1 - Wer bin ich?

23 1 0
                                    

Wo genau ich jetzt anfange zu erzählen, weiß ich noch nicht. Sicher fallen mir zwischendurch die tollsten Erinnerungen ein. Am Ende der Geschichte werde ich notieren, wie lange ich gebraucht habe, mich an all das zu erinnern und in interessante, lesbare Worte zu fassen.

Ich möchte nicht sagen, dass ich vor den Ereignissen nicht glücklich war, aber in diesen speziellen Momenten, die wir hatten, war ich es ein bisschen mehr.

Es ist ungefähr drei einhalb Jahre her, dass ich Ben kennenlernte. Es war eher Zufall, aber das ist es ja meistens. Ich bin übrgens Clara, bin 27 Jahre alt und wohne seit ziemlich genau sechs Jahren in Jackson. Das klang jetzt wie eine Vorstellung bei einem Workshop.

Vor drei einhalb Jahren war ich in einer Beziehung mit Nathan. Wir beide kommen aus der gleichen Gegend, daher hatten wir viele gemeinsame Freunde. Durch diese Freunde haben wir uns damals auch kennen gelernt und waren bereit es miteinander zu versuchen. Es lief auch wunderbar in der ersten Zeit der Beziehung. Wenn die frische Liebe zu einem gemeinsamen Alltag wird, ist es an beiden Partnern die Liebe aufrecht zu erhalten und nicht einschlafen zu lassen.

In den ersten zwei Jahren war Nathan mein Halt und unterstütze mich viel. Ich hatte das Studium abgebrochen, eine Weile gejobbt, um dann wieder einen Vollzeitjob als Assistentin der Geschäftsleitung zu bekommen. Mittlerweile arbeite ich zwar nicht mehr in dem Unternehmen, sondern bin wieder in meinem ursprünglichen Beruf verwurzelt. Wir waren ein gutes Team in der Zeit. Nicht nur er hat mir geholfen, ich habe ihn auch in seinem Unternehmen unterstützt, was für mich als Partnerin eines Selbständigen gar keine Frage war.

Heute weiß ich, dass ich mir oft eingeredet habe in unserer Beziehung wäre alles super. Aber das war es nicht. Das habe ich erst gelernt und auch gelernt zu verstehen, als ich Ben traf. In dieser unglaublich tollen Zeit mit ihm, habe ich erfahren, was noch alles zu einer Beziehung gehören kann und wie viel Arbeit das eigentlich ist. Diese Arbeit müssen sich die Partner jedoch teilen und das hat Nathan nicht verstanden. Für ihn war unser Zusammenleben schnell zu einer Selbstverständlichkeit geworden, ich bin zu einer Selbstverständlichkeit geworden und es hat mich zwei weitere Jahre gekostet, das zu verstehen.

Die Geschichte, die ich gleich erzählen werde, ist für viele völlig unverständlich. Wie kann man sowas nur tun? Wie kann eine Frau nur so etwas tun? Andere, denen es in ihrem Leben auch einmal so erging, werden sich vielleicht in meiner Geschichte wieder finden und sich nicht mehr allein oder missverstanden fühlen. Ich habe Menschen, die in einer „Beziehung" fremd gehen, ebenfalls immer abgelehnt und konnte nicht verstehen, wie man so etwas tun kann. Und nun bin ich froh darüber diese Erfahrung gemacht zu haben. Zu sagen, man sehe die Welt mit anderen Augen, wäre übertrieben, aber man erkennt mehr Farben in der Szenerie des Lebens und begreift, was es heißt, zu leben.

Auf der anderen Seite des GlücksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt