Zwei Mojitos später, wusste ich was ich zu tun hatte. Ich zog mich an, verabschiedete mich, warf einen Blick zu Ben, der auch an der Bar stand, und ging. Langsam schlenderte ich zur Straße um dann Richtung Promenade zu laufen. Dort nahm ich eine Bank unter einem großen Baum. Ich setzte mich und starrte in den Sternenhimmel.
Eine viertel Stunde später bekam ich Gesellschaft.
„Hallo.", sagte Ben, „Darf ich mich zu dir setzen?".
„Ja, gern.", lächelte ich ihn an.
Es hatte den Anschein, als ob er sich zwingen musste zurück zu lächeln. Ich drehte meinen Oberkörper in seine Richtung und legte die Hände in den Schoß. Ich wusste eh nicht wohin damit.
„Ich muss reden. Hör mir bitte einfach zu." Ben holte tief Luft. „Wo fange ich an? Ich habe Angst wegen all dem hier meinen Sohn zu verlieren." Er hatte also einen Sohn, na wunderbar.
„Franky ist drei Jahre alt, mein einziges Kind, und das tollste was ich habe. Ich liebe auch seine Mutter und habe daher überhaupt keine Ahnung, was ich hier eigentlich mache."
Er machte eine Pause, zündete sich eine Zigarette an und sprach weiter: „Ich bin 41 Jahre alt und somit viel zu alt für sowas."
Was denn eigentlich? Was meint er mit sowas? Alles drehte sich, tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich starrte ihn nur an.
Er rutschte ein Stück von mir weg und lächelte mich kurz an, dann drehte er sich von mir weg und ehe ich es mir versah, lag sein Kopf in meinem Schoß. Er wurde still.
Ich glaub ich spinne. Er ist sechzehn Jahre älter als ich, er hat eine Familie. Ich sah zum Himmel. Und trotzdem fühlte es sich so warm an, wie er da in meinem Schoß lag und genau wie ich die Sterne betrachtete.
„Wie du ja weißt, bin ich auch in einer Beziehung."
Jetzt holte ich tief Luft und fuhr fort.
„Ich habe wirklich gar keine Ahnung, was ich hier mache. Ich weiß nur, dass es sich kribbelig und gut anfühlt. Aber auch falsch. Wir verletzen Menschen damit. Nur weil wir an uns selbst denken. Ohne von Anfang an ehrlich ihnen gegenüber zu sein."
Ben richtete sich auf, setzte sich neben mich und nahm mein Gesicht in beide Hände, seine warmen, weichen Hände. Zaghaft kam er mit seinen Lippen meinen immer näher und küsste mich vorsichtig. Ich schloss die Augen und genoss es einfach. Die zwei Mojitos machten mich anscheinen empfänglich dafür. Nach einer Weile löste er sich von mir und legte den Arm um mich. Ich schmiegte mich an ihn.
„Was denkst du, ab wann wird es gefährlich?", kam es mir in den Sinn.
„Ab dem dritten Mal."
Das war unser zweites Treffen. Heißt das, es soll noch ein drittes geben?
Ben stand auf und nahm meine Hand. Beide bekamen wir nicht mit, dass unser Gespräch und unser Kuss von einer sicheren Entfernung beobachtet wurde. Wir liefen die Promenade entlang bis zu der Stelle, wo sich unsere Wege schon vor vier Wochen trennten. Ben küsste mich, diesmal einnehmender und wilder, als auf der Parkbank. Er drückte sich an mich, streichelte mir über den Rücken und ich konnte ein leises stöhnen hören. Er wollte mich.
Ben trat einen Schritt zurück, ich sah ihn an und er mich. Unsere Blicke hafteten eine halbe Ewigkeit aufeinander. Er ließ mich los: „Bis bald.", und schon lief er los in seine Richtung.
Ich erwischte mich wieder dabei, wie ich ihm eine Zeit lang nachsah. Er drehte sich nicht um. Und dann ging ich auch.
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Auf der anderen Seite des Glücks
RomanceEs gibt Situationen im Leben, die erwartet man nie und überraschen einen so sehr, dass man wie gelähmt mit dem Strom mitschwimmt. Clara erlebt an einem Abend im Frühling ein sinnliches Abenteuer, und was sich daraus entwickelt, hätte sie im Traum ni...