5. Kapitel ☾

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Bittersüß

┌── 𑁍*̥˚── ──── 𑁍*̥˚─┐
E l i a n a
─── 𑁍*̥˚ ── ─── 𑁍*̥˚┘

Wahrscheinlich stand mir die bittere Verzweiflung schon ins Gesicht geschrieben. Wer kannte dieses Gefühl denn nicht? Man kam nach der Schule nach Hause und machte sich direkt an die Hausaufgaben, um anschließend noch etwas Freizeit haben zu können. Doch letztendlich wird daraus nichts, da Mr. Mathematik der Meinung ist dir das Leben zu erschweren, indem er dir Aufgaben gibt, welche du einfach nicht lösen kannst.

Warum war Mathematik denn nur so kompliziert? Wieso gab es zehn Meter lange Rechenwege, die kein Mensch verstand? Ich werde es wohl nie in meinen Kopf bekommen, wozu es solche umfangreichen Wege zum Rechnen gab. Aus welchem Grund machte sich die Menschheit das denn nur so schwer?

„Was du damit eigentlich ausdrücken willst: Du bist einfach zu dumm, was das Rechnen angeht", mischte sich meine innere Stimme ungefragt ein.

»Kannst du nicht einmal deine Klappe halten? Nur ein einziges Mal?", erwiderte ich bissig.

Es war nicht so, dass ich meine innere Stimme nicht mochte, aber es gab Momente, da strapazierte Sia einfach meine Nerven. Wenn ich ehrlich war, konnte ich aber auch nicht ohne sie. Es wäre dann wiederum zu langweilig in meinem Leben. Sia war schon seit meinem 6. Lebensjahr an meiner Seite oder eher gesagt in mir verankert. Ich konnte mich noch zu gut daran erinnern, wie wir uns kennenlernten.

—»

Gerade als ich von der roten Schaukel abspringen wollte, verhedderte ich mich mit meinem rechten Fuß an dem eisernen Seil und fiel mit dem Gesicht geradewegs in den staubigen Sand. Der Sturz tat höllisch weh und die rauen Sandkörner piksten unangenehm in meinen Augen. Plötzlich lachte sich jemand die Seele aus dem Leib, während ich mich weinend auf dem kalten Sandboden aufrichtete. Als ich mich umschaute, war jedoch niemand zu sehen. Eine ungemeine Angst keimte in meinem Inneren auf, sodass ich mir fast in die Hose pinkelte. Erneut erklang dieses unheimliche Lachen und nur kurz danach ertönte eine Stimme in meinem Kopf, welcher ich gedanklich geantwortet habe. Prompt begann eine innige Konversation. Nach einigen Fragen und zahlreichen Diskussionen haben wir dann Frieden geschlossen und nach kurzem überlegen gab ich der Stimme in meinem Kopf einen Namen: Sia.

«—

Wo sie auf einmal herkam, wusste ich nicht. Wie das möglich war, dass mir jemand antwortete, wusste ich ebenfalls nicht. Am Anfang dachte ich, ich spreche mit mir selbst in Gedanken, aber es war nur eine Illusion. Mir hatte tatsächlich jemand geantwortet. Bis jetzt hatte ich keiner Menschenseele davon erzählt, weil mich dann wahrscheinlich die Meisten für verrückt halten würden. Aus diesem Grund war Sia mein kleines, aber feines Geheimnis. Und auch, wenn wir uns stritten, so war und blieb sie meine einzige beste Freundin — Natürlich neben Drake, meinem männlichen besten Freund seit Kindheitstagen. Er war immerhin mein Kindergartenfreund und somit einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, der nicht nur an meiner Seite war, sondern auch der, der mir immer den Rücken gestärkt hatte. Leider haben wir seit dem Umzug den Kontakt zueinander verloren, weshalb Sia meine einzige Stütze war. Sie konnte zwar gemein sein, aber dennoch kannten sie mich besser als alle anderen. Ich war froh, dass es Sia gab, auch, wenn nur in meinem Kopf. Umso besser das Drake lebendig durch die Welt stolzierte. Ob ich ihn jemals wiedersehen werde?

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