Ben setzte sich hinters Steuer und wir fuhren los. Wir waren recht still im Auto. Vielleicht mussten wir das eben geschehene noch etwas verdauen.
Ich denke dieses Gefühl des Begehrens und der Sinnlichkeit vermissten wir beide in unseren Beziehungen. Leider waren unsere Partner nicht in der Lage uns weiterhin auf diese Weise glücklich zu machen. Kann man das eigentlich als Paar wieder lernen? Dann wäre wenigstens Bens Beziehung gerettet. Ich glaube bei Nathan und mir war jeglicher Zug abgefahren. Beim Putzen habe ich mehr nachdenken müssen, als ich gedacht hätte und habe mich dazu entschieden, wenn Nathan wieder da ist, das Gespräch zu suchen um eine Lösung zu finden. Er war mir um Gotteswillen nicht egal. Nur mit meinen zarten Mitte Zwanzig war ich auch nicht bereit jetzt schon so eine eingeschlafene und langweilige Beziehung zu führen. Wo ich wusste, dass es auch anders geht.
Bei mir angekommen, fanden wir gleich einen Parkplatz. Ich hatte das Gefühl Ben war nervös. Ich auch, aber ich hatte diesmal Heimvorteil. Ich öffnete die Haustür und wir liefen die Treppe hoch in den zweiten Stock.
Als wir in der Küche standen, fragte mich Ben:
„Und wo bekommen wir jetzt die Mojitos her?"
„Na aus meiner Küche."
Ich hatte alles da. Eiswürfel, die ich schnell mit dem Schnitzelklopfer zu crushed ice verwandelte. Ich hatte Limetten, Minze, Havana Rum weiß, Rohrzucker und Mineralwasser. Innerhalb von nur einigen Minuten hatte ich die ersten zwei Cocktails gemixt.
„Aber ich wollte dich doch einladen.", schmollte Ben etwas.
„Dann machst du die zweite Runde."
Wir setzten uns auf den Balkon, es war ein lauer Abend. Der Frühling ging langsam in den Sommer über. Ich zündete zwei Kerzen an.
Nach einer Weile des stillen vor uns Hinstarrens, hörte ich Ben sagen:
„Was soll bloß aus uns werden?"
Er holte tief Luft und ich sah ihn an. Er sah gerade aus.
„Ich werde total verrückt, wenn ich nur an dich denke. Jetzt wo die Möglichkeit gegeben ist, uns so oft zu sehen, will ich dich am liebsten jeden Tag sehen. Was wir bis jetzt auch tun. Am Sonntag kommt meine Frau und Franky zurück. Dann werden wir uns wahrscheinlich eine ganze Weile nicht sehen. Macht es Sinn?"
Jetzt sah er mich an.
„Was meinst du mit – macht es Sinn -?"
„Macht es Sinn diese Affäre dann noch weiter zu führen?"
Ich antwortete ehrlich: „Ich weiß es nicht."
„Ich weiß auch nicht, wie sich das ab Sonntag für mich anfühlen wird, zu wissen du bist wieder bei deiner Frau. Bis Nathan wieder kommt, dauert es noch eine Weile. Also muss ich mich nicht gleich damit auseinandersetzen, wie es mir dabei geht, wenn er wieder da ist.", fuhr ich fort.
Ben schwieg.
„Ach, das ist alles echt verwirrend.", sagte ich lauter und legte meine Hände vors Gesicht.
Sofort kniete Ben vor mir, hielt meine Hände fest und sagte einfühlsam: „Nicht weinen."
Ich weinte nicht. Nicht deswegen. Wenn ich etwas zu weinen hätte, dann über meine eigene Dummheit mich auf ihn einzulassen. Frauen können sowas nicht ohne Gefühle, dass weiß jedes Kind.
Ich musste kurz Luft holen und bat Ben die zweite Runde Mojitos zu machen. Wollte ich, dass er geht? Nein, das auf keinen Fall. Wenn das unser letzter Abend und unser letztes Wochenende sein sollte, dann konnte ich das akzeptieren. Das wusste ich. Meine Angst kam von dem bevorstehenden Gespräch mit Nathan, denn ich hatte eine Vorahnung wie das hier alles ausgehen würde. Mit Ben wollte ich darüber nicht reden. Er könnte das eventuell in den falschen Hals bekommen. Soviel wusste ich.
Durch Bens Abwesenheit hatte ich genügend Zeit mich wieder zu sammeln. Er wollte gerade das Thema wieder aufgreifen, da stoppte ich ihn indem ich meinen Zeigefinger auf seinen Mund legte.
„Nicht mehr dieses Thema bitte.", bat ich flüsternd.
Ben nickte nur stumm.
„Was machst du morgen?", wollte ich das Thema wechseln.
„Morgen ist geschlossene Veranstaltung im Club und ich muss mit hinter die Bar. Ich habe nicht genügend Personal gefunden, weil irgendeine besondere Band in der Stadt ist, die mir aber so gar nichts sagt."
„Aber das klingt doch nach Abwechslung.", versuchte ich motivierend zu klingen.
„Nein. Ich mag es nicht hinter der Bar zu stehen. Das mache ich viel zu oft."
Also würde das auch noch zusätzlich bedeuten, dass wir uns tatsächlich heute zum letzten Mal sehen für eine unbestimmte Zeit. Mein Herz wurde mir schwer und ich seufzte leicht.
Als könnte Ben meine Gedanken lesen, stand er auf und zog mich zu sich hoch. Er flüsterte mir ins Ohr: „Lass uns reingehen.".
Er griff nach seinem und meinem Cocktail und wir gingen ins Wohnzimmer. Es war kein Licht an. Nur der flackernde Schein der beiden Kerzen auf dem Balkon leuchtete in den Raum. An der Couch angekommen, nahm ich ihm die zwei Gläser aus der Hand und stellte sie auf den Tisch. Wir standen nah beieinander und sahen uns nur an. Ben hielt meine Hände. Ich zog seine Arme zu mir hoch und bettete seine Handflächen auf meinen Wangen. Er streichelte mein Gesicht und sah mir dabei in die Augen. Diese tiefblauen Augen werde ich vermissen. Ich hatte nie das Gefühl, dass diese Augen mich einmal ohne Interesse angesehen hatten. Ben hatte schon seit wir uns kannten immer meinen direkten Blick gesucht, als wollte er in meinen Augen lesen.
Ben hielt meinen Kopf vorsichtig fest und seine Lippen fanden meine. Zärtlich und fast ehrfürchtig küsste er mich. Dann spürte ich seine Zunge. Auch die war ganz zurückhaltend. Ben löste unseren Kuss und schob mich Richtung Couch. Schon lag ich und er über mir. Mittlerweile waren wir so vertraut, dass wir meist schon wussten oder ahnten, was der andere gleich tun würde. Jeder weitere Kuss, jede weitere Zärtlichkeit und jeder Blick in unsere Augen verstärkte unsere Lust aufeinander. Um mich herum verschwand alles. Ich konzentrierte mich ausschließlich auf diesen mich verrückt machenden Mann. Schnell entledigten wir uns unserer Klamotten, damit wir unsere glühende Haut spüren konnten. Ben atmete schwer und küsste mich am ganzen Körper. Seine Hände waren überall. Ich versuchte mit ihm Schritt zu halten, doch gab nach einer Weile auf und stellte mich einfach seinem Verlangen. Ich gab ihm meinen Körper, und wenn er meine Zunge verlangte, gab ich sie ihm auch. Meine Finger strichen vorsichtig über seine Haut. Ganz langsam, damit ich mich auch später an dieses Gefühl erinnern konnte. Aber an ein Später wollte ich gerade nicht denken. Ben zog mich und sich komplett aus und angelte eine Decke vom Sessel. Wir kuschelten uns zusammen und holten kurz mal Luft.
„Ich werde dich vermissen.", flüsterte Ben mir ins Ohr und küsste es dabei leicht.
„Jetzt nicht darüber sprechen bitte."
„Ok."
So lagen wir sicher eine halbe Stunde aneinander und hörten in die Stille der Wohnung. Hin und wieder küssten wir uns. Jetzt legte sich Ben seitlich zu mir und streichelte mir vom Hals über die Brüste zum Bauch und wieder hoch. Ich sah ihm an er wollte mehr. Also zog ich seinen Kopf an mich heran, küsste ihn und drehte meinen Oberkörper zu ihm. Mein Bein schlang ich um Bens Taille.
„Du bist so schön.", flüsterte er in meinen Mund.
Wir liebten uns drei Mal an diesem Abend und in dieser Nacht.
Es dämmerte bereits, als Ben sich aufrichtete und nach seinen Sachen suchte.
„Was hast du vor?", fragte ich leise. Er dachte wohl ich würde schlafen.
„Ich gehe jetzt nach Hause.". flüsterte er genauso zurück.
„Warum?", ich sprach jetzt lauter.
„Ich kann nicht hierbleiben."
„Ich bin doch auch bei dir geblieben."
„Das stimmt. Aber ich kann es einfach nicht. Sorry."
Dann kommt jetzt wohl der Moment des Abschieds.
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Auf der anderen Seite des Glücks
RomanceEs gibt Situationen im Leben, die erwartet man nie und überraschen einen so sehr, dass man wie gelähmt mit dem Strom mitschwimmt. Clara erlebt an einem Abend im Frühling ein sinnliches Abenteuer, und was sich daraus entwickelt, hätte sie im Traum ni...