Es war kurz vor drei. Connor würde jeden Augenblick kommen. Nervös biss ich mir auf die Lippe und knetete meine schwitzigen Hände. Er war der einzige, der wusste, dass ich schwul war. Vielleicht hatte er seine Meinung geändert? Oder er hatte mich vergessen?
"Ach, komm schon Jordan! Mach dir keinen Scheiß vor. Er müsste gleich da sein", murmelte ich und fuhr mir über das Gesicht. Was ist nur zwischen Patty und mir falsch gelaufen? Was habe ich gemacht, dass er Elina gewählt hatte?
Ich spürte wieder diesen faustgroßen Ball in meinem Hals. Ich konnte schon wieder nicht atmen. Die Tränen stiegen in meine Augen und ich zwinkerte mehrmals. Dann stand ich auf und tiegerte durch mein Zimmer herum.
Ich machte mich hier verrückt! Also fing ich mit etwas an, was ich mir vor Jahren abgewöhnt hatte. Ich sprach mir mir selbst. Nicht zu einem Gegenstand oder von mir in der dritten Person. Nein, ich erzählte mir einfach etwas. Und das hatte ich mir abgewöhnt. Bis jetzt.
"Was hab ich nur falsch gemacht? Ich meine, er hat gesagt, er wäre lieber mit mir in Gesellschaft. Und er hat gesagt, dass er Elina nervig finde. Warum ist er jetzt mir ihr zusammen? Ich verstehe das nicht. Das ist vollkommen bescheuert! Aber er hat auch gesagt, dass keine Liebe mit dabei sein wird, nur eben Spaß. Wie konnte ich nur so dumm sein und anfangen ihn zu mögen? Ich bin so blöd! Jetzt hab ich die ganze Scheiße am Hals. Und er ist mit Elina zusammen und hat Spaß. Das ist einfach nur... Arg, ich hab nicht mal Worte dafür! Das ist Scheiße! Er musste doch irgendwas gemerkt haben! Ich meine, welcher Kumpel läd den anderen in ein einsames Haus mitten in der Natur ein um ein bisschen Freiraum zu haben? Niemand! Das ist viel mehr eine Liebeserklärung! Und er versteht das einfach nicht! Aber ich kann auch nicht einfach zu ihm hin gehen und sagen 'Hey Patty, ich muss dir mal was sagen, ich liebe dich' Wie kommt das den bitte rüber? Gott, dass ist so kompliziert! Warum ich? Warum musste Patty mich so sehr verletzten?"
Ich sank an der Tür auf den Boden und hielt meine Hand vor das Gesicht. Mein Kopf schmerzte trotz der Schmerztablette. Man! Das war doch alles Scheiße!
Eine Weile tauchte ich mich in Selbstmitleid, bis die Türklingel läutete. Sie war dieselbe, wie die von Patty... "Jordan, hör auf damit!", ermahnte ich mich und stand schwerfällig auf.
Ich schlurfte sie Treppe runter, durch die Garderobe und öffnete die Haustür. Da stand er, Connor Franta. Leicht lächelnd und in Wintermantel.
"Hey, Joe!", begrüßte er mich. Er hatte mich früher auch immer Joe genannt.
Ich erwiderte sein lächeln schwach. "Hallo, Con. Komm doch rein", bot ich ihm an und holte ihn aus der kalten Winterluft heraus. Es war November, aber trotzdem trug er schon einen Wollschal und einen Pelzmantel. Ich musste zugeben, sein Style war schon sehr cool.
Con zog sich seine Schuhe, Schal und Mantel aus und suchte den Weg zur Küche. Er kannte sich noch aus.
Ich folgte ich langsam und fand ihn dann am Kühlschrank. Er hatte sich eine Orange aus dem Kühlregal geholt und schälte sie gerade. "Warum habt ihr keine Avocados mehr? Ich hab die doch immer so gerne gegessen...", murmelte Connor und sah mich traurig an.
"Geh nach Afrika und hol dir deine Avocados selber. In dieser Jahreszeit findet man keine Guten mehr", gab ich zurück und holte mir ebenfalls eine Orange.
"Man, die Teile sind echt scheiße zu schälen", maulte Connor und ich stimmte ihm zu.
"Wollen wir ein wenig Basketball spielen? In der Nähe ist ein Sportplatz?", fragte ich und Connors Augen leuchteten. "Super! Aber ich brauche Sportzeug von dir"
"Kein Problem"
-
Die Zeit verging und am Abend verabschiedete Connor sich von mir. Es war halb sieben und schon dunkel draußen. "Bis morgen"
Ich winkte ihm nach und schloss die Tür, als ich ihn nicht mehr sehen konnte.
Dann setzte ich mich auf mein Bett und rief meine Schwester an.
"Hallo, hier spricht Sophy MacAthur?", erklang die weibliche Stimme aus meinem Handy.
"Hey, Sophy. Hier ist dein kleiner Bruder. Wie geht es dir?"
"Oh, hey. Alles gut. Was ist los? Du klingst nicht gut..."
Und so erzählte ich ihr alles. Wir hatten immer ein gutes Geschwisterband. Sie hörte zu und nicht mal eine kleine Frage verließ ihren Mund. Als ich geendet hatte meinte sie: "Jordan, ich komme gleich zu dir und bleibe über Nacht. Ich möchte nicht, dass du was dummes anstellst, bis ich da bin, hast du verstanden? Okay, bis gleich. Tut - Tut - Tut"
Ich konnte nichts erwidern, so schnell hatte sie gesprochen. Das Tuten hörte nicht auf, es war das einzige Geräusch.
Wie Sophy das wohl mit ihrem Freund klärte? Ich schluckte und legte schließlich auf.
Jetzt war alles wieder still. Ich konnte nichts hören, selbst den Straßenlärm und die Kinder, die auf der Straße spielten. Alles war totenstill. Man hätte eine Feder fallen gehört. Die Wanduhr stand schon seit Jahren still und war noch nie repariert worden. Ja selbst die Wasserleitungen waren in dem Moment vollkommen geräuschlos. Und ich bewegte mich nicht. Es war als würde die Zeit still stehen. Keine Bewegungen, keine Geräusche, nichts, was auf Leben hingedeutet hätte. Stille überall. Keine Bewegungen, außer das leichte Heben und Senken meines Brustkorbes.
Das Klingeln an der Tür ließ mich erschrocken zusammen zucken. Ich sah auf und blinzelte zwei mal. Dann klingelte es wieder und ich stand auf. Als ich die Tür öffnete, kam mir eine blonde Schönheit entgegen. Ihre Haare waren zwar kurz, aber sie sah mit ihrer Figur sehr weiblich und hübsch aus. Sie war dezent geschminkt, aber trotzdem war ihr Gesicht makellos.
"Hallo, kleiner Bruder", meinte sie und umarmte mich fest. Sie war fast einen Kopf kleiner als ich. Aber trotzdem waren wir so nahe.
Halt suchend erwiderte ich die Umarmung und plötzlich brach alles auf mich ein. Die ganze Geschichte mit Patty und mir. Alles überrannte mich und ich fing an zu heulen.
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Love me, Boy!
Teen FictionBeliebt, Mädchenschwarm, Musterschüler. Patty hatte DAS Leben, dass man sich in dem Alter wünscht. Fast jedes Wochenende Party mit Freunden, eine Freundin mit großen Brüsten und nur noch ein Jahr bis zur Volljährigkeit. Doch durch die Partys und Fra...