{Yoongi POV}
Nach dem Gespräch mit Hobi war ich wieder etwas glücklicher gewesen und hatte auch direkt bei dem Studio angerufen – eigentlich hatten sie keinen Termin morgen oder übermorgen frei, aber Geld regierte nun einmal die Welt und so standen Hoseok und ich, unter seinem Namen, morgen Abend in deren Liste. Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal annähernd, wie ich ihm das jemals danken sollte, denn mein Problem war ja nicht mal, dass ich etwas Musikalisches machen musste. Ich war sogar eigentlich relativ musikalisch, denn ich hatte mir das Klavierspielen eine Zeit lang selbstbeigebracht, weil ich nicht wollte, dass mein Eltern mich zu einem Pianisten der Extraklasse machen wollten, wenn ich ihnen von meiner Idee erzählt hätte. Und ich konnte rappen und texten. Beides durch wenig Training eher nur so mäßig, aber immerhin besser, als Singen. Ich konnte nicht singen, selbst wenn es um mein Leben ginge und das machte die Idee meines Vaters noch viel unmöglicher... Mein bester Freund hingegen, Multitalent, welches er war, konnte tanzen, singen, rappen und dabei auch noch krass gut aussehen. Ich war dezent neidisch – manchmal, jedenfalls. Entsprechend dankbar war ich ihm aber auch, dass er diese Aufgabe für mich übernahm. Das Einzige, was jetzt noch zu hoffen blieb, war, dass mein Vater unsere Stimmen nicht unterscheiden konnte. Er hatte Hoseok noch nie getroffen – was auch schön so bleiben sollte – und so auch noch nie seine Stimme gehört. Allerdings wusste ich von ehemaligen Partner meiner- und Hoseok-seits, dass wir wohl doch ziemlich ähnlich klangen, was unsere Stimmfarbe anbelangte. Ich drehte mich zu meiner Uhr und verschluckte mich an meiner Spucke. Es war mittlerweile fast halb drei in der Nacht und ich hatte morgen noch einmal Training.
Am nächsten Tag rappelte ich mich nur mit Müh und Not auf, war aber immer noch relativ entspannt, schließlich hatte ich eine doch ziemlich idiotensichere Idee in der Hand. Doch meine gute Laune verging schon, als ich die Treppe nach unten ging und auf den Kalender schaute. Am Dienstag hatte ich Friseurtermin. Der stand gestern noch nicht dort. Fuck, meine Eltern hassten mich wirklich, auch, wenn es ein Wunder war, dass mein Vater es zuließ, dass ich mit dunkelblauen Haaren den Werbespot shootete. Ich ließ meinen Blick weiter über den Kalender gleiten und bekam gleich den nächsten Schock. Gleich die Woche darauf stand da in meiner Spalte eine Geschäftsreise. Über vier Wochen. Ich ließ den Kopf hängen. Das würde ich nicht überleben. Ich hatte meinen Appetit auf Frühstück verloren und lief gedankenverloren ohne einen Bissen zur Tanzschule, die drei Kilometer weg von unserem Haus lag. Ohne meine Erschöpfung tatsächlich wahrzunehmen betrat ich die Halle, in der Jimin schon stand. Ich stellte mich neben ihn, aber er bemerkte mich nicht. Ich hätte mich wahrscheinlich am liebsten auch nicht bemerkt. Und alle anderen gleich mit. Das hätte alles so viel einfacher gemacht. Ich musterte meinen Tanzlehrer. Irgendwie machte sie so eine seltsame Wehmut in mir breit. Vielleicht wollte sie mir sagen, dass ich ihn und die Zeit mit ihm vermissen würde. Denn, auch wenn ich kein Tanzprofi war und auch keiner werden wollte, hatte ich in den Stunden mit Jimin die Zeit vergessen können und seit Jahren das erste Mal wieder mit jemand anderem als Hobi lachen können. Aber was wusste ich schon über meine Gefühle, so leer und taub ich war. „Jimin", sagte ich dann und erkannte meine eigene Stimme kaum wieder. Jimin wehrte sich wie erwartet gegen meine Bitte, einfach mitzuspielen, aber irgendetwas an mir schien ihn dann doch zu überzeugen. Ich wünschte, unsere letzte gemeinsame Stunde wäre anders verlaufen, doch so schwiegen wir uns an, beide in unsere eigenen Gedanken gefangen und beide eigentlich nicht wirklich in der Halle sondern ganz weit weg, auch, wenn ich keinen blassen Schimmer hatte, welchen Weg Jimins Gedanken nahmen. Vielleicht dachte er ja an den Yoongi über den er mit der Tätowiererin geredet hatte. Aber was ging mich das schon an. Ich konnte meine Tanzschritte und so lief ich irgendwann wieder die drei Kilometer zurück nach Hause. Ich war nicht nervös wegen morgen. Ich war sogar eher froh, dass es dann endlich vorbei wäre, auch, wenn die Hölle mir dann eine weitere, viel schlimmere Tür öffnen würde. Eine Geschäftsreise. Sie wollten mich doch am Ende auch nur loswerden, ohne mir damit einen Gefallen zu tun. Mein Leben war schon ein ziemlich schlechter Witz. Aber ein sehr unverständlicher. Ich stoppte zuhause nur kurz, um mein Handy und die Zettel mit dem Liedtext zu holen und lief dann gleich weiter. Auf dem Weg telefonierte ich erst mit dem Studio und verschob den Termin noch nach vorne und dann mit meinem besten Freund, dass er bitte jetzt schon kommen sollte. Er hörte mir meine Leere wahrscheinlich an und ließ alles stehen und liegen. Der Nachmittag im Studio zog wie in einem schweren Nebelschleier an mir vorbei. Es war schon lächerlich, dass ich wegen einem Friseurtermin und einer vierwöchigen Geschäftsreise in einem Loch versank, aber es war höchstwahrscheinlich nicht nur das, sondern alles. Alles, was in meinem Leben schiefgelaufen war und schief lief prasselte jetzt mit voller Wucht eines Erdrutsches auf mich ein und ich konnte mich einfach nicht wehren. Hoseok redete auch nicht viel, weil er merkte, dass er genauso gut mit einer Leiche hätte reden können und noch bessere Antworten bekommen hätte. Aber er sang wie ein Engel, wie erwartet. Hatte ich gestern überlegt, wie ich ihm gerecht hätte danken können? Ich wusste es immer noch nicht, doch im Moment war ich ein unglaublich undankbares Schwein. Hoseok machte dann einen Schritt auf mich zu, als ich fast fertig mit mischen war. Produzieren war einfacher als ich es immer gedacht hatte. „Ey Kumpel" Ich drehte mich und sah ihn abwartend an. „Du hast heute noch kein Wort gesagt und ich weiß zwar nicht genau, wieso, aber ich gehe davon aus, dass es einen driftigen Grund haben wird. Ich wollte nur gesagt haben, dass ich dir gerne helfe und wenn du magst, kannst du nach dem Dreh auch erstmal zu mir kommen... für ein paar Tage oder so" Und da war es dann um meine Leere und meine Taubheit geschehen und ich wünschte, dass sie ein wenig länger geblieben wären. Ich weinte, wie ein kleines Kind und konnte nicht mehr aufhören. Ich hatte zu lange nicht mehr geweint, zu lange einfach alles zurückgehalten, was mich in meiner Gefühlswelt aus Gleichgültigkeit und Sarkasmus beeinträchtigt hätte. Ich ließ es einfach zu, ich hätte sowieso nichts dagegen tun können. Hoseok fragte erstmal nicht weiter nach und schloss mich nur in eine feste Umarmung.
Ich erinnerte mich nicht mehr wirklich, wie ich nach Hause gekommen war und wie ich das Lied fertigproduziert hatte, doch ich wachte am Montagmorgen mit meinem Wecker und mit verklebten und schmerzenden Augen auf. Auf meinem Schreibtisch lag eine kleine Notiz, in Hoseoks unordentlicher Handschrift. Mir stockte kurz der Atem, als mir klar wurde, dass das hieß, dass Hobi hier bei mir zuhause gewesen war, meine Eltern kennengelernt haben musste. Doch auf dem Zettel stand:
Du machst das morgen schon. Ich glaub an dich und bin auch irgendwie bei dir (vielleicht verstecke ich mich ja hinter einer der Kulissen~)! Du bist dann eingeschlafen und ich hab dich schlafen lassen. Kannst btw auch immer mit mir reden, okay? Ich hab den Track fertig machen wollen, aber das war schon krass fertig und krass gut, deswegen hab ich ihn nur auf nh CD gebrannt und dir auf's Handy geladen. Hab dann übrigens nur ein Taxi gerufen und nur an deiner Tür geklingelt. Bin dann gegangen, weil du ja nicht willst, dass deine Eltern mich kennen (will sie selbst auch nicht kennenlernen). Hoffe, du bekommst keinen Stress. Grüß Jimin-ah von mir
Hoseok
Seine Worte beruhigten mich, vor allem, weil ich wusste, dass meine Eltern schon ausgeflogen waren und ich somit frühestens heute Abend auf den Deckel bekommen würde. Und so machte ich mich auf den Weg zum Drehort.———-
안녕
hey hey ihr da~
ich wollte nur bescheid sagen, dass wir trotz der kurzen pause mit schreiben zur zeit nicht wirklich hinterherkommen. falls also irgendwann mal ein kapitel unangekündigt ausfällt, we're sorry :/qotd: was ist diesen sommer bis jetzt euer lieblingscomeback?
aotd: bis jetzt mamamoo's red moon (und ikon's new kids: continue)
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we're young & free | yoonmin
Fanfic,,we are young, wild & free." So hieß es zumindestens in dem einen Songtext. In welcher Jimins Leben sich durch einen Werbespot und ein Familiendrama grundlegend verändert. -- boyxboy don't like it? don't read it! started: 01.06.2018 finished: 01...