Es war mittlerweile Mitte Dezember. Kein Schnee fiel, es regnete nur und war eisig kalt. Ein richtiges Scheißwetter. Eigentlich liebte ich den Winter, aber so etwas war weder schön noch angenehm.
Es war kurz vor acht, die Schule würde gleich beginnen. In dem Moment öffnete sich die Tür und Jordan kam in das Klassenzimmer. Die Schultern nach vorne gebeugt, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, Hände in den Jackentaschen, Blick nach unten.
So lief er schon länger rum. Schnurstracks lief er an meinem Tisch vorbei und setzte sich neben Connor Franta auf den Stuhl. Er begrüßte ihn mit einer halben Umarmung und vergrub dann sein Gesicht in seinen Armen, die er auf dem Tisch abgelegt hatte.
Ich spürte ein Stechen in meiner Brust. Zwar machte er schon seit November kaum noch was mit mir, aber es tat weh, dass er mich vollkommen ignorierte. Ich meine, die ganzen Berührungen, die lustigen Sprüche und so...
John setzte sich neben mich und sah mich an. "Hey, Patty. Was ist los? Du bist so still..."
"Ich verstehe nicht, warum Jordan jetzt wieder zum Alten wird", murmelte ich.
John nickte und strich mir über den Arm. "Manche Leute verändern sich eben. Du musst ihn gehen lassen. Die anderen und ich, wir sind für dich da, ich verspreche es dir!"
Ich lächelte ihn an und wand mich der Tafel zu, da unsere Lehrerin gerade den Raum betreten hatte.
Wärend der Stunde entschied ich mich, Jordan darauf anzusprechen und das zu klären. Ich wollte, dass er wusste, dass ich ihn vermisste.
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Nach der Schule packte ich mein Zeug zusammen und verabschiedete mich von meinen Freunden. Anschließend folgte ich Jordan mit schnellen Schritten.
"Hey, Jordan. Warte mal!", rief ich und sein Tempo verlangsamte sich, bis er schließlich stehen blieb und sich zu mir umdrehte.
Als ich vor ihm stand erschrak ich fast.
Sein Gesicht war eingefallen und er hatte dunkle Augenringe. Das Weiße im Auge war rötlich verfärbt. Seine weite Kleidung hing lose an ihm herab.
"Jordan, was ist los? Du siehst schrecklich aus. Ist jemand gestorben? Oder was ist passiert?" Meine Stimme klang weitaus verzweifelter, als ich es erhofft hatte. Jordan sah auf mich runter, keine Emotionen zeigen murmelte er: "Es ist nichts passiert. Und wenn, dann ist es doch egal"
Mit diesen Worten drehte er sich um und passierte das Schultor. Ich folgte ihm und wollte ihn aufhalten. Doch ich verlor ihn in dem Gemenge. Als ich ihn wieder sah, stieg er gerade in das Auto einer jungen blonden Frau ein. Sie hatte kurze Haare und war wirklich wunderschön.
Waren die Beiden ein Paar?
Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Ich brauchte unbedingt Gewissheit.
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Es war gegen drei, als ich vor Jordans Haus stand. Meine Hand zitterte, als ich die Klingel drückte. Eine Weile passierte nichts, dann öffnete die junge Frau.
"Hallo, wie kann ich dir helfen?"
Ich konnte nicht sprechen, meine Kehle war trocken. Ich räusperte mich und krächzte dann: "Ehm, kann ich mal... zu Jordan?"
Die Frau nickte "Er ist oben in seinem Zimmer" und öffnete die Tür ganz. Ich trat ein, lief an der Frau vorbei und stieg die Treppen zum zweiten Stock hoch. Es war mir egal, dass ich Schuhe und Jacke an hatte, lang würde ich e nicht bleiben.
Bevor ich die Tür seines Zimmers öffnete, atmete ich noch mal tief durch. Leise trat ich in das moderne Zimmer und sah Jordan auf seinem Bett sitzen.
"Sophy, ich will jetzt nicht reden", murmelte er. Dann hieß die Frau also Sophy.
"Aber ich", meinte ich und schloss die Tür hinter mir. Geschockt drehte Jordan sich um und starrte mich an. Er sah noch miserabler aus, als vorher.
"Patty, was willst du hier?", knurrte er plötzlich. Es tat mir weh, ihn so zu hören.
"Ich will wissen, was du hast. Du siehst echt scheiße aus, unkonzentriert bist du, ignorierst alle und so weiter. Was haben wir dir gemacht, dass du dich so abschottest? Wo ist der alte Jordan hin?", fragte ich unglaublich emotional.
Jordan blieb still und ich dachte schon, dass er gar nichts mehr sagen würde, bis er die Stimme hob: "Es gibt keinen 'Alten Jordan' Ich war immer so, wie ich es jetzt bin"
"So eine Lüge!", fiel ich ihm ins Wort. "Wir haben miteinander geredet, wir haben uns getroffen. Jetzt bin ich dir egal"
Plötzlich traf mich eine Erkänntnis. Eine Träne stieg in meine Augen. "Oder hast du mich nur benutzt, bis ich langweilig war, um jetzt mit dieser Sophy rumzumachen? Du Arschloch!", flüsterte ich erschüttert.
Wütend drehte ich mich um und wollte aus dem Zimmer rennen, doch da hielt mich eine starke Hand fest.
"Patty! Ich habe dich nicht benutzt. Du wohl eher mich! Ich meine, wer hat jetzt eine Freundin? Wer hat den Kontakt abgebrochen? Ich hätte ewig mit dir gelebt. Aber ich kann nicht damit umgehen, dass du mich benutzt hast! Viel lieber würde ich mit dir leben, viel lieber würde ich dir zeigen, was du mir bedeutest! Aber ich kann nicht mit der Gewissheit, dass du mit einer Frau zusammen bist! Ich liebe dich, okay? Ich liebe dich seit der Rückfahrt! Jeder Tag hat es verstärkt, ich kann es nicht mehr stoppen! Ich konnte es nicht mal früher stoppen. Und jetzt, jetzt tut es mit jedem Tag mehr weh! Mit jeder Stunde reißt es mir das Herz aus der Brust. Wenn ich dich mit Elina sehe, dann möchte ich am liebsten am anderen Ende der Welt sein. Ich möchte nicht sehen, dass sie den Jungen küsst, den ich verdammt noch mal liebe!"
Ich schluckte. War unfähig etwas zu sagen. Ich hatte das nicht erwartet!
"Und jetzt raus hier"
Ich drehte mich langsam zur Tür um und öffnete sie. Benommen stieg ich die Treppe runter und durch die Tür nach draußen. Eiskalte Luft. Es hat wieder angefangen zu regnen.
Ich überquerte die Straße, in Gedanken versunken. Mein Kopf war vernebelt. Ein schriller Ton hallte in meinem Kopf wieder.
Es wurde heller und lauter! Erschrocken drehte ich mich zur Seite und bemerkte viel zu spät, dass das Auto direkt gegen mich geschleudert wurde. Mit einem dumpfen Schlag knallte ich auf den Boden und verlor augenblicklich das Bewusstsein.
Der letzte Gedanke war: Er liebt mich?
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Love me, Boy!
Teen FictionBeliebt, Mädchenschwarm, Musterschüler. Patty hatte DAS Leben, dass man sich in dem Alter wünscht. Fast jedes Wochenende Party mit Freunden, eine Freundin mit großen Brüsten und nur noch ein Jahr bis zur Volljährigkeit. Doch durch die Partys und Fra...