12 - Ben und der Club

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Au. Mein Fuß schmerzt und meine Stirn. Als ich hoch blicke, sehe ich die blauen Augen, aus denen großes Erstaunen abzulesen ist.

„Was machst du hier? Heute ist eine geschlossene Veranstaltung."

„Dir auch guten Tag. Und ich helfe Julie. Sie hat mich gebeten sie an der Bar zu unterstützen.", sage ich mutig heraus, denn er sieht aus als wollte er gleich explodieren.

„Das hat sie nicht mit mir abgesprochen.", und schon ist er auf dem Weg zu Julie.

Hoffentlich bekommt sie jetzt keinen Ärger. Aber warum? Es ist doch keine Band anwesend. Was regt sich Ben überhaupt so auf?

Ich laufe zum Lager und hole die zwei Flaschen Champagner. Hinter mir schließe ich die Lagertür ab und laufe mit dem Schlüssel und den Flaschen zur Bar zurück.

„Warum hast du sie angerufen? Sie hat doch keine Erfahrung?"

„Von den Anderen konnte keiner.", höre ich Julie zu ihrer Verteidigung sagen.

„Ok, du trägst die Verantwortung.", sagt Ben ganz ruhig zu Julie und verschwindet in einem kleinen Raum hinten im Club.

„Was war das denn?", frage ich Julie.

„Keine Ahnung.", Julie zieht die Schultern bis zu den Ohren und guckt mich an ohne eine Mine zu verziehen.

„Was ist da hinten in dem Raum?", höre ich mich Julie fragen.

Warum ich das frage, weiß ich nicht. Ich wollte mich fern halten von ihm. Nathan zu liebe. Wo bleibt der eigentlich?

„Das ist Busters Büro?"

Hoffentlich sieht man mir mein Erstaunen nicht an.

„Wozu brauch er ein Büro?"

„Na er ist hier Geschäftsführer."

„Ach so. Ich dachte er macht nur die Konzerte."

Jetzt machen auch alle anderen Aussagen von Julie Sinn.

Die ersten Gäste trudeln ein und bestellen ihre Getränke. Es ist spannend und aufregend für mich, da es eine ganz andere Arbeit ist, als das was ich sonst mache. Es macht mir so viel Spaß, dass ich gar nicht merke wie die Zeit vergeht und mit einem Mal ist es Mitternacht. Julie schickt mich in die Pause und ich gehe an einen Stehtisch in der Ecke. Die Gäste amüsieren sich prächtig und haben auch ordentlich Durst. Ich war seit Baröffnung schon zwei mal im Lager und habe Rum und Cola nachgefüllt. Cuba Libre geht an dem Abend am Besten. Plötzlich fiel mir Nathan ein. Wo ist er? Er war nicht gekommen und ich war etwas enttäuscht. Ich hätte mich sehr gefreut, hätte er mich in Aktion hinter der Bar gesehen. Ich habe mich denke ich bis jetzt ganz gut geschlagen. Zumindest kamen keine Klagen von Julie.

Eigentlich hätte ich gar keine Pause gebraucht, deswegen gehe ich zurück an die Bar.

„Komm Julie, mach du mal Pause. Ich komme eine Weile alleine klar.", und ich schiebe sie vor die Theke.

„Ok. Danke. Ich bin mal draußen, falls du mich brauchst."

Zwei Gäste bestellten Bier und Wein bei mir. Das war einfach. Dann war die Theke leer und ich konnte mich aufs Gläser spülen konzentrieren.

„Gib mir mal bitte ein Bier."

Ich sehe hoch, unsere Blicke treffen sich und ein angenehmes zucken geht durch meinen Bauch. Ben stand an der Theke und lächelte mich tatsächlich an. Ich hatte ihn die gesamte Zeit, seit dem er in seinem Büro verschwunden war, nicht mehr gesehen, aber ehrlich gesagt auch vergessen, dass er da hinten war.

Ich lächle zurück und frage: „Welches hättest du den gern?"

„Ein Bud light bitte."

Ich reiche ihm die Flasche und er nimmt einen großen Schluck.

„Wo ist Julie?", fragt er mich und sieht sich an der Bar um.

„Sie macht draußen Pause. Sie wird sicher gleich wieder rein kommen."

„Macht es dir Spaß?"

„Was?"

„Hinter der Bar zu stehen und dabei so wundervoll auszusehen?"

Das angenehme zucken in meinem Bauch wird augenblicklich zu einem Schmetterlingsschwarm. Ich werde rot und schaue zu Boden.

In dem Moment stürmt Julie an die Bar.

„Bin wieder da-aaa. Was habt ihr zu besprechen?", fragt Julie an uns beide gerichtet und schaut als hätte sie etwas auszuhecken.

Ben ergreift sofort das Wort.

„Ich habe Clara gefragt wie es ihr gefällt und ob sie klar kommt." Ben sieht Julie dabei direkt an und bleibt ernst.

„Genau.", fällt mir nur ein.

Da kommt Gott sei Dank ein Gast an den Tresen und bestellt drei Cuba Libre. Da habe ich erstmal zu tun. Im Augenwinkel sehe ich Ben wieder in seinem Büro verschwinden. Julie kommt mit hinter die Bar und nimmt die Bestellungen der mittlerweile weiteren Gäste am Tresen entgegen.

Warum hat Julie bei ihrer Ankunft aus der Pause so hinterlistig geguckt? Steckt vielleicht doch mehr hinter ihrer gestrigen Fragerei?

„Drei Cuba Libre. Bitte schön."

Und gefähr zwei Uhr nachts bat mir Julie an in den Feierabend zu gehen. Ich willigte ein und wollte aber noch etwas in Ruhe trinken. Sie gab mir einen Mojito und ich nahm an der Bar auf einem Hocker platz. Viele Gäste waren nicht mehr da, und die die noch da waren, waren weit über dem Berg. Aber das Schauspiel, was sich da im Vorraum bot, war grandios. Als ich mich auf dem Barhocker zurück zur Bar drehte, saß Ben neben mir und unterhielt sich mit Julie.

Plötzlich wurde ich nervös. Wie sollte ich mich verhalten? Ich blieb einfach sitzen und versuchte mich nicht auffällig zu benehmen. Ich hakte mich auch nicht ins Gespräch ein. Ich blickte einfach auf meinen Mojito und hörte zu. Die beiden besprachen die nächsten Veranstaltungen und Julie ging immer wieder mal an den Tresen einen Gast bedienen. Als sie eben wieder verschwand, spürte ich seine Hand auf meinem Oberschenkel. Er tippte mich an. Automatisch legte ich meine Hand in seine und spürte einen kleinen Zettel in meiner Hand. Er zog seine Hand weg und sprach weiter mit Julie, als wäre nichts gewesen.

Nun hatte ich diesen Zettel in meiner linken Hand unterhalb der Bar. Hier konnte ich ihn nicht lesen.

„Bin mal schnell weg.", ich stand auf und rannte zur Toilette.

Schnell schloss ich mich in eine Kabine ein und setzte mich auf den Toilettendeckel. Es war ein kleiner Zettel. Also konnte nicht viel drauf stehen. Ganz vorsichtig öffnette ich das Blatt.

Ich würde dich gern sehen. In 30 Minuten? Gleiche Stelle, gleiche Welle?

Hier übrigens mal meine Handynummer: 301-555-4679

Ich las es drei oder vier mal. Aber nur, weil ich mir nicht sicher war, was ich jetzt tun sollte. Und stimmt, wir hatten bisher nicht einmal Handynummern ausgetauscht.

Es kreiselte in meinem Kopf. Nathan kam nicht an so einem wichtigen Abend für mich. Ich hatte unglaublich Spaß. Will mich aber eigentlich von Ben fern halten. Er aber anscheinend nicht von mir. Ich bin zu neugierig, was da gleich passieren wird. Also stehe ich auf, geh noch mal zum Spiegel und dann zurück an die Bar. Viel war nicht mehr drin in meinem Mojito. Ben und Julie unterhielten sich weiter über Veranstaltungen.

Fünf Minuten später war mein Mojito alle.

„Julie, ich mach los. Ich bin müde. Wegen der Abrechnung, das machen wir mal in Ruhe. Ich merke mir die Stunden."

Ich umarme sie und nicke Ben nur zu. „Machts gut.", und schon bin ich unterwegs nach draußen.


Auf der anderen Seite des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt