Wir küssten uns lange und innig, spaßten herum, neckten uns und tranken nebenbei Champagner. Die Zeit verging und es wurde schon fast wieder hell. Müde war keiner von uns, dachten wir zumindest.
„Sage mal, musst du nicht mal nach Hause?", fragte Ben mich plötzlich ernst.
„Habe ich ja ganz vergessen dir zu erzählen. Ich habe die nächsten beiden Tage Urlaub."
„Na dann. Ich bin gleich wieder da."
Ben kam mit einer großen Decke wieder und klappte die Couch aus. Wir kuschelten uns unter die Decke.
Durch die Wärme wurden wir doch müde und schliefen kurz darauf ein.
Nach vier Stunden Schlaf wurde ich wach. Ben schlief tief und fest neben mir. Ich war mir unsicher, was ich jetzt tun sollte. Warten, dass er wach wird? Gehen? Weiterschlafen konnte ich auf keinen Fall. Ich war so aufgewühlt. Ich beschloss zu gehen. Leise pellte ich mich aus der Decke und zog mich schnell an. In meiner Tasche hatte ich einen Block und einen Kugelschreiber. Ich wollte Ben eine Nachricht hinterlassen, aber das war gar nicht so einfach. Zustande gebracht habe ich dann das:
Hi Ben, danke für die tolle Überraschung. Die Nacht war unglaublich schön. Ich freue mich, dich bald wiederzusehen. Clara
Ich schlich aus der Wohnungstür und rief mir ein Taxi. Das Wohngebiet war zu weit weg, um zu laufen. Zu Hause angekommen, kroch ich gleich wieder in mein Bett und schlief auch gleich ein.
Drei Stunden später wurde ich wach. Die Sonne schien direkt auf mein Kopfkissen. Ich zog mich an und suchte mein Handy aus der Handtasche. Ich hatte es im Taxi zu Bens Wohnung lautlos gestellt. Natürlich hatte ich drei Anrufe von Nathan drauf.
Ich setzte mich auf die Couch und rief zurück.
„Was ist los?", fragte Nathan als erstes, als er ran ging.
„Nichts. Ich wollte gestern wissen, wie es dir geht."
„Du hast mich drei Mal angerufen. Ich dachte schon es wäre etwas passiert. Findest du das nicht ein bisschen übertrieben?"
„Ist das dein Ernst?", schrie ich fast ins Telefon.
„Ich bin deine Freundin und du bist viele Meilen entfernt. Da werde ich doch wohl mal anrufen dürfen, um zu fragen wie es dir geht. Du kriegst das ja anscheinend nicht hin."
„Clara, es ist echt super stressig hier. Ich brauche einfach die Zeit. Der Tag könnte achtundvierzig Stunden hier haben. Also bitte nimm etwas Rücksicht. Ich mach jetzt Schluss. Ich melde mich wieder. Bye mein Schatz.", und er legte auf.
Eine Weile starrte ich auf mein Handy, als hätte ich das Gespräch eben geträumt. Ich hatte das Gefühl Nathan und ich entfernen uns immer mehr voneinander.
Durch die fast durchgemachte Nacht war mein Rhythmus total durcheinander. Ich beschloss mir noch einmal ein Bad zu gönnen und ging ins Bad. Was sollte ich mit dem Tag anfangen? Ben anrufen? Ben nicht anrufen? Wenn ich ihn anrief, machte es das sicher nur noch komplizierter oder er dachte ich bin eine Klette. Ich legte mich in das angenehm warme Wasser und dachte nach. Mein Handy kündigte eine SMS an:
Hi. Wie war dein Abend noch so? Julie
Worauf wollte sie hinaus? Ich schrieb zurück:
Hi Julie. Ganz ruhig. Bin Heim und ins Bett. Und bei dir?
Sie antwortete:
War gestern noch mal bei dir klingeln, aber du warst anscheinend nicht da. Oder du hast geschlafen. Du hast deinen Schal im Club vergessen.
Ertappt, das war mir bisher gar nicht aufgefallen und ich antwortete:
Dann habe ich wohl schon geschlafen. Ich hole mir ihn heute bei dir, wenn das ok ist.
In den Club wollte ich nicht. Das sieht auch aus, als würde ich Ben hinterher rennen.
Sie antwortete:
Ich bin schon im Club und ich habe den Schal hier. Also komm einfach vorbei, wenn du willst.
Genau das wollte ich nicht. So dringend brauchte ich den Schal nun auch nicht:
Ok, ich überlege es mir. Ich melde mich. Danke Julie.
Dann legte ich mein Handy weg und schaltete es auf lautlos. Ich genoss das warme Wasser und dachte über die letzte Nacht nach.
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Auf der anderen Seite des Glücks
RomanceEs gibt Situationen im Leben, die erwartet man nie und überraschen einen so sehr, dass man wie gelähmt mit dem Strom mitschwimmt. Clara erlebt an einem Abend im Frühling ein sinnliches Abenteuer, und was sich daraus entwickelt, hätte sie im Traum ni...