Kapitel 07

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Mittwoch ging ich zuerst die Katzen besuchen, sie füttern und anschließend in die Bücherei in der Innenstadt. Ein neues Buch musste her, bevor ich noch mehr Stunden auf dem Brunnen verbringen würde. Irgendeine Beschäftigung musste ich schon haben, wenn ich dort lediglich auf meine schicksalhafte Begegnung wartete.

Heute schien die Sonne wieder etwas stärker, schaffte es hier und da die Lücken in den Wolken zu nutzen. Es war dennoch kälter geworden und der Wind stärker. Ein Zopfband hatte ich vergessen, musste nun mit meinem dichten Haar zurechtkommen und es mir ständig aus dem Gesicht streichen. Ich dachte darüber nach, es abzuschneiden, verwarf den Gedanken dann doch wieder. Eigentlich gefiel mir diese Länge, obwohl sie mich mehr nervte, als dass ich daraus eine Frisur zauberte.

Ich war in dem neuen Buch vertieft, bemerkte die Anwesenheit einer Person erst, als diese vor mir stand und mich ziemlich verdattert anschaute.

„Caro?" Mein Herz zog sich augenblicklich zusammen, als mein Name aus dem Mund eines mir Fremden fiel. Er musterte mich lange, während ich an meine Gespräche mit Markus dachte. Was hatte er mir bloß nochmal geraten? Sollte ich offen zugeben, dass ich mich an nichts erinnern konnte oder scheinheilig sein?

„Ähm. Ja."

„Wow, es ist lange her. Wie geht's dir?" Ich lächelte hilflos. Wer war dieser Junge? Wie hieß er? War er in meinem Alter? Waren wir damals in derselben Klasse gewesen? Mir schossen tausend Fragen durch den Kopf, die ich ihm nicht stellen konnte. Mir war plötzlich schlecht und absolut unangenehm von meinem Unfall zu erzählen, der von einem zum nächsten geführt hatte.

„Ganz gut und dir?"

„Ja, mir geht's auch gut. Was treibst du denn jetzt?" In meinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Was sollte ich ihm erzählen? Wollte er wissen, ob ich arbeitete oder eine Ausbildung angefangen hatte?

„Ich... ähm... Ich bin jetzt viel mit Tieren und Büchern beschäftigt", entgegnete ich sichtlich verunsichert.

„Wirklich? Ich habe immer gedacht, du würdest in der Kanzlei deiner Mutter arbeiten. War das nicht dein ursprünglicher Plan?" Ich musste schlucken. Kannte mich dieser Junge so gut? Waren wir mal Freunde gewesen?

„Pläne ändern sich", zuckte ich mit den Schultern. „Was ist mit dir?"

„Ich studiere mit Marcel und Sarah. Aber wir sind nicht im selben Kurs", erzählte er. Seine Blicke waren eindeutig. Er bemerkte, dass irgendwas nicht stimmte. Wahrscheinlich hätte ich euphorischer sein müssen oder nicht zu sehr in die Defensive gehen dürfen. Mein Verhalten schien sein Interesse auf jeden Fall geweckt zu haben.

„Oh, cool. Ich... Ich muss dann wieder. Hab noch einen Termin."

„Sicher, bis dann, Caro." Der Fremde sah mir nach, wie ich fluchtartig den Park verließ. Ich hatte mich nicht gerade unauffällig verhalten und statt endlich erfreut zu sein, dass mich jemand angesprochen hatte, bekam ich Angst.    

Wie sich nun zeigt, hat der Junge der Gruppe - vor wenigen Kapiteln - doch keinerlei Rolle gespielt. Er war halt da und wurde von seinen Freunden gepiesackt. Warum? Das könnt ihr euch selbst ausmalen. ^.~

Aber jetzt ist da dieser Fremde, der Carolin kennt. Hat sie eurer Meinung nach überreagiert oder könnt ihr verstehen, dass ihr dieses Aufeinandertreffen Angst gemacht hat?

Verlust #catalyst500Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt