen tun.

Ich wusste nicht ganz genau, wie ich mich jetzt in der Öffentlichkeit mit ihm verhalten sollte. Ich wusste nicht, was zu viel war, aber ich wollte ihn natürlich auch nicht einfach ignorieren.

Es war ja nicht so, dass ich über Nacht auf einmal schwul geworden war.

Um ehrlich zu sein war es mir schon immer klar gewesen, dass ich nicht nur etwas für Mädchen empfinden konnte.
Nur dass ich noch für keinen Jungen etwas gefühlt hatte, jedenfalls nicht auf die Weise auf die ich jetzt etwas für Stegi empfand.

Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich auch noch nie soetwas für ein Mädchen empfunden.
Ich schätze, dass macht mich dann wohl eher bi als schwul. Mit gewissen Vorzügen für einen blonden, grün äugigen Jungen.

Als wir einige Minuten später in den Bus einstiegen spürte ich einen leichten Druck in meiner Hand und konnte nicht anders, als die Röte zu bemerken, die in mein Gesicht gestiegen war, als ich Stegis Hand sah, mit der er meine hielt.

I didn't mean to || Stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt