chap 33

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{Jimin POV}

Wir beide versuchten uns unsere Erstauntheit über Seokjins Worte nicht anmerken zu lassen; während Yoongi hastig einen Schluck von dem frischgekochten Tee nahm, brachte ich ein unechtes Lächeln hervor. Es war natürlich ungünstig, dass Yoongis Bruder gerade jetzt in dem Land war, von welchem wir beide erst etwas Abstand haben wollten. Noch ungünstiger war jedoch, dass wir beide davon nichts wussten, und auch, wenn ich Yoon Han nicht besonders gut kannte - ich kannte ihn lediglich durch Erzählungen -, erschien er mir als kein Mensch, der irgendwo unangekündigt hinreisen würde. Hätte Yoongis Vater das gewusst, hätte er es sicherlich irgendwo erwähnt, schließlich durfte ich erfahren, dass auch das Verhältnis von Yoon Han und seinen Eltern nicht das Beste war. Er war immerhin abgehauen und konnte somit die Firma nicht übernehmen; diese Geschichte ist bekannt.

Mit einem Räuspern holte ich auch Yoongi, welcher nur stumm auf seine Tasse gestarrt hatte, wieder in die Realität und forderte ihn mit einem leichten Nicken zum Sprechen auf. Wir hatten die Frage immer noch nicht beantwortet und ich fand, dass Yoongi entscheiden sollte, ob und wie viel er erzählte, immerhin ging es um sein Leben und um seine Familie.
,,Die ganze Geschichte dahinter ist etwas komplizierter, aber danke für Ihre hilfreichen Antworten.", sagte der Dunkelblauhaarige und blickte endlich wieder auf. Mit gehobenem Kopf gefiel er mir definitiv besser als mit einem gesenktem. Auch ich sah wieder zu dem Pärchen, welches nur zustimmend nickten und sich kurz über Alltägliches unterhielten. Zugebenermaßen waren die beiden echt süß zusammen und passten sehr gut zueinander. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie Yoongi immer mehr Schlucke von dem Tee trank, ehe er die leere Tasse wieder abstellte. Ich wusste schon, was jetzt kommen würde, weswegen mir sogleich das Lächeln verging.

,,Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, wir würden dann jetzt auch wieder-" Weiter kam er nicht, da schüttelten die beiden auch schon ihre Köpfe. ,,Ihr habt uns wirklich keine Unannehmlichkeiten bereitet und wir würden uns freuen, würdet ihr noch länger hierbleiben." Ich lächelte den beiden automatisch zu und drehte meinen Kopf dann wieder zu Yoongi, welchen ich auch nur angrinste. Er ergab sich mit einem leisen ,,Okay" und ich legte für einen kurzen Moment meinen Kopf auf seine Schulter. Ablenkung war jetzt genau das Richtige für ihn, ich war mir beinahe zu hundertprozentig sicher, dass er durchgehend über die Sache mit seinem Bruder nachdachte. Außerdem waren Namjoon und Seokjin echt nett und ich genoss die freundliche Wärme, welche von den zweien ausgestrahlt wurde.
,,Dankeschön, ihr habt keine Ahnung wie langweilig das Leben hier sein kann. Wir beide verbringen unsere Nachmittage oftmals alleine, da wir noch keine wirklich netten Freunde gefunden haben. Und das in einer Stadt wie Osaka! Außerdem ist es echt schön mal wieder Koreanisch sprechen zu können.", plauderte Namjoon los und kurzzeitig hatte ich echt vergessen, dass wir uns immernoch in Japan aufhielten. Da ich nichts besseres zum Antworten wusste, gab ich meine Gedanken kund: ,,Ich habe echt kurz vergessen, dass wir uns immernoch in Japan befinden. Woher kommt den euer gutes Koreanisch?"

Yoongi schnippste mir kurzerhand gegen die Stirn. ,,Wofür war das denn?!", zischte ich leise auf und funkelte ihn böse an.
,,Sie werden wohl nicht in Korea gelebt haben, ohne Koreanisch zu sprechen. Anscheinend kommen sie ja auch von dort", antwortete er mir mit einem Hauch Ironie in seiner Stimme. ,,Und versuch' gar nicht erst böse auszusehen, das klappt nämlich nicht"
Beleidigt schlug ich seine Hand, die er auf meiner Schulter abgelegt hatte, weg und schmollte. ,,Vielleicht haben sie das ja auch in der Schule gelernt? Du kannst es nie wissen."
Okay, zugegeben war dieses Argument nicht das Beste, schließlich hatte ich schon bewiesen, dass alleine mein Schul-Japanisch zu Wünschen übrig ließ und ich somit nicht überrascht sein sollte, wenn es tatsächlich nun so war, wie Yoongi es gesagt hatte.

,,Tut mir echt leid, aber es ist genauso wie Yoongi-Ah sagt", klärte Seokjin das Geheimnis auf und als ich meinen Blick wieder zu ihnen schweifen ließ, konnte ich zwei amüsierte Gesichter erblicken. ,,Drei gegen Eins ist unfair." Ich sah sie gespielt schmollend an und verschränkte meine Arme vor meinem Brustkorb. Ja, meine etwas kindlichere Seite war noch nicht ganz ausgestorben und somit wunderte ich mich nicht, als ich aufgrund meiner Aktion, ein paar kleine Lacher vernehmen konnte.
Yoongis Hände wuschelten mir kurz durch meine orangenen Haare, welche ich definitiv nachfärben musste, da man meinen Ansatz schon gut erkennen konnte. Meine Naturhaarfarbe harmonierte aber gut mit dem Orangeton, sodass es nicht allzu schlimm aussah und außerdem hatte ich zurzeit noch eine ganz andere Baustelle vor mir.

***

Die Zeit verging wie im Flug und wir verstanden uns immer besser. Namjin - sie hatten uns erklärt, dass sie diesen Namen von ihren Familien bekommen hatten -, hatte uns ihre Kennlernstory offenbart und auch wir hatten etwas von uns preisgegeben. Zwar nur ein wenig, aber es erschien mir generell eher so, dass die beiden es liebten über ihre Erlebnisse zu reden und somit fiel es fast gar nicht auf. Dazu war es schön, die beiden so reden zu hören; sie verhielten sich oftmals wie ein altes Ehepaar. Und ja, vielleicht stellte ich mich sogar vor, dass auch Yoongi und ich irgendwann mal so enden würden.

,,Versteht mich nicht falsch, aber ich habe meinen Bruder nicht als sehr teilfreudig in Erinnerung, als wie kam es, dass ihr an dieses Haus gelangt seid?", ertönte die Stimme des Blauhaarigen, dessen sich während der Gespräche immer etwas im Hintergrund gehalten hatte. Die Frage war berechtigt, ich hatte mir über sowas gar keine Gedanken gemacht und war nun gespannt, die Antwort darauf zu wissen.
,,Nun ja, das Joonie ein Angebot bekommen hatte, war uns allen schon seit langem bekannt und trotzdessen haben wir keine geeignete Wohnung bekommen. Egal, wie sehr wir uns darum bemüht haben, nichts wollte funktionieren.", fing Seokjin an und überließ dann seinem Freund den Rest: ,,Da meine ganze Familie darüber Bescheid wusste, so ein Umzug ist auch schwer zu verheimlichen, meinte meine Cousine irgendwann mal etwas von der Familie Min; sie ist wohl sehr gut mit der Frau deines Bruders befreundet. Natürlich waren sie erst nicht begeistert, schließlich vermietet man sein Zuhause nicht alle Tage, aber er hatte dann doch ein Herz und hat es uns übergeben. Sonst hätten wir die ganze Zeit über in einem Hotel schlafen müssen und das wäre auf Dauer echt teuer geworden. Jedoch heißt es nicht, dass wir uns jetzt nicht weiter um eine Wohnung kümmern müssen... Leider."

,,So rücksichtsvoll habe ich meinen Bruder nicht in Erinnerung...", murmelte mein Hyung abwesend und kassierte schnell einen Seitenhieb von mir, während ich den Kopf leicht schüttelte.
,,Nicht", flüsterte ich leise und hoffte inständig, dass seine Laune nicht wieder im Keller war. Ich konnte mir aber spätestens jetzt ausmalen, dass nicht mehr alles so fröhlich wie gerade noch war, als Yoongi wieder lächelnd hochsah, es jedoch nur halb so echt aussah. Ich riskierte einen Blick auf die Wanduhr und musste erschrocken feststellen, dass wir mittlerweile schon späten Nachmittag hatten und egal, wie sehr ich die freundliche Gastfreundschaft genossen hatte, fande ich, dass nun die Zeit zum Gehen gekommen war. Auch das Pärchen vor uns bemerkte meinen erschrockenen Blick und nickten verständnisvoll, als ich nun den Heimweg von mir und Yoongi ankündigte. Dieser war nicht wirklich sterbenstraurig über den Abschied, jedoch wusste ich, dass auf ihm die Zeit hier gefallen hatte. Wir verabschiedeten uns von Seokjin und Namjoon, der uns kurzerhand auch eine Karte mit seiner Handynummer überreichte. ,,Vielleicht sieht man sich mal wieder", sagte er und lächelte, wobei seine Grübchen zum Vorschein kamen.

Jetzt liefen wir beide schweigend wieder in Richtung U-Bahn Station und wie auch schon gerade war er mit den Gedanken woanders. Trotzdem versuchte ich ein Gespräch aufzubauen:
,,Der Tag war doch ganz angenehm bei den Kims, oder was meinst du?"

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eine woche noch~~
(und sechs fucking tage bis ich nel wieder sehe... DO YOU HEAR ME SCREAMING)
-mary

we're young & free | yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt