Doch auch Nashra hatte die Gefahr wahrgenommen und forderte den Rückzug. Yara konnte und wollte aber nicht gehen. Sie musste wissen, was diese Menschen im Schilde führten!
"Ich fühle mich eurer Aufmerksamkeit geehrt!", begann der Jäger und seine Stimme schien von allen Seiten widerzuhallen. Da musste Magie im Spiel sein, doch abgesehen von ihr schien dies niemandem aufzufallen. "Gerüchte verbreiten sich schneller als ein Feuer und ich bin hier, um euch zu sagen: Sie sind wahr! Abscheuliche Kreaturen wandeln unter uns. Drachen verbünden sich mit den Hexen dieser Stadt! Sie wollen die Kontrolle über Têmpra und schließlich über das ganze Land an sich reißen!" Yara konnte es nichh fassen, mit welchen Enthusiasmus dieser Mann ein jahrhundertealtes Geheimnis preisgab. Und scheinbar streute er seine giftige Wahrheit nicht zum ersten Mal, denn viele Anwesende nickten zustimmend. Es war unglaublich, wie viele ihm ohne lange zu Überlegen Glauben schenkten.
"Ganz ruhig, meine Mitbürger! Dies ist eine Warnung, niemandem zu trauen und eine Bitte, jede Art von Magie uns unverzüglich zu melden. Mit eurer Hilfe werden wir die Stadt vor den Klauen dieser Viecher befreien!" Die Menge tobte. Er hatte nicht einmal einen Grund genannt, was die Drachen denn bis jetzt so scheußliches bewirkt hatten. Sie hatte gedacht, die Zeiten der Hexenjagd und wütenden Mobs seien vorbei, doch scheinbar hatten die Jäger sie von neuem eröffnet. Dass der Stadtrat diese Art der Propaganda duldete war Yara unbegreiflich. Die einzige Erklärung wäre eine Infiltrierung der Mitglieder.
Dann fand sein Blick den ihren und sein Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Grimasse.
"Sie wandeln mitten unter uns! Seht ihr sie? Diese Hexe hat sich den Kreaturen als Sklavin entgegengebracht und uns verraten!" Alle Menschen versuchten nun einen Blick auf sie zu erhaschen. Viel schlimmer fand sie seine Worte. Aryas musste munter in der Runde geplaudert haben oder es gabe einen weiteren Spitzel in ihrem recht begrenzten Bekanntenkreis. Früher wäre sie erstarrt und abgetaucht. Heute erhob sie die Stimme und erfasste auch ohne magische Trickserei die hintersten Winkel.
"Eine Sklavin der Drachen? Ihr seid es wohl eher, die einen Pakt mit den Wesen geschlossen haben. Verteilt nicht derartige Lügen in den Köpfen der Leute ohne Beweise!" Augenscheinlich war sie die erste, die nach handfesten Dingen fragte. Ratlose Wörter wurden gewechselt und schließlich richteten sich die Attacken des Volkes gegen den Jäger. Wie leicht zu manipulieren die Menschen doch waren.
Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie hatte unterbewusst ihre Magie fließen lassen. Wenige Schubser, die sie selbst erst im Nachhinein bemerkte, hatten dafür ausgereicht. Es war unbeschreiblich in welche Höhen das ihre Magie trieb. Eine unsichtbare Blockade schien immer weiter zu zerfallen und die Verbindung zu dieser eigentümlichen Macht festigte sich.
Es war an der Zeit, zu verschwinden. Der Magier richtete seine leuchtenden auf sie und mit einem Mal fiel ihr das Atmen schwer. Er schnürte ihr mit seiner Magie die Luft ab, sie spürte die unsichtbare Berührung und es fühlte sich so unendlich falsch an. Die Magie fühlte sich so unendlich falsch an.
"Da seht ihr, was die Drachen mit einem anstellen, sobald man sie verleugnet!", prophezeite der Jäger, während sie auf die Knie sank. Todesangst schoss durch jeden Winkel ihres Körper, doch ihre Lungen wollten ihr nicht gehorchen. Allmählich tanzten schwarze Punkte in ihren Blickwinkeln. Die Menschen zogen sich von ihr zurück, als wäre sie ansteckend. Niemand kam um ihr zu helfen, der freie Kreis um sie wurde immer größer.
Nashras Schatten legten sich wie eine schützende Decke über Yara und schirmten sie vor den Augen der anderen ab. Doch damit nicht genug.
Immer noch nach Luft schnappend, drang der Rauch in ihren Mund und löste Stück für Stück die Klauen der schwarzen Magie um ihren Brustkorb, bis sie das Gefühl hatte, selbst ein Teil der Schatten zu sein. Blinzelnd beobachtete sie den suchenden Blick des Magiers und blickte anschließend an sich hinab. Unmöglich. Bestürzt und gleichzeitig bewundernd betrachtete sie ihre durchscheinenden Arme. Sie war nicht mehr als ein dunkler Abdruck auf den rauen Pflastersteinen. Ohne lange zu Überlegen, was das für sie und Nashra bedeutete, brachte sie sich aus der Reichweite der Ansammlung.
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Nashra - Kristall Chroniken I
FantasyYara lebt auf der Straße, in einer Zeit, in der jede Art von Magie verachtet wird. Sie ist auf der Flucht vor sich selbst und ihrer Vergangenheit, als sie auf Alaneo und seinen kleinen Bruder trifft, die so gar nicht in diese schmutzige Seite der Ge...