Warum macht dieser Typ mich so verrückt, überlegte ich, als ich im Bett lag. Ich konnte nicht schlafen und mir schwirrte der Kopf. Nathan hatte nur eine SMS geschickt. Ich wusste wenigsten es sind alle gut angekommen. Ich hasste es, wenn er sich nicht meldete, aber heute Abend war es mir ganz lieb. Zum ersten Mal war ich in Bens Büro. Zum ersten Mal bin ich in seinem Auto mitgefahren und nun wusste er, wo ich wohne. Das beunruhigte mich nicht weiter, aber es wurde immer intensiver zwischen uns. Es gab kein Zurück mehr. Das hier ist eine Affäre. Ich habe versucht es zu beenden, doch ich schaffte es bisher nicht. Ich werde diese Affäre nicht weiter antreiben. Wenn er mich sehen will, kann er gern fragen. Will ich das? Eben fühle ich ein klares Ja, da mein Kopf anscheinend immer noch ausgeschalten ist. Es ist ein verdammtes Abenteuer und wer sagt überhaupt, dass es verboten ist? Ohne Affären wären die Soaps der langweiligste Mist, der im TV läuft. Ich bin jung und habe noch keine Familie. Nathan ist meine Familie, habe ich immer angenommen. Nur leider bin ich enttäuscht von ihm. Ich liebe ihn, da gibt es keinen Zweifel. Solange er nicht da ist, werde ich mich auf den Spaß einlassen und es dann beenden. Mit diesen Gedanken schlief ich ein.
Am Morgen wollte ich den Wecker eigentlich schlachten, ich war total müde. Mein letzter Gedanke gestern Abend war Ben und es ist auch mein erster Gedanke heute Morgen. Er konnte küssen und mich ganz verrückt damit machen. Seine Berührungen waren zärtlich und gleichzeitig voller Kraft und Verlangen. Ich fühlte mich so wohl und gewollt mit ihm. Ein Gefühl, dass ich gar nicht mehr kannte. Oder ehrlich gesagt in dieser Intensität noch nie erlebt hatte. Was machte er bloß mit mir?
Ich ging duschen und kochte mir einen Tee. Dann packte ich meine Sachen und zog los. Ich holte mir noch einen Bagel an der Ecke. Da fiel mir ein, ich hatte Julie gestern gar nicht zurückgeschrieben. Ich kramte mein Handy aus der Tasche und rief sie direkt an.
„Hey und guten Morgen Julie.", trällerte ich los als sie nach sieben Rufzeichen endlich ranging.
„Was ist los?", hörte ich sie verschlafen sagen.
Stimmt, sie war ja gestern Abend noch feiern.
„Oh sorry. Ich habe dich geweckt. Ach hätte ich doch lieber mal eine SMS geschrieben."
„Jetzt bin ich ja wach. Was ist los?"
„Ich habe dir gestern Abend gar nicht mehr geschrieben. Deswegen dachte ich, ich rufe schnell mal an und frage, was du die Woche und am Wochenende so vorhast."
„Bin ab heute jeden Abend im Club an der Bar. Kannst ja vorbeikommen."
Das klang jetzt nicht so euphorisch von ihr. Ich schob es auf ihre Müdigkeit.
„Ok, gern.", trällerte ich los.
„By the way, was hast du eigentlich gestern Abend gemacht?", fragte Julie und es klang, als wolle sie mir etwas unterstellen.
„Ich bin zeitig schlafen gegangen.", log ich nach einer kurzen Überlegungspause.
„Aber du sagtest doch eben, dass du mir ja gestern Abend gar nicht mehr zurückgeschrieben hast. Das heißt doch, dass du meine SMS um halb zwölf noch gelesen haben musst.
Ertappt.
„Ja, ich war noch mal aufm Klo, da habe ich mein Handy gecheckt."
„Na dann ist ja alles gut.", hörte ich sie mit einem gewissen Unterton sagen.
Wir verabredeten uns für den Abend im Club und beendeten kurz darauf das Telefonat. Alles andere kann ich sie heute Abend fragen.
Heute war Mittwoch. Ich beschloss die nächsten zwei Tage frei zu nehmen. Ich brauchte wahrscheinlich mal Zeit für mich. Und Urlaubstage hatte ich noch genügend zur Verfügung.
Der Arbeitstag zog sich endlos in die Länge. Ich war froh, als es fünf war. Ich ging nach Hause und ließ mir ein Bad ein. Ich gab etwas Lavendel dazu und goss mir ein Glas Wein ein. Ich fühlte mich seit dem Ereignis am Vorabend sinnlich und begehrenswert. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Ben und ich stellte mir auch die Frage, ob er denn heute Abend auch im Club sein wird.
Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte es mit an die Wanne genommen. Es war Ben. Ich schoss sofort nach oben und trocknete mir schnell die Hände ab. Ich ging ran:
„Hey."
Es klang total gekünstelt.
„Hey.", antwortete er kurz. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich seine Stimme unglaublich männlich finde? Also die Stimme passt einfach zu ihm. Es gibt ja manchmal Menschen, die machen den Mund auf und da kommt etwas heraus, was eigentlich wo anders hinsollte.
„Was machst du gerade?", fragt Ben.
Ich werde ihm nicht sagen, was ich gerade mache.
„Ich putze.", log ich.
„Ich würde dich heute Abend gerne sehen. Geht das?"
„Ich bin im Club verabredet."
„Na das passt doch gut. Dann sehen wir uns später."
Wir verabschiedeten uns und legten auf.
Ich stieg sofort aus der Wanne und flitzte zum Schrank. Was ziehe ich an? Ich benahm mich wie ein Teenager. Als ich es bemerkte, setzte ich mich in ein Handtuch gewickelt auf den Wannenrand und versuchte meine Gedanken zu ordnen.
Wir sehen uns heute Abend. Eigentlich bin ich mit Julie verabredet, also werde ich mir nichts wegen Ben anmerken lassen. Es wird sich schon irgendetwas für uns ergeben.
Ich zog mich an, ohne durchzudrehen, wie eine Halbwüchsige, und machte mir was zu essen. Dann versuchte ich zum dritten Mal heute Nathan anzurufen, aber er ging auch dieses Mal nicht ans Telefon. Ich gab es auf. Er wird sich schon melden, wenn was ist oder er eine freie Minute hat. Ich suchte meine leichte Jacke und zog also los.
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Auf der anderen Seite des Glücks
RomanceEs gibt Situationen im Leben, die erwartet man nie und überraschen einen so sehr, dass man wie gelähmt mit dem Strom mitschwimmt. Clara erlebt an einem Abend im Frühling ein sinnliches Abenteuer, und was sich daraus entwickelt, hätte sie im Traum ni...