{Yoongi POV}
Ehrlich gesagt hätte ich mir die Dreharbeiten sehr viel anstrengender vorgestellt. Aber es ging voll. Vielleicht lag das aber auch an meinem anhaltenden Stumpfheitsgefühl, welches mit dem Blick in den Kalender heute morgen zurückgekehrt war. Mit Jimin wechselte ich kaum ein Wort, auch, wenn ich überrascht war, dass mein Lehrer überhaupt hier war - wahrscheinlich mal wieder eine Anweisung meines Vaters.
Nach den abgeschlossenen Dreharbeiten standen Jimin und ich doch noch kurz beieinander; er schien stolz auf mich zu sein. Ehrlich gesagt, verstand ich seinen Stolz nicht. Ich hatte mich mehrmals vertanzt, auch, wenn es immer nur kleinere Schritte gewesen waren. Ich hatte den Blick meines Vaters gesehen. Wahrscheinlich hätte er mich doch gerne geschlagen, dafür, dass ich die Firma so in den Dreck zog. Sollte er bloß. Dann war ich nur schneller weg, als das er das Wort 'Werbespot' auch nur in den Mund nehmen konnte. Warum wartete ich eigentlich noch auf ein Zeichen seinerseits? War die Geschäftsreise nicht schon Zeichen genug?
„Danke, dass du mich heute nicht vollends blamiert hast.", mein Vater klopfte mir leicht auf die Schulter und ich wusste für einen kurzen Moment nicht mehr, wofür meine Zunge gut sein sollte. Da diese mir also den Dienst verwehrt hatte, nickte ich nur knapp. Danach wandte er sich schon zufrieden ab und ich fiel wieder in mich zusammen. Sprich, meine Schultern senkten sich, ich stand nicht mehr gerade und fühlte mich unglaublich müde. Jimin legte seinen Kopf schief. Er sah die Müdigkeit, wie überdrüssig ich dem ganzen war, ganz genau, das wusste ich.
„Danke noc-", setzte ich im selben Moment an, wie er „So kann das Ganze nicht weitergehen", sagte und ich ihn erstaunt ansah.
„Was und wie meinst du das?", fragte ich und schaute mich vorsichtig um. Hier standen immer noch sehr viele Leute, die meinem Vater treu untergeben waren und für eine nette Erwähnung oder ein paar Won mehr alles getan hätten - auch, ihren späteren Boss an den Pranger zu stellen.
Jimin schien meinen Blick zu verstehen und zog mich aus dem Studio heraus in die nächste Seitenstraße.
„Eigentlich hatte ich extra deswegen mit Moonbyul - meiner besten Freundin, du weißt schon, die Tätowiererin - geredet und bin zu einem anderen Schluss gekommen, aber egal. Ich mache mir halt schon seit spätestens deinem Gefühlsausbruch ein paar Gedanken um dich und das, obwohl ich beruflich dazu aufgerufen bin, mich von Kunden fernzuhalten beziehungsweise halt auf einen professionellen Level zu handeln, aber immer schön auf Abstand zu bleiben. Keine persönlichen Bindungen aufbauen und so. Aber wenn ich höre und auch sehe, wie du lebst, wie du vor dich hin vegetierst, weil du deine Situation so sehr hasst, dass du den Gedanken von Selbstmord zumindest schon im Kopf hattest und es deine Familien so offensichtlich nicht kümmert oder sie es noch viel schlimmer macht, indem sie dich in dieser furchtbaren Position lassen und dich jetzt auch noch auf eine Geschäftsreise schicken wollen - dann scheiße ich mal ganz nett auf meinen Arbeitsvertrag, weil es niemand verdient hat, so zu leben...", Jimin atmete schwer nach seiner Predigt und stützte sich an der Wand hinter ihm ab. Ich könnte ihn bloß anstarren und meine Frage wiederholen.
„Wie meinst du das?"
Jimin schaute von der Wand auf, direkt in mich hinein.
„Ich meine, dass es so nicht weitergehen-"
„Nichts für ungut", unterbrach ich in zähneknirschend, „Aber glaubst du denn nicht, dass ich das nicht weiß? Dass ich das schon seit Jahren denke?"
„Wenn du mich ausreden lassen würdest, wäre der ganzen Situation schon geholfen!", fuhr er mich in seinem Adrenalinausbruch an. Ich konnte ihn nur weiter anstarren und abwarten.
„Das Verb, mit dem ich den Satz beenden wollte, ist nicht kann, sondern wird. Es ist... ich habe noch keine Idee, aber irgendetwas wird sich sicher finden. Ich... Wir schaffen das, ja? Ich hole dich hier irgendwie raus!"
Hätte ich gerade eine Wunderlampe mit drei Wünschen gehabt, hätte ich mir gewünscht, dass seine Wort wahr werden würden, ich ihn hier auf der Stelle küssen könnte und das alles gut sein oder werden würde. Doch ich hatte statt einer Wunderlampe nur blanke Angst. Mein Vater war mächtig, wenn er wollte, könnte er mich überall und immer finden. Anderseits hatte er das bei meinem Bruder auch nicht gemacht. Bei dem Arsch, der mich auf diesem Scherbenhaufen hat sitzen lassen. Ich glaube, ich würde meinen dritten Wunsch damit tauschen, dass Yoon Han auch einmal die Grausamkeit unserer Eltern zu spüren bekam, der er mich Jahre lang ausgesetzt hatte.
„Was denkst du gerade?", fragte Jimin. Er klang immer noch von seiner Idee überzeugt, doch ich konnte in seinen Augen eine Spur Unsicherheit ausmachen.
„Ich habe Angst"
„Wer hat die nicht?"
„Du hast keine Ahnung"
„Nein. Habe ich wirklich nicht. Aber vielleicht will ich sie ja haben? Vielleicht - und ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Vielleicht auch ein Ziemlich Sicher sein könnte - will ich dir helfen und dich glücklich sehen? Yoongi. Die Welt war viel zu lange nur grau!"
„Vielleicht hast du ja recht", ich seufzte und massierte mir die Schläfen. Ich war immer noch müde und jetzt kamen auch noch Kopfschmerzen dazu. Jimin war niedlich, so wie er versuchte, mir zu helfen und ich wollte ihm dankbar sein. Wirklich. Aber es würde unmöglich sein. Ich würde mein Leben schön in diesem gläsernen Gefängnis (andere nannten es Hochhaus) fristen und dann in Frieden sterben.
Mein Handy klingelte. Ich hielt es Jimin hin und schüttelte nur mit dem Kopf, als er es mir ans Ohr halten wollte.
„Hallo, Park Jimin hier. Ich bin der Choreograph...", begrüßte er die Person am anderen Ende. Eigentlich konnte es nur Hobi oder eins meiner Elternteile sein, doch Jimins Augen wurden groß und er schaute mich erschrocken an.
„Nein, ihm geht's... na ja. Nicht gut, aber den Umständen entsprechend..."
„Welche Umstände, ah, na ja, Sie wissen ja von den Umgangsweisen von..."
„Ye, richte ich aus, Sie können ja auch später noch mal anrufen... Ye, auf Wiederhören"
Dann legte er auf und blickte mich mit seinen großen Augen weiter an. „Wer?", fragte ich, obwohl ich schon eine ganz schlechte Vorahnung hatte.
„Ein gewissen Min Yoon Han, der meinte-"
„... mein Bruder zu sein? Ist er auch, dieser Idiot", ich verkniff mir schlimmere Beschimpfungen über ihn, obwohl ich sicher einige auf Lager gehabt hätte.
„Du hast einen Bruder?!", stieß Jimin aus. „Wie alt? Wo ist er?"
„Mittlerweile dürfte er fast Mitte Dreißig sein, aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung", ich zuckte mit den Schultern. „Und er ist in Osaka, mit seiner schönen kleinen, friedlichen Familie, wo ihn niemand stört..."
„MITTE DREISSIG? OSAKA?", schrie Jimin aufgebracht und raufte sich die Haare.
„Was wollte er?", fragte ich gleichgültig.
„Er wollte, dass du bei ihm Urlaub machst, so als Ausgleich... Hab darauf nicht reagiert, geht mich ja eigentlich nichts an. Er hat auch gefragt, wie's dir geht. Fand es auch irgendwie komisch, als er dann gelacht hat, als ich gesagt habe, dass es dir den Umständen entsprechend ginge..."
„Kleiner Mistkerl", murmelte ich und ballte die Hände zu Fäusten.
„Und warum... er ist doch der Ältere von euch beiden, warum hat er nicht die Firma?"
Ich schaute Jimin jetzt meinerseits tief in die Augen. „Weil er abgehauen ist."———
안녕
ich muss am montag schon wieder in die schule, uff
aber dafür war jetzt die letzte ferienwoche sehr produktiv und ich kann bis mitte september entwarnung geben: wir haben genug vorgeschrieben hehe#qotd was gefällt euch an we're young and free?
~nel
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we're young & free | yoonmin
Fanfiction,,we are young, wild & free." So hieß es zumindestens in dem einen Songtext. In welcher Jimins Leben sich durch einen Werbespot und ein Familiendrama grundlegend verändert. -- boyxboy don't like it? don't read it! started: 01.06.2018 finished: 01...