„Guten Morgen", hörte ich Ben dicht an meinem Ohr flüstern. Wir waren eingeschlafen und ich habe die ganze Nacht bei ihm auf der Couch verbracht. Es war hell und die Sonne schien ins Zimmer. Ich richtete mich auf und bedeckte meinen nackten Körper mit der Decke.
„Wie spät ist es?", fragte ich verschlafen und mit noch fast zugekniffenen Augen.
„Halb neun. Frühstück?"
Ich fühlte mich seltsam, weil ich bei ihm übernachtet habe. Ich überlegte mir, was wenn seine Frau mal eher nach Hause kam ohne ihm Bescheid zu sagen? Ich schob den Gedanken schnell weg, denn aus der Küche kam der Geruch von frisch zubereitetem Rührei und Speck. Mein Magen knurrte und mir fiel ein, dass ich ja außer dem Bagel gestern nichts mehr gegessen hatte. Ich schämte mich etwas für meinen Überfall gestern hier an der Tür. Aber bei dem Gedanken an den letzten Abend schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht.
„Was gibt es hier zu grinsen?", fragte Ben.
„Ach nichts. Ich musste nur an gestern Abend denken und wie ich dich überfallen habe."
„Das war heiß und so hätte ich dich gar nicht eingeschätzt."
„Wie denn dann?"
„Na zurückhaltender."
„Du meinst prüde oder verklemmt."
Ben musste verschmitzt kichern: „Ja."
Ich warf ein Kissen nach ihm, doch er war schon aus der Tür.
„Zieh dich an. Frühstück ist fertig.", rief er aus der Küche.
Ich kroch von der Couch und zog mich schnell an. Ben hatte schon meine Sachen zusammengesammelt und auf einen Haufen gelegt. Ich ging in die Küche und traute meinen Augen kaum. Es war ein wundervolles Frühstück. Ich sah Orangensaft, Obst, Gemüse, Rührei, Bacon, Toast, Käse und eine kleine Vase mit einer orangenen Rose drin.
„Wow. Wann hast du denn das alles gemacht?", fragte ich erstaunt.
„Na als du geschlafen hast. Setz dich, ich habe Hunger."
Wir frühstückten zwei Stunden und sprachen über alles, was uns gerade einfiel. Ich fragte ihn was er heute vor hatte.
„Ich muss in den Club ein paar Telefonate erledigen und ein paar E-Mails schreiben. Außerdem muss ich Getränke einkaufen und den Dienstplan für die nächsten Wochen machen. Was hast du vor?"
„Nichts."
Ich hatte wirklich nichts vor, denn ich habe ja spontan Urlaub genommen um mich eigentlich von Ben abzugewöhnen. Ging irgendwie nach hinten los.
„Hast du Lust auf ein Date heute Abend?", fragte Ben schüchtern.
„Wie Date? Was hast du vor? Wieder auf einer Parkbank knutschen?"
Ben lächelte mich schief an.
„Nein. Da ist so eine Bar, die haben einen Klavierspieler jeden Abend dort. Es ist immer ganz gut besucht und ich würde dich gern auf einen Cocktail einladen."
Das klang interessant. Also warum nicht?
„Ok, wann und wo?", fragte ich schließlich.
„Ich hol dich um acht ab."
„Ok. Ich freu mich drauf."
Ich half Ben noch aufräumen und verabschiedete mich dann von ihm mit der Vorfreude auf den Abend. Für den Nachhauseweg bestellte ich mir ein Taxi und war innerhalb von zwanzig Minuten zu Hause. Ich schaute auf mein Handy und hatte eine SMS. Ich dachte, dass sich Nathan nun endlich mal von selber gemeldet hat. Nein, dem war nicht so. Trotzdem war es eine tolle SMS. Sie war von Ben:
Danke, dass du gestern vorbeigekommen bist. Ich freue mich auf heute Abend. Ben
Nur zwei Minuten, nachdem ich seine Wohnung verlassen hatte. Anscheinend habe ich mit meiner heißen Aktion gestern ins Schwarze getroffen. Dabei wollte ich nur seine Nähe spüren und mich wieder begehrt und behütet fühlen. Mehr als das hat er mir gestern gegeben und mit einem Mal überkam mich eine Angst, dass wir eventuell zu weit gegangen sind. Die Situation bereits ausweglose Ausmaße angenommen hat und wir uns nie mehr wirklich trennen können.
Ich beschloss zu putzen. Das macht den Kopf frei und ich kann laute Musik hören. Ich suchte also die richtigen Titel raus und stellte die Boxen auf laut. In den nächsten fünf Stunden putze ich alles, was ich sah und was geputzt werden konnte. Ich wusch Wäsche und ging einkaufen. Sicher zwar nur für mich alleine, aber ich ließ es mir gut gehen. Als ich mit meinem Ergebnis zufrieden war, war es um sieben. Ich hatte also noch eine Stunde für eine Dusche und die richtige Kleiderwahl. Dreiviertel acht war ich fertig. Mein Handy piepste. Eine SMS von Ben:
Hey meine Schöne. Ich bin in zehn Minuten da. Ben
Ich packte meine Handtasche und suchte mir noch eine dünne Jacke raus. Dann saß ich auf der Couch und wartete. Warten tat ich ja am liebsten. Vier vor acht klingelte es und ich ging an die Gegensprechanlage. Es war Ben. Ich schnappte mir den Schlüssel und ging runter. Er war mit dem Auto. Wir führen in die Innenstadt und parkten direkt neben der Bar. Ben meinte er will sein Auto heute stehen lassen und mit mir nach Hause laufen.
Aber nun gingen wir erst mal in die Bar. Er hatte nicht untertrieben. Es war eine warme und gemütliche Atmosphäre. Überall standen Sessel und Sofas um Tische herum. Alle waren besetzt, sodass wir nur noch zwei Plätze an der Bar ergattern konnten. Ich hing meine Jacke über den Barhocker und setzte mich drauf. Die Handtasche legte ich mir auf den Schoß. Ben rückte seinen Barhocker an meinen heran, wir berührten uns leicht. Ich sah mich in der Bar um. Alle Gästegrüppchen unterhielten sich, aßen oder tranken Cocktails. Plötzlich wurde es still und der Klavierspieler fing an zu spielen. Alle lauschten voller Interesse. Die ersten zwei Songs blieb es so still, dann fingen die Gespräche langsam wieder an.
„Gefällt es dir?", fragte Ben leise.
„Oh ja. Es ist sehr gemütlich hier. Was trinkst du?"
Wir hatten endlich zwei Karten bekommen und suchten nun nach dem ersten Cocktail.
„Such du für mich aus.", hörte ich Ben in die Karte sagen.
„Das ist mal eine Aufgabe."
Ich bestellte uns beiden einen Mojito. Danach sah ich mich wieder um. Ich erstarrte plötzlich.
„Ben.", sagte ich hysterisch.
„Da hinten sind Julie und Moppy."
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Auf der anderen Seite des Glücks
RomanceEs gibt Situationen im Leben, die erwartet man nie und überraschen einen so sehr, dass man wie gelähmt mit dem Strom mitschwimmt. Clara erlebt an einem Abend im Frühling ein sinnliches Abenteuer, und was sich daraus entwickelt, hätte sie im Traum ni...