9. Chapter - So nah (Jordan's Sicht)

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Ich betrat das Klassenzimmer, meine Clique saß in der letzten Reihe auf meinem Platz und redete miteinander.

Ich blickte mich suchend um. Weder John noch Patty waren da. Letzteres machte mich wütend. Und jetzt spielte er auf krank oder was?

Ich setzte mich auf meinen Tisch und begrüßte meine Kumpels. Sam kam sofort zu mir.

"Jordan, hör mal, die Mathehausaufgabe ist lang, du musst dich beeilen und Englisch ist auch nicht gerade wenig."

Ich sah ihn an, dann brach ich in Gelächter aus, meine Kumpels ebenso.

Sam wurde rot und sah mich verwirrt an. "Was ist so lustig?"

Ich beugte mich zu Sam herunter und flüsterte ihm "Ich mach keine Hausaufgaben mehr. Du wirst doch sicher so freundlich sein...?" und biss ihm ins Ohrläppchen.

Das machte ich immer, da es sein Schwachpunkt war und was niemand wusste, auch meiner.

Sam wurde noch intensiver rot und schloss die Augen. Ich lehnte mich zurück, sah ihn an. "Sam!", meinte ich.

Er schlug die Augen auf und er wurde rot. "Warum machst du das immer?", fragte er mich anklagend und setzte sich auf seinen Platz um die Hausaufgaben sauber zu übertragen.

Ich lachte, drehte mich, um mich auf den Stuhl zu setzten, als mich plötzlich zwei Hände am Kragen packten und gegen die Wand pressten.

Im ersten Moment konnte ich nicht atmen, mit aller Wucht wurde die Luft aus mir herusgepresst, doch dann schnappte ich nach Luft.

Mein Blick fokussierte und ich konnte das wütende Gesicht Pattys sehen. Seine wangen waren rot verfärbt und eine Ader pochte an seiner Schläfe. Sein Gesicht war meinem so nah, ich konnte seinen warmen Atem in meiner Halsbeuge spüren.

"Ist das so lustig? Einen unschuldigen, schwachen Typen zusammenschlagen, dass er ins Kraneknhaus muss? Findest du das lustig?", brüllte er mich an und seine Augen schienen Blitze zu versprühen. Er war mir so nah, ich konnte seine Wärme auf meiner Haut fühlen.

Im ersten Moment war ich perplex, welcher Typ war im Krankenhaus gelandet? Dann fiel es mir ein, es konnte nur John sein! Hatte ich ihn so fest verprügelt? Er schüttelte mich.

Dann wurde ich auch wütend, was zur Hölle fiel diesem Besserwisser ein?

"Das ist ganz allein meine und seine Angelegenheit! Hör auf, dich da einzumischen!", fauchte ich zurück und bemerkte die vollkommene Stille im Klassenzimmer.

Patty schien damit nicht zufrieden zu sein, sein Blick wurde noch zorniger.

"Der Typ liegt im Krankenhaus! Außerdem ist er mein Kumpel!" Er machte eine Pause, sah mich hasserfüllt an und meinte schließlich so dazu: "Wie kann man nur so weit sinken und einen Schwächeren zusammenschlagen?" Patty ließ meinen Kragen los, doch seine Worte brannten sich in meinen Kopf ein, wie ein tödlicher Spruch.

"Was hast du gesagt?", fragte ich den Jungen, als er sich umdrehte.

Patty sah wieder zu mir und meine: "Du bist ein Weichei. Anstatt zu reden greifst du gleich zur Faust und schlägst einfach Leute zusammen. Wer seine Wut nicht zügeln kann, sollte sich mal seine Stellung überlegen."

Mein Topf kochte über. Wie konnte er es wagen?

Ich hob meine Faust und bevor ich es realisierte, hatte ich seine Nase blutig geschlagen.

Patty sah mich an und sagte leise, so dass nur ich es verstehen konnte: "Genau das meine ich."

Dann drehte er sich weg und ging auf seinen Platz.

Der Neue war schlagfertig. Aber so richtig.

In dem Moment kam der Lehrer rein. Als er Patty sah, fragte, was passiert war, doch eine Mitschülerin, von der ich wusste, dass sie lesbisch war, fiel ihm ins Wort.

"Jordan hat ihm mitten ins Gesicht geschlagen, Mister Smith!"

So ein Drecksstück! Der Lehrer wand sich an Patty, der zögernd nickte. Was für ein Arsch!

Ich starrte ihn an, wenn Bilcke töten könnten, dann würde ich ihn gerade in der Luft vierteilen. Der Neue schien den Blick zu spüren, seine Schultern verkrampften sich.

Mister Smith wand sich an mich und meinte dann eiskalt: "Das gibt zwei Stunden Nachsitzen für Sie. Und wehe ihnen, wenn Sie wieder schwänzen."

Ich nickte wütend und bohrte Patty imaginäre Speere in den Hinterkopf.

Der Lehrer schien es nicht zu bemerken und fuhr seinen Unterricht fort. Patty konnte sich schon mal auf was gefasst machen!

Nach der Stunde bat Mister Smith Patty und mich nach vorne zum Pult.

"Jungs, Sie haben sich beide falsch verhalten. Jordan, ich warne Sie nur noch ein mal, das nächste Mal werde ich Ihre Eltern verständigen.

Und Sie, Patty. Dass Sie sich schon am zweiten Tag in der Schule schon mit jemandem prügeln! Das ist kein respektables Verhalten von Ihnen.

Ich habe mich dazu entschieden, dass Sie zusammen Nachsitzen und bei der Klassenfahrt kommende Woche ein gemeinsames Zimmer beziehen werden. Keine Wiederrede, Jordan! Ich will, dass sich meine Schüler respektieren und nicht gegenseitig verprügeln.

Und jetzt gehen Sie. Wir sehen uns später."

Dann warf er uns beide aus dem leeren Raum heraus.

Ich blieb stehen, konnte nicht fassen, was der Lehrer gesagt hatte. Patty und ich in einem Zimmer!?

"Hey, du! Warte!", rief ich wieder wütend und rannte hinter dem schmalen Jungen hinterher.

Patty ignorierte mich und lief einfach weiter, mit schnellen großen Schritten. Ich konnte mir nicht helfen, also drückte ich ihn einfach fest gegen die Wand.

Patty werte sich, doch ich packte seine Hände und hielt sie neben seinen Kopf. Auf ein mal war er ganz still, atmete schnell und schwer, was an der Anstrengung lag und sah mich hasserfüllt an.

"Lass mich sofort los!", zischte er.

Ich drückte ihn fester gegen die Wand und blickte ihn wütend an.

"Du wirst nicht mit mir in ein Zimmer gehen, verstanden?!"

Patty schwieg zornig und hielt meinem durchdringendem Blick stand. Seine Haut war unter meinen Fingern warm und Pattys Cape war verrutscht. Ich fühlte seinen Atmem wieder in meiner Halsbeuge. Er war mir so nah. Noch ein bisschen weiter und ich... 

"LASS MICH SOFORT LOS, JORDAN!", brüllte Patty plötzlich und ich schreckte zurück.

Patty befreite sich aus meinem Griff und rieb sich seine Handgelenke, die leicht rot wurden.

"Das ist ganz allein die Wahl des Lehrers!", fauchte Patty und drehte sich von mir weg. Langsam setzte er einen Schritt vor den Anderen, immer den Gang entlang.

"Das ist alles deine Schuld!", brüllte ich ihm nach und er verschwand hinter der Ecke.

Jetzt war ich allein. Und konnte meine zornigen Gefühle kaum unter Kontrolle halten.

"Verdammte Scheiße!"

~~~

Das Bild zeigt den Lehrer, Mister Smith. Der Typ, der Jordan und Patty hat nachsitzen lassen.

Love me, Boy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt