Kapitel 13

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Meine Augen waren sorgenvoll auf den Krankenpfleger gerichtet, der erregt mit seiner Freundin diskutierte. Er hielt seine Stimme gesenkt. Auch jetzt explodierte er nicht, obwohl er in der Öffentlichkeit bloßgestellt wurde. Markus bewahrte seine Ruhe. Dagegen war Nathalie furchtbar laut, schrie ihren Freund an und beschuldigte ihn mit etlichen Vorwürfen. Ich hörte meinen Namen gleich dreimal in einem Satz.

„Dein Freund?", wollte Elias wissen, der das Spektakel selbst beobachtete.

„Mein einziger Freund. Er ist mein Pfleger aus der Zeit im Krankenhaus. Markus war die ganze Zeit für mich da und hat mir zurück ins Leben geholfen. Aber was machst du hier? Wir sind für morgen verabredet."

„Ich habe Zeit gefunden und hatte das Gefühl, dich hier zu finden. Er ist also nicht dein fester Freund?" Er sah mich von der Seite an.

„Nein, wir sind Freunde. Du siehst doch, dass er eine Freundin hat." Ich runzelte die Stirn, als Nathalie ihre Hand hob und eine Ohrfeige verteilen wollte, die Markus verhinderte. Er hielt ihr Handgelenk in seiner Hand und redete auf sie ein.

„Seit wann singst du, Caro?"

„Ich habe ihn damals spielen hören und das Lied erkannt. Ich habe mich an dem Tag mitreißen lassen und seitdem singe ich hin und wieder oder er versucht mir das Spielen beizubringen. Es ist eine andere Beschäftigung, als ständig zu lesen."

„Was willst du mit diesem Flittchen? Die ist noch ein halbes Kind und viel zu jung für dich! Stehst du auf einmal auf so billige Schlampen?", kreischte Nathalie im selben Moment. Sie war wahrlich eine Furie und Zicke.

Elias, der neben mir auf dem Brunnenrand saß, legte seine Hand auf meine. Er sah nicht zu mir, als ich überrascht meinen Blick zu ihm wandte und ihn aus großen Augen anstarrte. Nicht ein Wort sagte er. Mein Herz machte bei dieser einfachen Berührung einen gigantischen Sprung. Seine Hand war mir fremd und vertraut zugleich. Ich hatte dieses kurze Bild aufflackern sehen, wie er schon einmal meine Hand gehalten hatte. Nur kurz zeigte es sich. Es ließ sich nicht festhalten, blieb nicht in meinem Kopf gespeichert, stattdessen verschwand es so schnell, wie es gekommen war.

Plötzlich sprang er vom Rand herunter und stellte sich vor mich. Ich realisierte gar nicht, dass er wegen Nathalie dort stand und mich beschützte.

„Geh mir aus dem Weg!", fuhr sie Elias an.

„Nein."

Nathalie war furchtbar rot. Man konnte ihr die Wut vom Gesicht ablesen. „Bist du jetzt zufrieden? Jetzt ist Markus frei! Das ist alles deine Schuld!", schrie sie. Ihre Stimme überschlug sich und die ersten Tränen rannen über ihr sonst so schönes Gesicht.

Elias und ich schwiegen. Markus saß erschöpft auf der Parkbank und Nathalie lief aufgebracht davon. Wie konnte so ein schöner Nachmittag in solch einem Desaster enden?

Verlust #catalyst500Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt